London Road - Geheime Leidenschaft
an.
»Einen Moment!«, rief Joss.
»Ich bin’s«, sagte ich halblaut durch die Tür. »Seid ihr schon wieder angezogen?«
»Noch nicht. Warte kurz.« Ich hörte Kleider rascheln und dann ein gedämpftes »Uff«, bevor etwas zu Boden fiel. »Willst du mich umbringen oder was?«
Braden lachte. »Du wolltest es doch unbedingt im Bad machen.«
»Pssst!«, zischte Joss. »Jo steht draußen.«
»Ich glaube, sie weiß, was wir gemacht haben.«
»Und ob«, warf ich ein.
Abermals musste Braden lachen.
Die Tür ging auf. Vor mir stand Braden mit zerwühlten Haaren, das Hemd nachlässig in den Hosenbund gestopft. Hinter ihm hüpfte Joss auf einem Bein herum und versuchte sich einen Schuh anzuziehen. Ihre Wangen waren gerötet, und ihr Dutt saß ziemlich schief.
»Ist das euer Ernst?«, fragte ich und sah mich um. Ich wollte sichergehen, dass wir allein waren. »Im Bad? Auf eurer eigenen Verlobungsfeier?«
Joss verdrehte die Augen. »Was ist denn? Als ob du es noch nie an einem ungewöhnlichen Ort gemacht hättest.«
Prompt stieg mir die Röte ins Gesicht, als ich daran dachte, wie ungewöhnlich es heute Vormittag mit Cam gewesen war. Es schien mir eine Ewigkeit her zu sein.
Diese verfluchte Blair.
Braden musterte mich, bevor er Joss wissend zunickte. »Hat sie definitiv.«
Joss feixte. Es war ihr endlich gelungen, sich den Schuh anzuziehen, und sie hatte aufgehört zu hüpfen. »Ich glaube, Sie haben recht, Mr Carmichael. Schauen Sie sich nur diese entzückend geröteten Wangen an.«
Ich versuchte, meine Verlegenheit mit einem ungehaltenen Seufzer zu überspielen. »Ich habe euch nicht gesucht, um mit euch über Sex an ungewöhnlichen Orten zu reden.« Ich ging an Braden vorbei ins Bad und bedeutete ihm, die Tür wieder zu schließen.
Er sah mich verdutzt an, kam meiner Aufforderung aber nach. »Alles klar bei dir?«
Mühsam um Beherrschung ringend, erklärte ich ihnen alles: die Liebesgeschichte zwischen Cam und Blair, ihr plötzliches Wiederauftauchen und Cams besorgniserregende Reaktion.
»Muss ich mir Sorgen machen?« Ich sah von einem zum anderen und konnte nicht verhindern, dass ich mir die ganze Zeit auf der Lippe herumkaute.
Joss wechselte einen Blick mit Braden. »Was denkst du?«
Braden zwinkerte ihr zu. »Ich denke, dass ich im Moment ziemlich umwerfend aussehe.«
Joss versetzte ihm stellvertretend für uns beide einen scharfen Klaps auf den Arm. »Nicht hilfreich, Angeber.«
Er grinste selbstgefällig. Doch das Grinsen verschwand, als er sich zu mir umdrehte und sah, dass mir im Moment nicht nach seinen Scherzen zumute war. Er seufzte, und seine Miene wurde sanft. »Jo, du musst dir überhaupt keine Sorgen machen.«
Genau das wollte ich hören. Aber es reichte mir noch nicht. »Wirklich?«
»Pass auf, Cameron hat zufällig ein Mädel wiedergetroffen, mit dem er mal was hatte. Ist doch klar, dass ihn das nicht kaltlässt. Das heißt aber nicht, dass er noch Gefühle für sie hat. Wenn Joss und ich spazieren wären, und wir würden meiner Ex über den Weg laufen, dann wäre ich für den Rest des Tages wahrscheinlich auch ein bisschen komisch, aber garantiert nicht, weil ich immer noch in die Schlampe verliebt bin.«
Ich machte ein betroffenes Gesicht und fragte mich, was wohl zwischen ihm und seiner Ex vorgefallen war. Dann sah ich zu Joss. »Verstehe.«
Joss streichelte beruhigend Bradens Arm. »Sie ist aber auch eine Schlampe.«
Ich atmete tief durch. »Dann glaubt ihr also, dass ich mich grundlos verrückt mache?«
»Ja«, antworteten sie im Chor.
»Ich muss allerdings sagen« – Joss schüttelte enttäuscht den Kopf –, »dass es Beweis für einen beklagenswerten Mangel an Intuition ist, wenn Cam nicht begreift, dass du ein Problem damit hast, wenn er sich mit einer Exfreundin verabredet.«
»Darin sind wir uns einig«, pflichtete Braden ihr bei.
»Und wie«, grollte ich. Dann verzog ich das Gesicht. »Entschuldigt, dass ich euch auf eurer Verlobungsparty damit behellige. Das war ziemlich egoistisch. Gott!« Ich rang die Hände. »Diese Beziehung macht einen Schizo aus mir!«
Joss schenkte mir ein teilnahmsvolles Lächeln. »Willkommen in meiner Welt.«
Als ich auf die Party zurückkehrte, stellte ich fest, dass Cam meine Abwesenheit dazu genutzt hatte, Alkohol zu tanken, und zwar eine erschreckend große Menge in erschreckend kurzer Zeit. Normalerweise trank er nie so viel, dass er davon betrunken wurde. Cams Zustand machte mir Angst, und bereits nach kurzer Zeit war es, als
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