Loewe 1 - Der Loewe ist los
wenn keiner da war.
Er packte einen Rucksack voll Proviant und drängte Vater Schluckauf die Treppe hinab in den Hafen.
Dann stellten sie die große Nebeltute an, die auf Vater Schluckaufs Boot war, und segelten laut tutend auf den Ozean hinaus.
Es wurde dunkel, schon sah man den Strahl des Scheinwerfers über das Wasser huschen.
Erst ein Netz und dann ein Käfig
Da saß nun also der arme Ka im Netz von Nenemama und wollte kein Papagei sein, sondern ein Kakadu — aber Nenemama fand, da sei kein Unterschied. Und Nenepapa schnalzte mit der Zunge und sagte: »Ei, ei, mein kleiner Feiner«, steckte den Finger durch das Netz und kraulte Ka am Hals, aber Ka versuchte ihn zu beißen.
Dann nahm Nenepapa das Netz auf den Rücken und brachte Ka in die Hütte. Dort wurde er in einen Käfig gesteckt, der an der Decke hing.
Nenemama rief: »Guck mal, Nenekiki, was wir da Schönes mitgebracht haben! Einen richtigen feinen, wohlschmeckenden Papagei!«
»Ich bin ein Kakadu«, krächzte Ka aus dem Käfig.
»Aber das macht nichts«, lachte Nenepapa. »Die Kakadus schmecken vielleicht sogar noch besser als die Papageien.«
»Ich mag den Papagei nicht essen, ich mag überhaupt nicht essen, ich bin krank«, rief Nenekiki. Sie lag auf ihrem Bettchen aus Blättern und rief immerzu: »Ich mag ihn nicht, ich mag ihn nicht!«
Da hatte Ka einen sehr guten Gedanken. Er räusperte sich und sagte: »Wenn Nenekiki krank ist, darf sie keinen Braten essen, sondern sie muss von einem klugen Arzt behandelt werden, der sie ganz gesund macht. Kakadus sind die besten Arzte, die es gibt, und ich habe noch nie gehört, dass man seinen Arzt schlachtet und auffrisst.«
Natürlich war Ka überhaupt kein Arzt; er schwindelte, aber er dachte sich eben: Besser schwindeln und nicht geschlachtet werden als nicht schwindeln und geschlachtet werden.
»Ich will den Papagei nicht essen, ich will von ihm behandelt und gesund gemacht werden«, verlangte Nenekiki.
»Du wirst gesund, wenn du ihn brav gegessen hast«, sagte Nenemama. »Erst kochen wir ein feines Süppchen.«
»Ich will kein Süppchen«, trotzte Nenekiki.
»Das Kind weiß sehr genau, was es braucht«, erklärte Ka gelehrt. »Nun, ich habe gesagt, was ich sagen musste. Was für unvernünftige Eltern gibt es doch!«
»Was meinst du damit?«, fragte Nenepapa.
»Nun«, sagte Ka, »Eltern, die ihr Kind kränker und kränker machen.«
»Solche Eltern gibt es nicht«, meinte Nenemama.
»Doch«, sagte Ka.
»Hört mal auf!«, befahl Nenepapa. »Kannst du Nenekiki gesund machen? Wir könnten dich braten, nachdem du sie gesund gemacht hast!«
»Ah — bah«, sagte der Kakadu. »Wenn ich versuchen soll eure Tochter wieder gesund zu machen, dann müsst ihr mir die Freiheit versprechen! Übrigens braucht ihr mich sowieso nicht einzusperren, denn ich kann gar nicht fliegen!«
»Warum nicht?«, fragte Nenemama.
»Weil ich Arzt bin«, schwindelte Ka. »Alle Arztkakadus lassen sich zum Zeichen ihrer Würde die Flügel stutzen. Sie brauchen nicht zu fliegen, denn sie werden sehr geehrt und von allen Leuten herumgetragen und — gefahren.«
»Das ist fein«, rief Nenekiki und klatschte in die Hände.
»Vielleicht ist er wirklich Arzt?«, meinte Nenepapa. »Man könnte es doch einmal versuchen. Wenn du Nenekiki gesund machst, dann sollst du frei sein!«, versprach er Ka und ließ ihn aus dem Käfig.
Ka stolzierte aus dem Käfig und räusperte sich. Dann ging er an Nenekikis Bett, hüpfte auf den Rand und sah ihr ernst in die Augen.
»Soso, meine liebe Kleine — na, wie fühlen wir uns denn heute?«, forschte er. »Nun ist ja der gute Onkel Doktor da, da wird es uns gleich besser gehen.«
»Ich will keine Papageien essen«, sagte Nenekiki.
»Das ist klug, mein Kind«, lobte Ka. »Wir wollen mal den Puls fühlen!«
Er setzte sich auf Nenekikis Handgelenk und wippte so oft mit dem Schwanz, wie er es klopfen fühlte.
»Jaja«, sagte er sorgenvoll. »Es kommt aus dem Magen. Irgendetwas liegt darin, was ihm nicht bekommt.«
Dann sprang er auf Nenekikis Brust, legte sein Ohr darauf und sagte: »Tief atmen! Etö — etö — husten. Jaja, aber es hat sich auf die Brust gelegt. Wir werden einen Wickel verordnen!« Und dann hüpfte er noch höher hinauf bis an den Hals und sagte: »Nun mach mal deinen Mund auf und streck die Zunge heraus und sag: >Aaaaa!<« Nenekiki streckte die Zunge heraus, und Ka sah tief in den Hals hinein und stellte fest: »Bis zum Hals ist es noch nicht gekommen.« Dann
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