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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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arme Tropf hat wirklich solche Trompetenlippen. Da hätten wir ihm fast Unrecht getan.«
    In meinem Fall versuche ich stets, noch einen draufzusetzen und nicht als armer Tropf, sondern als äußerst interessante Frau aus der Nummer rauszukommen. Es gelingt mir eher mittelprächtig. Meistens fällt mir später auf, dass ein kleinlautes Lächeln die deutlich bessere Reaktion gewesen wäre.
    »He !«, rufe ich also einem imaginären Hintermann zu, »Garnelenspieße, Barhocker, alles einpacken !« Am liebsten würde ich auch den Antwortpart spielen, habe so einiges im Kopf dafür, aber das wäre wohl unglaubwürdig. Da muss man abwägen. Ich mache ein paar schnelle Schritte mit hoch erhobenem Kopf und flatterndem Flatterrock um den Kunstrasen herum und verschwinde hinter der nächsten Stellwand.
    Mehrere Sekunden lang rühre ich mich nicht vom Fleck, dann sacke ich auf dem Boden zusammen. Mein Rock breitet sich um mich herum wie eine Picknickdecke aus, ich kann nicht mehr. Ich sollte, jeden Blickkontakt vermeidend, Jacke und Koffer von der Garderobe abholen und schnellstmöglich nach Hause fahren.
    Aber was ist dann mit meiner Mission ?
    Vorsichtig luge ich ums Eck und sehe ihn − und sehe, dass er weiter entfernt ist als gedacht. Er steht mit dem Rücken zu mir. Hat er meinen peinlichen Auftritt womöglich verpasst ? BITTE ! Und während ich um die Ecke schiele wie ein verhinderter Detektiv, bin ich mir mit einem Mal gar nicht mehr sicher, ob es wirklich so war, ob er mir überhaupt zugelächelt hat. Es kommt mir vor, als wäre es Stunden her oder gar nicht passiert. Und falls es tatsächlich so war, dass er mich angeguckt hat, was hatte dieses Lächeln bloß an sich, dass ich wie hypnotisiert durch die Halle stolpere ? Das ist doch nicht normal ! Bin ich Mogli im Angesicht der Schlange Kaa, oder was ?
    Vielleicht hat er zwar in meine Richtung geschaut, aber eine Frau gemeint, die exakt in einer Linie hinter mir stand. Oder einen Mann. Er ist schwul ! Das muss es sein. Das würde auch erklären, warum er überhaupt in der Lage ist, so zu gucken ! Nur schwule Männer verstehen mich. Ich möchte weinen.
    Ich ringe um Fassung und rede mir selbst gut zu. Denn wenn ich noch lange darüber nachdenke, traue ich mich gar nicht mehr, oder er ist womöglich weg, und ich habe die Chance meines Lebens verpasst. Noch auf dem Sterbebett würde ich meinen Kindern – ach nein, die kann es dann ja nicht geben –, na ja, ich würde also mein Lamento resonanzlos in den leeren Raum wimmern: »Ich habe ihn gehen lassen !«
    Fünfzehn Meter, mir ist heiß, das müssen vorzeitige Wechseljahre sein, zehn Meter, ich fröstele, fünf Meter, heiß-kalt-heiß-kalt-heiß, ein Meter. Noch bevor ich die Hand ausstrecken und ihn antippen kann, was ich mich vermutlich eh nicht getraut hätte, dreht er sich zu mir um.
    »Hey«, sagt er und schaut mir in die Augen.
    Ich weiß gar nicht mehr, was ich, also du, du bist doch der, der mich vorhin … und ich dich auch, also vielleicht. Ist der hübsch. Und groß. Und jung !
    »Ja, hey, hallo.« Ich sehe zu ihm auf.
    Das Hallenlicht flimmert. In meinem Kopf herrscht Windstille, meine Segel schlackern am Mast, und der Satz »Ich war ganz zufällig in der Gegend« wird Gott sei Dank von den Wellen verschluckt.
    »Ich bin David.« Er grinst.
    »Anna«, ich räuspere mich, »mein Name.« Oh Mann.
    Er lächelt. »Anna. Schöner Name.«
    Ich kann fühlen, wie mein rechtes Oberlid zu zittern anfängt. Wind, wo bist du, komm gefälligst zurück in meine Segel, hast du gehört ? Husch, husch !
    »Husch, husch ?« David sieht mich amüsiert an.
    Das habe ich doch nicht laut gesagt ? Bin ich jetzt etwa zu einer dieser Frauen mutiert, die sich allen Ernstes fragen müssen, ob sie etwas laut gesagt haben ? Ich will mich verkriechen. Und, Otto, jetzt sag du mir mal: Wie bitte schön verleiht man »Husch, husch« einen Sinn ? Mir ist so verdammt heiß. Ich will das nicht. Ich wollte doch nur … ich will doch … ich muss doch … ich glaube, ich muss hier weg.
    »Ich sollte gehen«, sage ich. Sinnigerweise bleibe ich wie angewurzelt stehen.
    David sieht mich erstaunt an. »Du willst doch nicht wirklich schon wieder los ? Bisher weiß ich ja gerade mal, wie du heißt.«
    Kleine heiße Wellen durchfluten meinen Körper. Meine Waffen sind gestreckt. Na ja, eigentlich hatte ich die gar nicht erst ausgepackt. Eigentlich geht’s ja hier auch gar nicht ums Kämpfen, oder ? Eigentlich bräuchte ich jetzt …
    »Einen Sekt ?

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