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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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die Küche. Das Baguette ruhte auf einem Holzbrett, sah gut aus und roch köstlich. Dennoch blieb eine gewisse Unsicherheit: Hatte er auch wirklich alles richtig gemacht? Ein halbes Kilo Mehl, ein halbes Päckchen Hefe, ein Esslöffel Salz, einen knappen Liter Wasser . . .
    Besorgt wandte sich Paul dem Ofen zu, in dem das Kaninchen brutzelte – eigentlich schon viel zu lange! Er öffnete die Ofentür, bestrich den Rücken mit Gemüsebrühe.
    Ein Blick auf die Küchenuhr sagte ihm, dass es nun eine Stunde später als vereinbart war. Paul konnte es – seiner kulinarischen Meisterstücke wegen – nicht länger verantworten, untätig in der Warteschleife zu verharren. Egal, ob er Katinka bei einem dringenden Amtsgeschäft störte oder nicht: Er musste sie anrufen und ihr Dampf machen.
    »Hallo, Schatz, ich bin’s«, sagte er mit einer Stimme, die viel ruhiger klang, als er sich fühlte.
    »Paul? – Oh weh, ich sehe gerade erst, wie spät es ist. Meine Güte, wir waren ja zum Abendessen verabredet.«
    »Ja, du hast es hoffentlich nicht vergessen.«
    »Nein, natürlich nicht. Ich wäre längst daheim, wenn ich mich nicht noch mit diesem neuen Fall herumschlagen müsste. Eigentlich eine Bagatelle, weitergereicht vom Kriminaldauerdienst an die Kripo, aber du kennst ja deren Boss Winfried Schnelleisen. Keinen Arsch in der Hose, der Mann. Die Sache war ihm zu heikel, als dass er sie einem x-beliebigen Staatsanwalt überlassen wollte. Also musste mal wieder ich ran.«
    »Kati, ich will deinen Redefluss ungern unterbrechen, aber unser Essen kann nicht ewig auf kleiner Flamme warm gehalten werden. Wenn du dich nicht bald auf den Weg machst, verpasst du was.«
    »Schon klar. Habe mich den ganzen Tag drauf gefreut, vom Meisterkoch Paul › Bocuse ‹ Flemming verwöhnt zu werden. Die Kantine habe ich ausgelassen, um bei dir richtig zulangen zu können. Hörst du, wie mein Magen knurrt?«
    »Dann komm doch einfach her. Mach Feierabend!«
    »Das sagt sich so leicht. Ich muss zumindest noch die Akte anlegen. Immerhin geht es ja nicht um irgendeinen Toten, sondern um Burghard Weinfurther.«
    Paul schaltete nicht sofort, sondern fragte: »Um wen?«
    »Burghard › Buggi ‹ Weinfurther. Der Busfahrer vom Club! Hermann und du wart doch dabei, als es passierte.«
    Paul war reichlich erstaunt über die Neuigkeit, dass der Zusammenbruch des FCN-Fahrers mittlerweile zum Fall für die Staatsanwaltschaft geworden war. »Seit wann hast du etwas damit zu schaffen, wenn jemand einen Kreislaufkollaps bekommt? Wenn da jedes Mal die Staatsanwaltschaft eingeschaltet werden würde, hättest du ja viel zu tun.«
    »Hab ich auch, Paul, hab ich! – Diesmal verhält es sich so, dass der Notarzt die Todesursache nicht zweifelsfrei identifizieren konnte und deswegen die Polizei hinzugezogen hat. So was passiert alle naslang. Die Polizei mochte sich aber auch nicht festlegen, und weil das Ganze quasi in den heiligen Hallen des Club-Stadions passiert ist, möchte sich niemand die Finger verbrennen. Schon gar nicht mein besonderer Freund, die Superspürnase Schnelleisen.«
    »Also hast du die Sache jetzt an der Backe.«
    »So sieht es aus, ja. Abgesehen davon kann der Vorfall sehr schnell auf gesellschaftlicher Ebene für Unruhe sorgen, zumal das Lokalderby zwischen dem FCN und Greuther Fürth vor der Tür steht.«
    »Ein Politikum?«
    »Ich fürchte, ja. Mein ganzes diplomatisches Geschick wird wieder mal gefordert sein. Deswegen tu mir den Gefallen und behandle den Fall vertraulich. Es soll möglichst wenig davon an die Öffentlichkeit gelangen. Ich hoffe ja, dass in wenigen Tagen die Todesursache feststeht – wenn du mich fragst: Infarkt oder Kollaps – und die Angelegenheit ad acta gelegt werden kann.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte Paul und erkundigte sich mit nachlassender Hoffnung: »Wann meinst du denn, dass du zu Hause bist?«
    »Mmm.« Katinka schien mit sich zu hadern. »Zwei Stündchen werde ich noch brauchen.«
    »Zwei Stunden?«, fragte Paul in heller Panik. Er sah den Kaninchenrücken bereits als Dörrfleisch verenden.
    »Tut mir ja leid, Schatz, aber Dienst ist nun mal Dienst. – Kannst du das Essen nicht einfrieren? Dann stelle ich’s mir bei Gelegenheit mal in die Mikrowelle.«
    Diese Bemerkung versetzte Paul einen Stich. Nein! Das kam nicht infrage! Er beendete das Telefonat schnörkellos – und fiel in ein Loch. Kein wirklich existierendes, aber es fühlte sich für ihn so an, als wäre es sehr tief und scharfkantig

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