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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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nicht auszusprechen gewagt.
    „Dann lass mich wenigstens arrangieren, dass du nicht Streife laufen musst. Das ist viel zu gefährlich.“
    Sie hatte eingewilligt, nur damit ihre Eltern sie ziehen ließen, und wurde prompt in ein Nest beordert, in dem sich Hase und Fuchs gute Nacht wünschten.
    Geschickt eingefädelt, Dad, hatte Tina gedacht, als sie die Nachricht erhielt.
    Gardenrye. Schon der Name hörte sich schauderhaft ländlich an. Aber zumindest lag das Städtchen weit im Norden Englands, in der Nähe von Newcastle upon Tyne. Ihre Eltern würden somit nicht täglich vor der Tür stehen können.
    Teena überlegte, ob sie den neuen Rover verkaufen und sich einen Kleinwagen anschaffen sollte, denn auch der Discovery war nur ein Zugeständnis an ihren Vater gewesen.
    „Ich habe einen neuen Wagen für dich erstanden“, hatte er kurz vor ihrer Abreise freudestrahlend verkündet und ihr einen Schlüssel in die Hand gedrückt.
    Als sie das imposante Fahrzeug in der Auffahrt stehen sah, verschlug es ihr die Sprache.
    Ihr Vater pries den Landrover an wie ein Autoverkäufer. „In den großen Kofferraum passen all deine Sachen hinein. Du musst dir nichts hinterherschicken lassen.“
    „Ich hatte nicht vor, viel mitzunehmen“, warf sie ein.
    „Die Grafschaft Tyne and Wear ist sehr, nun ja, wie soll ich es sagen, rustikal“, fügte er lächelnd hinzu. „Du wirst den Allradantrieb brauchen.“
    „Selbst dort gibt es geteerte Straßen.“
    Er schaute sie mit großen Augen an. „Heißt das, du willst den Discovery nicht?“
    Gegen seinen Dackelblick verlor sie jedes Mal. Von wegen Töchter können ihre Väter um den kleinen Finger wickeln! Andersherum funktionierte es offensichtlich auch. „Doch.“
    „Ich kann ihn zurückgeben“, sagte er hastig und versuchte, ihr den Schlüssel abzunehmen.
    Rechtzeitig zog sie die Hand zurück. „Schon gut.“
    „Du behältst deinen alten Wagen oder kommst mit und suchst dir einen aus, der dir wirklich gefällt.“
    „Ich nehme ihn.“
    „Ich möchte dich nicht zwingen.“
    Fast hätte sie geschrien: „Das tust du doch gerade!“ Stattdessen umarmte sie ihn und sagte mit sanfter Stimme: „Danke, Dad. Ich freue mich sehr. Den Landrover werde ich gut brauchen können.“ Sie fühlte sich oft so schwach.
    Nun lenkte sie den Wagen auf die Schnellstraße in Richtung Northhampton, fort von ihren sie beschützenden Eltern und dem einengenden Gesellschaftsleben. Mit ihrem orangeroten Haar und den Sommersprossen war sie schon als Kind eine Außenseiterin gewesen, und das hatte sich auch später nicht geändert. Aus Protest hatte sie als Teenager nie Make-up benutzt und sich meist wie ein Junge gekleidet, obwohl sie neidisch auf die Schönheiten an ihrer Schule geschaut hatte. Vermutlich war selbst ihre Entscheidung, Polizistin zu werden, eine Art Rebellion gegen den Druck von allen Seiten.
    Ihre Mutter Sybill hatte fast den Darjeeling über ihre neue Chiffonbluse geschüttet, als sie von der Berufswahl ihres einzigen Kindes erfahren hatte.
    „Einen Männerberuf?“ Geräuschvoll stellte sie die Teetasse auf den Unterteller.
    „Viele Frauen werden Polizistin. Wir leben im 21. Jahrhundert.“
    „Du wirst aber im Schlamm robben müssen wie eine Soldatin.“
    „Sport gehört zur Ausbildung dazu. Fitness ist wichtig.“
    „Aber du bist so schmächtig. Stehst du den Drill überhaupt durch?“ Sybill schob ihr provokativ die Glasschale mit den Butterkeksen hin.
    Anstatt sich zu bedienen, verschloss Teena die Schale mit dem Deckel aus Kristallglas. „Ich bin schließlich kein Porzellanpüppchen.“
    „Du warst schon immer anders als die anderen Mädchen in deinem Alter.“
    Das hatte gesessen! Ja, sie war anders, aber mittlerweile war sie eine junge Frau und kein Kind mehr.
    „Es tut mir leid“, hatte sie traurig gesagt und sich auf ihr Zimmer zurückgezogen, um ihre Wunden zu lecken.
    Immer wieder Vorwürfe. Teena hielt es nicht mehr aus und flüchtete in die Fremde. In Gardenrye würde sie einen Neuanfang machen. Niemand dort kannte sie oder ihre Familie. Sie war einfach Christeena McLight, die neue Kollegin, Nachbarin, Freundin – Geliebte?
    Teena sehnte sich schmerzlich nach Liebe und Sex. Sie masturbierte immer öfter, weil sie seit zwei Jahren keinen Freund mehr gehabt hatte. Die weibliche Konkurrenz in London war einfach zu groß. Manchmal erschien es Teena, als wären alle Frauen der Hauptstadt hübscher als sie. Einmal hatte sie sich die roten Haare schwarz gefärbt und

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