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London 1666

London 1666

Titel: London 1666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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daß es nicht an der Pest gestorben war, die seinen Körper überwuchert hatte, sondern - an dem langen, golden glänzenden Ding, das jemand in ihr Herz gestoßen hatte.
    Dieses Ding pulsierte in einem sonderbaren Licht, das den Leichnam, in dem es steckte, angriff und langsam zerfallen ließ .
    Lilith starrte darauf und ahnte, daß gar nicht Evelyn, sondern dieses Mädchen sie mit der Pest angesteckt - und sie die Wights ins Verderben gestürzt hatte.
    Aber letztlich war es die Erkenntnis, daß ihre ganze Anstrengung, hierher zu gelangen, umsonst gewesen war, daß sie hier nie und nimmer denjenigen finden würde, den sie gejagt hatte, was ihr den Boden entzog und sie zusammenklappen ließ .
    Sie hatte das Gefühl, sehr viel tiefer zu fallen, als es der Wirklichkeit entsprach. Und auch der Aufprall war härter, als er es hätte sein dürfen.
    Aus, dachte sie. Ende.
    Aber sie irrte sich.
    Ihr Sterben sollte noch viel schrecklicher vonstatten gehen, als sie es je für möglich gehalten hätte .
    *
    Sie wurde wach von einem Rumpeln, eingekeilt zwischen anderen, schwammigen und nässenden Körpern, und war nicht in der Lage, sich zu bewegen.
    Der Geruch, den sie selbst ausströmte, und der, der den Leichen entstieg, unter denen sie begraben lag, schnürte ihr die Luft ab.
    Aber sie brauchte nicht sehr viel davon - nicht mehr. Ihr Herz schlug so schwach, daß diejenigen, die sie aufgeladen hatten, dem Irrtum erlegen waren, sie sei auch schon tot.
    Daß es in Wirklichkeit immer noch nicht vorbei war, schockierte Lilith unbeschreiblich. Ebenso wie die Feststellung, daß sie nicht mehr in der Lage war, auch nur ihre Zunge zu bewegen. Die Lähmung überzog ihren kompletten Körper. Ihre Ohren waren fast taub, nur ihre Augen funktionierten noch notdürftig.
    Ein Vorteil war das nicht.
    So wußte sie nur, daß es hell war. Tag, nicht Nacht. Und daß der Karren vermutlich schon nicht mehr innerhalb Londons fuhr, sondern durch eine Landschaft ohne jedes Gebäude. Das zumindest glaubte Lilith durch eine Lücke zwischen den Leibern zu erkennen.
    Nach einiger Zeit begriff sie, was geschah. Mit ihr und allen anderen.
    Der Unterschied war nur, daß die anderen dies alles nicht mehr erleben und erleiden mußten, während sich Liliths Leid unvermindert fortsetzte .
    Und Leid war gar kein Ausdruck!
    Lilith ahnte, wohin sie gebracht wurde.
    Nein! wollte sie schreien. Seht doch hin! Seht ihr nicht, daß ich noch lebe? Ihr könnt doch nicht - O doch, sie konnten.
    Irgendwann hielt der Wagen. Irgendwann wurde der Berg von Leichen abgetragen, und dann wurde auch Lilith gepackt. Von vermummten Gestalten, die hofften, sich durch ihre Vorsorge vor Ansteckung schützen zu können.
    Vielleicht gelang es ihnen tatsächlich - wahrscheinlich sogar, sonst hätte sich bald niemand mehr gefunden, der solche Fahrten unternahm.
    Lilith gelang auch jetzt noch nicht der leiseste Schrei, keine Regung, gar nichts!
    Ihre Augen standen offen zwischen den Geschwüren.
    Sie sah, aber sie wurde nicht gesehen - zumindest nicht das darin flackernde Leben.
    Ein Stück weit wurde sie durch Gras getragen. In der Ferne glaub -te sie eine hohe Mauer mit Zinnen zu erkennen.
    London?
    Dann - übergangslos - fauchte Luft, die ihr Körper im freien Fall verdrängte.
    Sie fiel auf dieselben Schwämme, die sie auf dem Karren zugedeckt hatten.
    Leichen.
    Der Gestank schien zu explodieren, ihre Schleimhäute zu verätzen. Danach roch sie kaum noch etwas. Aber sie war immer noch bei Bewußtsein und Verstand.
    Und war es noch, als die Dunkelheit über die Grube kam. Als die Sterne im Schwarz des Himmels, zu dem sie aufblickte, zu leuchten ... und die Körper unter, neben, vor und hinter ihr sich zu bewegen begannen.
    Auch Lilith blieb von dieser Bewegung nicht ausgeschlossen, als wäre ein gigantisches Rührwerk tief unten in der Grube in Gang gesetzt worden.
    Aber eine solche Mechanik konnte es nicht geben. Nicht hier, nicht jetzt.
    Doch die Bewegung hielt an, und nach einer Weile verschwanden die Sterne über Lilith. Sie sank tiefer. Das Gewicht, das auf sie drückte, nahm zu. Es würde sie zerquetschen.
    Es würde - - -
    WAS WAR DA UNTEN AM GRUND DER GRUBE?
    Die mögliche Antwort fiel Lilith ein, als sie schon in Agonie dahin-dämmerte. Sie fiel ihr ein, weil .
    ... die von der Pest unbetroffene Hand an ihrem linken Arm plötzlich erwachte und mit dämonischem Geschick half, noch schneller nach unten zu gelangen! Als gäbe es dort etwas, was sie kannte.
    Was sie verloren und

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