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London Road - Geheime Leidenschaft

London Road - Geheime Leidenschaft

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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Ich hoffte, dass er mir trotz der Dunkelheit ansah, wie abgrundtief ich ihn verachtete. »Aber Lesen alleine macht noch lange nicht schlau. Ich habe kein Geld. Du wirst dich wohl oder übel einem deiner alten Knastbrüder als Hure anbieten müssen.«
    Ich sah seine Faust nicht kommen, so schnell war sie.
    Mein Kopf wurde zurückgeschleudert. Die Muskeln in meinem Nacken schrien, und ein brennender Schmerz breitete sich von meinem Mund in den gesamten Kiefer aus. Ich war fast blind vor Tränen, als ich den Kopf ganz langsam wieder zu ihm herumdrehte. Meine Lippe schien um ein Millionenfaches angeschwollen, und dort, wo meine Zähne die Haut aufgerissen hatten, lief aus einer pochenden Platzwunde ein warmes Rinnsal Blut.
    Sein Blick war leer, als er erneut zum Schlag ausholte. Diesmal traf mich seine Faust in den Magen. Ich krümmte mich zusammen, verlor alle Selbstbeherrschung und röchelte in verzweifelter Panik. Als ich auf die Knie sackte, trat er mich in die Seite, und ein unerträglicher Schmerz schoss mir durch die Rippen, unmittelbar bevor ich auf dem schlammigen Pfad zusammenbrach. Steine und Schmutz gruben sich in meine Haut.
    Mein Körper wusste nicht, ob er atmen oder sich übergeben sollte.
    Raue Finger umfassten mein Kinn. Endlich füllten sich meine Lungen wieder mit Luft, und ich schrie auf. Jeder Muskel, jeder Nerv, jeder Knochen in meinem Körper brannte vor Schmerz. Ich presste mir den Arm gegen die Rippen, als Murray mich am Kinn in die Höhe zog. »Sieh zu, dass du das Geld irgendwo auftreibst, Mädchen. Ich hab für ein paar Tage die Wohnung über dem Resozialisierungszentrum am Fleshmarket Close gemietet. Du hast zwei Tage, es mir zu bringen. Kapiert?«
    Ich war wie benebelt. Der Schmerz in meinen Rippen war so stark, dass ich kaum verstand, was er sagte.
    »Hast du das kapiert?«
    Ich nickte schwach und ächzte erleichtert auf, als er abrupt mein Kinn losließ.
    Dann war er fort.
    Der widerliche Gestank von Bier und Nikotin hatte sich verflüchtigt. Ich lag alleine auf dem kalten Boden. Meine Lippe pochte, meine Rippen brannten, und in meinem Kopf schrie und tobte die Wut. Wut auf ihn. Auf mich selbst.
    Ich hätte Cams Angebot annehmen und mit zum Judo gehen sollen.
    Bei dem Gedanken an Cam begann ich zu weinen. Die Hand auf meine verletzte Seite gepresst, rappelte ich mich mühsam auf. Meine Beine trugen mich kaum, und ich musste mich am Hang abstützen, weil mir schwindlig war. Gleich darauf begann ich am ganzen Leib unkontrolliert zu zittern.
    Wahrscheinlich stand ich unter Schock.
    Ich schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden. Ich hatte keine Zeit für einen Schock. Murray hatte mir zwei Tage gegeben, um das Geld zu beschaffen. Ein Schub verzweifelter Energie trieb mich vorwärts.
    Malcolm würde mir das Geld geben. Wenn er mich in diesem Zustand sah, würde er es mir sofort und ohne zu zögern geben. Weil er ein guter Mensch war.
    Ich stolperte zurück auf den Weg und hob meine Handtasche auf. Verzweiflung und Adrenalin hielten mich aufrecht, und ich lief trotz der Schmerzen mit schnellen Schritten. Ich konnte Malcolm anrufen, damit er mich abholte.
    Sein Name spukte noch in meinem Kopf herum, als ich den Park verließ und am Leopold Place am oberen Ende der London Road kehrtmachte. Wo ich konnte, hielt ich mich in der Nähe der Bäume und weitestgehend im Schatten, für den Fall, dass mir ein Passant auf der Straße entgegenkam. Ich wollte nicht, dass jemand die Polizei rief, denn wenn die sich einmischte, stellte sie mir womöglich Fragen über meine Familie und … das Risiko durfte ich einfach nicht eingehen.
    Wenn Malcolm mir das Geld gab, würde alles gut werden.
    Ehe ich wusste, wie mir geschah, stand ich vor unserem Haus.
    Bei dem Anblick wurde mein Schluchzen noch heftiger, und ich zuckte vor Schmerz zusammen, als meine Zähne dabei meine aufgeplatzte Lippe berührten.
    Malcolm würde mir das Geld nicht geben.
    Er würde mir das Geld nicht geben, weil ich keine Hilfe von ihm annehmen wollte. Ich wollte niemanden außer Cam.
    Ich betrat das Treppenhaus und schleppte mich die Stufen hoch. Ich musste unbedingt zu ihm, damit er mich in den Arm nahm. Ich weinte immer heftiger. Ich brauchte Sicherheit, und Cam war der Einzige, der sie mir geben konnte.
    Ich ächzte, als ich leise an seine Tür klopfte und mir dabei ein scharfer Schmerz durch den Körper fuhr. Als ich den Arm hob, fühlte es sich an, als würde an meiner Seite eine genähte Wunde platzen. Wie von selbst

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