Loecher, noch und noecher
früher Militärsportarzt Doktor Krispov den Segnungen des Kommunismus nach, aber das darf natürlich hier im Mutterland des Loden keiner wissen, wo er erst vor kurzem der „Hilf dir selbst, wir helfen dir nicht!“-Partei beigetreten ist, „Hier ist es schön, hier ist es fein, komm in unser Häuschen rein“ steht bei denen im Parteiprogramm, und er will ja in dieser Gegend nicht wie der Schneehase im grünen Feld herumhoppeln und sich als Kommunist outen.
„Mach dich frei, Biermösel! Mach dich frei!“, sagt er wieder.
Das letzte Mal, dass sich der Biermösel frei gemacht hat, war bei der Untersuchung oben in der Gendarmerieschule in Linz, wo sie ihm aber nicht in den Kamin geschaut haben. Den kleinen Hammer aufs Knie schlagen und mit der Taschenlampe ins Ohr leuchten – das hat genügt, das hat genügen müssen! Aber auch die Medizin hat seither Fortschritte gemacht, und der Herr Doktor Krisper, stellt der Biermösel jetzt fest, trägt sogar schon Gummihandschuhe und schmiert sie sich die Hand ein, Halleluja, da klemmt der Biermösel lieber instinktiv den Arsch zusammen.
„Mach dich frei!“, hört er den Herrn Doktor wieder sagen. „Mach dich frei!“
Naja, denkt sich der Biermösel jetzt, das macht er schon sehr gut. Im Verführen und Locken ist der Doktor Krisper gewiss besser als er selbst, und wenn er die Damen auch so lockend anschaut und mit seiner Samtesstimme auf sie einredet, dann Hut ab und allen Neid dieser Welt.
„Mach dich frei, Biermösel!“
Der Biermösel könnte jetzt schwören, dass er nicht will, was er tut, weil er von Natur aus schamhaft ist und sich aus Prinzip nicht auszieht, nicht vor der Roswitha, nicht vor dem Schlafen gehen, und erst recht nicht vor einem Mann.
Aber er muss es jetzt tun, er muss, er muss, er muss. Er kann mit seinen sonst so gefürchteten Adleraugen dem hypnotisierenden Blick von seinem Hausarzt einfach nicht mehr standhalten, so verweichlicht ist er schon. Wie von einer fremden Hand gesteuert, fängt er an sich die eingefrorenen Schuhbänder aufzubinden und sich die Wollstutzen hinunter zu ziehen. Und wie er sich im Grunde schon damit abfindet, dass ihm der Herr Doktor die Loden- und dann die Unterhose auch noch hinunterzieht und ihn dazu bringt, dass er sich vor ihn hinkniet und er ihm dann den Kamin kehrt, da reißt ihn auf einmal ein entsetzter Schrei vom Doktor Krisper aus der Hypnose:
„Aaaaah!“, brüllt er wie am Spieß, und dann kann der Biermösel sehen, wie der verzweifelt auf seine Venen starrt und mit dem nackten Finger darauf zeigt:
„Aber Biermääääsel!“, schreit er und hält sich die Hände vor die Augen. „Warum hast du mir denn nie erzählt von deine Venen, wolltest du mich iiiiberrrrraschen?!“
Bravo, denkt sich der Biermösel zufrieden. Wenn du mich hypnotisieren willst, dann zeig ich dir meine Venen, und schon ist das Gleichgewicht des Schreckens wieder hergestellt, du alter Bulgare!
Nachdem ihm jetzt also auch der Doktor Krisper nicht geholfen hat, den Aufenthaltsort vom Wollatz zumindest einzugrenzen, damit er ihn in die Enge treiben und ihm die Fluchtwege versperren kann, steht der Biermösel langsam auf. Aber bevor er sich mit einem schönen Gruß von der Faust „Krankenhaus“ vom Herrn Doktor verabschiedet, fällt ihm ein, dass ihn ja noch ein anderes Verlangen hierher getrieben hat, der winterliche Hunger nach den Strahlen der Sonne.
Ein bisserl verschämt stellt er dem Doktor die leere Tablettenschachtel auf den Tisch und sagt mit dem gewissen drohenden Unterton und mit der Hand schon wieder an den Wollstutzen:
„Mehr, Krisper! Viel mehr!“
„Aber gerne, Biermösel“, sagt der Doktor Krisper, der selbst kein Freund der Apothekerwaage ist. „Sind ja genug dort in der Kiste, greif einfach zu!“
Der Biermösel geht zur Kiste und räumt sich die Säcke von seinem Wetterfleck voll. Dann schaufelt er noch ein paar Kilo in die Jausentasche hinein, und mit dem Rest geht er hinaus und schüttet ihn in die Satteltaschen von der Fips, die schmecken wirklich einmalig. Und dann schiebt er sich noch den Mund voll, wie er wieder zurück kommt zum Doktor Krisper und gleich die Jahresration für 2005-2010 auch noch ordert.
„Ich dank dir recht herzlich, Herr Doktor.“
„Keine Ursache“, sagt der Doktor Krisper feierlich, „der rechtschaffene Mensch ist gerade vor Weihnachten am glücklichsten, wenn er helfen kann.“
Drauf geschissen, denkt sich der Biermösel, auf den rechtschaffenen Menschen und insbesondere
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