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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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Schleifen zusammengehalten wurden, aber er fand keinen Selbstmörder. Die meisten zu Hause verübten Selbstmorde wurden im Badezimmer begangen, öfter als im Schlafzimmer. Der Bewohner war nicht da. Nur eins der Schlafzimmer schien vor Kurzem benutzt worden zu sein. Die Bettwäsche war zerknautscht. Als Belsey die Schränke durchsuchte, stieß er auf ein Paar Halbschuhe aus Schlangenleder. Er zog seine nassen Schuhe aus und schlüpfte in die Halbschuhe. Sie waren etwas weit, aber herrlich bequem. Auf einem Nachttisch lag eine Brieftasche voller Kreditkarten auf den Namen A. Devereux. Kein Bargeld. Er schaute in die Nachttischschublade, in der sich aber nur Manschetten knöpfe und eine Einkaufstüte von Harrods befanden. Er steckte seine alten Schuhe in die Tüte und ging wieder nach unten in die Küche.
    Der Kühlschrank mit eingebautem Fernseher und Radio verfügte außerdem über ein Display, das anzeigte, welche Le bensmittel bald ausgehen würden. Im Moment zeigte es »Hähnchen, portioniert« an, obwohl Belsey nirgendwo Hähn chen entdecken konnte. Der Kühlschrank enthielt eine Fla sche Champagner, ungeöffnet, Vollkornbrot, Käse, Gläser mit Oliven und Marmelade, halbfette Milch und eine halb leere Packung Gulasch für die Mikrowelle. Die Milch roch frisch. Im Gefrierfach lagen ein Beutel Garnelen und eine Flasche Wodka. Kaffee fand er keinen. Neben einem Weinregal stand ein Edelstahltoaster. Er steckte zwei Scheiben Brot hinein und füllte den Teekessel mit Wasser.
    Bis das Wasser kochte, schlenderte er durch den Flur im Erdgeschoss und bewunderte die vollen Bücherregale und die moderne Kunst an den Wänden. Die Rahmen waren verschnörkelt und vergoldet, die Kunst war reduziert und abstrakt. Durch ein Esszimmer mit Kerzenhaltern aus Glas und bodenlangen Vorhängen gelangte er in ein eichenvertäfeltes Arbeitszimmer. Auf dem Perserteppich stand ein Billardtisch, und auf dem grünen Filz lag der Abschiedsbrief, geschrieben mit schwarzer Tinte auf einem Papierbogen mit Briefkopf.
    Es tut mir leid. Ich hatte lange geglaubt, ich könnte immer so weitermachen wie bisher, aber das ist nicht mehr möglich. Im ganzen letzten Jahr hatte ich das Gefühl, als hätte sich die Sonne verdunkelt. Glaub mir, es ist das Beste so, ich weiß, was ich tue. Ich habe mich bemüht, meine Papiere so geordnet wie möglich zu hinterlassen. Es gibt also keinen Grund zur Sorge. Alex Devereux.
    Wie zuvorkommend, dachte Belsey. Es war kein Adressat ge nannt. Vielleicht war die Nachricht für die Angestellten. Aber wer unterzeichnete seinen Abschiedsbrief mit Vor- und Nachnamen? Das Papier war schwer und mit einem Wasserzeichen versehen. Der Briefkopf enthielt die Adresse der Bishops Avenue und ein Motto: »Die Hoffnung währt ewig.« Belsey verglich Devereux’ Handschrift mit der auf Papieren in seinem Schreibtisch. Sie stimmten überein. Er fühlte die Temperatur der Wasserhähne in der zum Zimmer gehörenden Nasszelle und überprüfte, ob die Fenster verschlossen waren.
    Im obersten Stockwerk führte eine Tür aufs Dach. Als er ins Freie trat, atmete er vor Verblüffung laut aus. Das Wasser eines von Liegestühlen gesäumten Infinity-Pools kräuselte sich in der Morgenbrise. Keine Spur von einer Wasserleiche. Er schaute zwischen Holzspalieren hindurch nach unten: Ra senflächen und ein Tennisplatz. Jenseits der Grundstücks grenze Sportplätze und dahinter der Hampstead Heath Park.
    Er ging wieder nach unten in einen der großen Wohnräume und spielte ein bisschen mit der Fernbedienung des Plasmafernsehers herum, der über einem Marmorkamin hing. In der Küche strich er Butter auf einen Toast und las, während er kaute, noch einmal den Abschiedsbrief durch. Dann verließ er das Haus und warf seine ruinierten Schuhe auf den Rücksitz des Wagens. Kristina saß auf der Mauer.
    »Ist Ihnen aufgefallen, ob Mr Devereux in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte?«, fragte Belsey.
    »Nein.«
    »Wie lange haben Sie für ihn gearbeitet?«
    »Zwei Monate.«
    »War heute irgendwas ungewöhnlich am Haus?«
    »Nein.«
    »Fehlt ein Auto oder so?«
    »Keine Ahnung.«
    »Womit hat er sein Geld verdient?«
    »Er war Geschäftsmann.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    Belsey ging um das Haus herum in den Garten. Der Rasen war mit Raureif überzogen. Belsey sah geschwungene Wege, schmiedeeiserne Gartenmöbel, die üblichen Kameras, den üblichen Stacheldraht. Niemand tat so, als machte es keinen Unterschied, ob sich ein reicher oder ein armer Mensch umbrachte.

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