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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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furchtbaren Ereignis zeugen denn diese Spuren, fragt er sich. Hat er sich in die falsche Immobilie eingekauft, in eine, über der ein Fluch lastet?
    Das Blut an der Wand lässt ihn an die neuen beunruhigenden Zahlen denken, die ihn am Vormittag per Fax in seinem neuen Refugium aus der Zentrale erreicht haben, verbunden mit einem weiteren lahmärschigen Appell der Leute aus dem Qualitätsmanagement, den Monty zurückzurufen und endlich Inserate des Bedauerns zu schalten: Sie schreiben: Spanien 223 Tote, USA 185 Tote, Italien 194 Tote, alle wegen schadhaftem GPS.
    Da kann man von keiner Häufung von Zufällen mehr sprechen, auch wenn die Spanier vielleicht wirklich ganz ganz schlechte Autofahrer sind.
    Für das Ösi-Land liegen Gott sei Dank noch keine detaillierten Zahlen vor, hier wurde erst gestern das erste Modell ausgeliefert, in einem Örtchen namens Attnang-Puchheim übrigens, das gleich hier in der Gegend liegt, von einem Händler namens Krispov. Mal sehen, wie lange der Monty mit kaputtem GPS sich hier auf der Straße hält.
    Aber wen kümmert‘s? Nicht mehr die sinnlose Jagd nach immer mehr Pferdestärken wird in Zukunft sein Leben bestimmen, sondern die beschaulichere Hege und Pflege seiner Rennpferdchen-Kolonie in Brasilien.
    Ärgerlich jetzt nur, dass er nach Rio mit Linie wird fliegen müssen, weil er die Gulfstream während der Feiertage dem Gesamtbetriebsrat versprochen hat als kleines Dankeschön für die weggepackten Trillerpfeifchen und roten Fahnen während der letzten Massaker an den Arbeitnehmern. Der gute Mann fliegt über Weihnachten nämlich gerne nach Nepal, wo er kleine unschuldige Mönche vergewaltigt. Seit sie die Orgien immer zusammen mit den Betriebsräten feiern, ist zwar auch früher schon immer öfter alles aus dem Ruder gelaufen, und sie haben es in immer kürzeren Abständen wirklich übertrieben. Als sie voriges Jahr nach der zu feiernden Entlassungswelle die Franzi Kubelik an den Füßen gefesselt, ihr die Titten abgeklemmt und sie dann beim Fenster hinausgehängt und dann zum Spaß „Hoch die internationale Solidarität!“ gesungen haben, war das noch lustig. Aber kleine unschuldige nepalesische Mönche vergewaltigen? Der Mensch ändert sich eben schnell zum Schlechteren, sobald er nur die Möglichkeit dazu hat.
    „Franzi?“ fragt er, als er hinter sich endlich die Tür ins Schloss fallen hört und ihr erwartungsfroh den Arsch entgegenstreckt.
    „Nix Franzi“, hört er aber überraschend eine männliche Stimme hinter sich lallen, „Charlie mein Name. Jackpot Charlie.“
    Da scheißt sich der Konzernlenker auch ohne Einlauf von der Franzi Kubelik endlich bis zu den Nackenhaaren hinauf an, weil er diesen Idioten und die fällige Provision ja ganz vergessen hat. Und plötzlich ist er sich ziemlich sicher, dass ihm ausgerechnet dieser kleine Scheißer nach seinem großartigen Managerleben den Einlauf auf die Zielgerade seines Lebens ganz gehörig versalzen wird.
    „Aua!“ schreit er, als ihm der unerwartete Gast das erste Mal sein armes Schaukelpferdchen über den Schädel zieht.
    „Aua, das tut so weh!“

„Schau, das Licht!“
    Vor fünf Minuten, als der Jackpot Charlie in seiner japanischen Rostlaube die engen Kurven vom Gebirgskamm heruntergedonnert ist wie der olympische Rodler durch den Eiskanal, da hat er sich noch halbwegs orientieren können, weil er durch die Spaliere der schneebehangenen Mischwaldbäume hindurch immer wieder das Licht gesehen hat, „Anni, bitte schlag mich, wenn du glaubst, ich erzähl dir schon wieder einen Blödsinn, aber aus dem See heraus hat das Licht geleuchtet, hinauf in den Himmel.“ Und das war so schön, dass er sich fast angebrunzt hat.
    Jetzt aber scheißt er sich vor Angst fast in die Hosen, obwohl er einen ganzen Haufen Bargeld neben sich auf dem Beifahrersitz liegen hat, samt einem Erste Klasse Ticket nach Rio, was einem hochverschuldeten Spielsüchtigen ein bisschen Sicherheit geben könnte. Auch lässt er die Serpentinen der Berge bald hinter sich, was gut ist. Aber die Mühen der langen Gerade im Silbertannenwald liegen noch vor ihm, und das ist schlecht. Denn die ist gefährlicher als die kurvigste Winterstraße, weil sie Biermösel-Land ist.
    Dort wartet auf jeden flüchtenden Dieb eine von seinen gewaltigen Donnerfäusten, und auf jeden frischgebackenen Mörder, wie er seit kurzem einer ist, wartet er selbst ruhig und gelassen hinter irgendeinem Baum und hält die Pratzen schon an den Stutzen, „Halt ein, Biermösel“,

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