Loewe 1 - Der Loewe ist los
Kim, »da war er gerade da, wo wir hinsegeln — gerade unter der Sonne.«
»Wir haben ihn eben zu verschiedener Zeit gesehen«, erklärte Schipp. »Und es ist schade, dass sich alles bewegt. Die Sonne bewegt sich, unser Schiff bewegt sich, Kas Kiste bewegt sich — was passiert denn, wenn sich nun alles auseinander bewegt?«
»Ich habe ja einen Kompass«, sagte Kim, »der zeigt immer die gleiche Richtung.«
»Du schon!«, seufzte Schipp. »Aber Ka hat bestimmt keinen bei sich.«
»Du hast Recht«, gab Kim zu, seufzte auch, starrte in die Ferne und runzelte die Brauen.
Inzwischen war Möwe ganz hoch hinaufgeflogen, damit sie auf einmal sehr viel übersehen konnte. Nach vielen Stunden sah sie ein weißes Segel am Horizont und dachte: Hurra, ich habe sie gefunden!
Aber schon während sie näher kam, sah ihr das, was im Boot saß, nicht nach Kim aus, und als sie auf der Mastspitze landete, sah sie, dass das, was darinnen saß, ein Mann mit grauen Haaren war.
»Oje — oje«, seufzte sie und rief hinab: »Du bist gewiss nicht Kim?«
»Ach du Deubel — huck«, wunderte sich Vater Schluckauf und starrte in die Höhe. »Nee, nee — Kim bin ich nicht. Wenn du Kim suchst, dann musst du auf die nächstliegende kleine Insel mit dem rotweiß gestreiften Leuchtturm fliegen — huck — , dort hält er sich auf!«
»Dort ist er nicht«, erklärte Möwe, »denn er ist mit einem kleinen Segelboot davongesegelt und niemand ist auf der Insel, nur ein alter Mann im Leuchtturm.«
»Das ist Onkel Guckaus«, sprach Vater Schluckauf. Und dann dachte er eine Weile nach und meinte: »Wenn niemand sonst da ist, dann sind alle weggefahren — auch Pips — ach du Donnerwetter — huck — und warum wohl?«
»Weil sie Ka suchen, der auf dem Ozean verschollen ist und schiffbrüchig an den Strand einer kleinen Insel verschlagen wurde.«
»Ei der Deubel! Da muss ich doch gleich meinen Freund Guckaus wecken.«
Er riss sein Steuer herum und segelte zur Insel zurück. Möwe flog aber davon, um Kim und Pips weiterzusuchen.
Eine unangenehme Rettung
Wenn jemand von der Gefahr zu ertrinken sogleich in die Gefahr aufgespießt zu werden plumpst, dann fragt er sich, ob er nicht besser ertrunken wäre.
Jedenfalls Ka fragte sich das, als er auf einem Stein am Strand der Papageienfresserinsel saß. Auf der Insel wohnten nicht viele Leute, nur drei — sie hießen: Nenepapa, Nenemama und Nenekiki und waren Vater, Mutter und Tochter und ganz schwarz. Sie wohnten in der Mitte der Insel in zwei kleinen Hütten. Rund um die Hütten war ein Zaun aus Pfählen und der hatte ein Tor. Und dann kam ringsherum Urwald mit dichten Bäumen und Palmen und dann der Strand aus Sand und Steinen.
Heute fühlte sich Nenekiki nicht wohl. Sie war ein kleines Mädchen mit nur einem Baströckchen an und mit krausen Haaren und Ohrringen aus Muscheln. Und weil Nenepapa und Nenemama Nenekiki sehr lieb hatten, dachten sie sich: Wir müssen unserem armen kleinen Mädchen eine große Freude machen. Was so viel hieß wie: Wir wollen mal sehen, ob es nicht einen Papagei zu fangen gibt.
Sie nahmen also die großen Papageienfängernetze von der Wand und schlichen sich aus der Hütte in den Urwald. Dort gingen sie auf Zehenspitzen und schauten in die Bäume, ob da nicht ein Papagei säße. Aber da saß keiner — und so gingen sie weiter an den Strand.
Da sagte Nenemama: »Da sitzt etwas Buntes am Wasser.«
Ka sah etwas Schwarzes kommen. Klapp, machte es — und Ka saß im Netz.
»Ein hübscher Papagei«, schrie Nenemama.
»Ich bin ein Kakadu!«, sagte Ka.
»Das ist für uns dasselbe, sie sind sogar noch feiner!«, erwiderte Nenemama und fügte hinzu: »Aber ein bisschen mager ist er, wir werden ihn erst mästen müssen.« So wurde Ka in die Hütte zu Nenekiki gebracht.
Pips malt
Kim segelte weiter. Schipp runzelte die Stirn und sah besorgt in die Ferne: »Immer nur Wasser und Wasser!«
Und auch Kim machte ein besorgtes Gesicht und suchte den Horizont mit seinem großen Fernrohr ab. Zie hatte sich hinter eine Rolle Tau verkrochen.
Pips war viele Male aus der Kajüte herausgekommen und wieder hineingegangen.
Eines Abends holte sie ihren Farbkasten, setzte sich ganz vorne ins Schiff und malte den Sonnenuntergang. Sie brauchte kein Wasserglas; sie tauchte den Pinsel einfach über Bord, um ihn auszuspülen, und so blieben hinter dem Schiffchen lauter rote, grüne, blaue und gelbe Farbkleckse zurück. Plötzlich hörte sie Schipp aufgeregt rufen. Sie ließ alles
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