Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
kein heißblütiger Streit, der ausbrach, bevor die Vernunft siegte - ein alter Mann, verwundet und krank, der in seinem Bett schlief, wurde ermordet.«
    »Es war nicht geplant. Er ging hin, um den Mantel seines Herrn zu holen. Ich bin sicher, daß zumindest dies die Wahrheit ist. Wenn Ihr glaubt, er sei kaltblütig gewesen, guter Gott, wie Ihr Euch irrt! Der Junge war halb wahnsinnig vom langen Aderlaß einer hoffnungslosen Liebe und soweit gekommen, daß er aufbegehren wollte. Der dünne Faden des Lebens - das er zuvor so pflichtbewußt geschützt hatte! - trennte ihn von der Erlösung, nach der er nun mutig verlangte. Gott vergebe ihm, der hatte gehofft, Gilbert würde sterben! Er hat dies aufrichtig gesagt. Der Zufall bot ihm einen Faden, der so dünn war, daß er durch einen bloßen Atemhauch durchtrennt werden konnte, und bevor die Vernunft obsiegte, tat er es! Er sagt, er hätte die Tat seitdem in jedem Augenblick bereut, und das glaube ich ihm. Seid Ihr, Hugh, denn nie einem blinden, unwürdigen Antrieb gefolgt, der Euch danach beschämte und bekümmerte?«
    »Nicht so weit, daß ich einen alten Mann in seinem Bett getötet hätte«, sagte Hugh erbarmungslos.
    »Nein! So weit gewiß nicht«, erwiderte Cadfael mit einem tiefen Seufzen und einem kurzen Lächeln. »Verzeiht mir, Hugh!
    Ich bin Waliser und Ihr seid Engländer. Wir Waliser kennen gewisse Abstufungen. Diebstahl, und nur der Diebstahl ist bei uns eine Todsünde, wenn keine guten Gründe dafür vorliegen.
    Und deshalb gibt es bei uns Abstufungen, Dinge, die man nicht direkt Diebstahl nennt - wenn man etwas offen mit Gewalt nimmt, zum Beispiel, wenn man es aus Unwissenheit nimmt, ohne Erlaubnis nimmt und davon ausgeht, daß der Besitzer einverstanden sei; wenn man etwas nimmt, um zu überleben, nachdem etwa ein Bettler drei Tage gehungert hat - dafür wird in Wales kein Mann gehängt. Und selbst bei Mord, selbst beim Töten erkennen wir Abstufungen an. Wir unterscheiden zwischen Totschlag und Mord, und selbst der schlimmste Übeltäter kann manchmal zu einer geringeren Strafe als dem Hängen verurteilt werden.«
    »So könnte ich denn auch Unterschiede machen«, sagte Hugh, während er brütend zur stillen Furt hinüberblickte. »Aber dies war mein Herr, in dessen Fußstapfen ich nun trete, da mein König keine anderen Befehle geben kann. Er war nicht mein engster Freund, aber er war immer gerecht mit mir und hatte stets ein offenes Ohr, wenn ich auch mit manchen seiner strengen Urteile nicht glücklich war. Er war ein Ehrenmann und tat in dieser Grafschaft, die jetzt die meine ist, so gut er konnte seine Pflicht. Sein Tod macht mir zu schaffen.«
    Cadfael schwieg respektvoll. Dies war eine Pflicht, von der er jetzt entbunden war, aber einst hatte er solche Bande, solche Gefolgschaft gekannt, und als er sich daran erinnerte, konnte er Hugh verstehen.
    »Gott verhüte«, sagte Hugh, »daß ich jemals andere aus der Welt schaffe als jene, die zu gemein sind, um in ihr zu leben. Und dieser hier ist kein solches Ungeheuer. Ein tödlicher Irrtum, eine einzige Sünde... Und dabei ist er kaum ein Mann...
    Wie alt ist er? Einundzwanzig? Und er stand unter schweren Zwängen, aber wem von uns geht es nicht so? Er soll seine Verhandlung bekommen, und ich werde tun, was ich tun muß.
    Aber ich bete zu Gott, daß mir die Verantwortung aus den Händen genommen wird!«

15. Kapitel
    Bevor Hugh am gleichen Abend aufbrach, erläuterte er seinen Willen. »Owain mag in Schwierigkeiten kommen, wenn Chester wieder vorstößt; er wird seine Männer zurückhaben wollen. Ich habe Befehl gegeben, daß alle, die jetzt unverdächtig sind, übermorgen abreisen können. Ich habe sechs gute Krieger von ihm in Shrewsbury. Sie sind frei, und ich werde sie für die Heimreise ausrüsten. Übermorgen zur Morgendämmerung, so früh sie wollen, werden sie hier sein, um Elis ap Cynan mit sich nach Tregeiriog zu nehmen.«
    »Unmöglich«, sagte Cadfael gleichmütig. »Er kann noch nicht reiten. Außer der Armwunde, die allerdings gut abheilt, hat er ein verrenktes Knie und einen Rippenbruch. Er kann in den nächsten drei oder vier Wochen noch nicht reiten. Und er wird weit längere Zeit nicht wieder in den Kampf ziehen können.«
    »Das braucht er auch nicht«, entgegnete Hugh knapp.
    »Ihr vergeßt, daß wir von Tudur ap Rhys Pferde geborgt haben, die inzwischen ausgeruht und einsatzfähig sind; Elis kann auf einer Bahre transportiert werden, wie es mit Gilbert in einem erheblich

Weitere Kostenlose Bücher