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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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David kickt einen herumliegenden Plastikbecher weg. »Klingt vielleicht platt, aber manchmal weiß man etwas erst so richtig zu schätzen, wenn es nicht mehr da ist. Meine Eltern sind vor drei Jahren nach Südfrankreich gezogen, ausgewandert, in so ein kleines Bergdorf. Sehr malerisch, haben sich einen lang gehegten Traum erfüllt. Und wenn ich bei ihnen bin, ist es auch wirklich nett. Aber man kann halt nicht mehr mal eben vorbeischauen. Jetzt ist nur noch mein Opa in meiner Nähe, der lebt allerdings im Heim.«
    Jetzt guckt er mich wieder mit diesem intensiven Blick an. Ich muss schlucken.
    »Hm, ja, das verstehe ich.«
    Wir schweigen ein bisschen in plötzlich seltsam ruhiger Stimmung, und David schenkt uns beiden Sekt nach. Unisono heben wir die Gläser, trinken einen Schluck und lassen die Gläser wieder sinken. Wir müssen grinsen. Ich trinke noch einen kleinen Schluck und stelle fest, dass ich nur noch ein ganz kleines bisschen zittere.
    Eigentlich klang das sehr schön, was er da über seine Eltern gesagt hat. Traurig schön. Ich wünschte, ich könnte meine Eltern auch besuchen, meine Mutter und meinen Vater. Ich wünschte … Ich sehe auf und merke, dass Davids Blick auf meinem Gesicht ruht.
    »Woran denkst du ?«, fragt er.
    Oh nein, über dieses Thema spreche ich nicht. Niemals. Und schon gar nicht mit einem Fremden.
    »An meinen Vater«, flüstere ich. »Er ist gestorben, als ich elf war.«
    Himmelherrgott ! Wo sind wir denn jetzt gelandet ? Nicht einmal mit Rosalie rede ich über meinen Vater. Was passiert hier ?
    »Das tut mir leid«, sagt David.
    »Schon gut, ich möchte nicht … Können wir vielleicht über was anderes sprechen ?«
    »Natürlich, klar.« Er lächelt und trinkt seinen Sekt aus. Dann macht er eine Bewegung mit der Hand, als würde er ein Insekt verscheuchen, nur langsamer, und sagt: »Okay, husch, husch.« Dabei lächelt er mich an. Ich muss wieder grinsen, und auch Davids Lächeln wird breiter. Es ist ein bisschen so, als ob sich unsere Augen in stillem Einverständnis Morsezeichen zublitzten.
    »Okay, Familie hatten wir«, sagt David, »jetzt verrat mir, was auf deinem Nachttisch liegt.«
    Auf meinem Nachttisch ? Wie kommt er denn jetzt darauf ? Äh, also, Staub, ein Fieberthermometer (seit ich auf die thermale Verhütungsmethode umgestiegen bin. Sehr zu empfehlen und auch sicher, vor allem dann, wenn man wie ich keinen Sex hat), Vaseline für die geschundenen Hände, Baumwollhandschuhe, um sie über die Vaseline-Hände zu ziehen, eine Nagelfeile, Taschentücher, ein Stapel Bücher, drei unberührte Ausgaben der ZEIT und eine ziemlich oft berührte Gala . Was will er bloß hören ? Ich merke, wie eine neue Panikwelle in mir aufsteigt.
    »Na ja, ein Krimi, der auf Sylt spielt«, fange ich locker an, »ein Stockholm-Reiseführer. Natürlich noch viel mehr Bücher, diverse Zeitschriften … Und bei dir ?«
    »Tja, ehrlich gesagt hab ich gar keinen Nachttisch, bei mir liegen die Dinge neben dem Bett auf so einer Art Brett. Da liegen auch ein paar Bücher – ich lese immer ziemlich viel parallel –, gerade vier Comics, zwei nervige Fachbücher und ›Deutschland umsonst‹ aus den Achtzigern von so einem Aussteiger, der sechs Monate ohne Geld durch Deutschland gewandert ist, was noch ? Hm, ein paar ungelesene ZEIT -Ausgaben, da komm ich irgendwie nie zu, ach ja, auch noch ein Star-Wars -Roman, zwei Action-Figuren, Taschentücher, zwei, nein, drei benutzte Kaffeetassen, eine Wasserflasche … und wahrscheinlich jede Menge Staub.«
    Ich lache und spüre, wie ich ruhiger werde. Er hat wirklich einen ausgesprochen schönen Mund. Volle, sehr klar definierte Lippen, die Unterlippe minimal größer als die Oberlippe. Und die Nase irgendwie griechisch und noch schöner als von Weitem.
    »Und, was machst du hier auf der Messe ?«, frage ich und trete erschrocken zur Seite, als ein Berg aus Pappmaschee an mir vorbeigetragen wird.
    Ich sehe mich das erste Mal, seit ich hier bei David stehe, wieder um. Der Kunstrasen liegt eingerollt neben dem Podest, Pappkühe, Spanplattenbullen und Styroporschafe sind verschwunden, und da, wo noch vor Kurzem Alpen in den Messehimmel schossen, stehen jetzt Skelette aus Maschendraht.
    »David«, ruft einer der Anzugträger, »hilfst du uns beim Abbau ?« Er beginnt, das Podest in einzelne Platten zu zerlegen, und veranstaltet einen ziemlichen Lärm dabei.
    Nein, bitte nicht, denke ich, und David sagt: »Moment, Frank.«
    Er wendet sich wieder mir zu, aber

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