London Road - Geheime Leidenschaft
spürte ein heftiges Ziehen in der Brust.
Mein Blick ging zurück zu Joss, die mich vielsagend musterte. »Das, was du da gerade empfindest – man nennt es Eifersucht. Ein ekelhaftes Gefühl, ich weiß. Aber es beweist, dass das zwischen dir und Cam eben nicht rein körperlich ist.«
»Wir kennen uns doch kaum.«
»Nach allem, was du mir gestern erzählt hast, kennt ihr euch ziemlich gut.«
Das ließ sich natürlich nicht ganz abstreiten. Ich lehnte mich über den Tresen und sah meine Freundin stirnrunzelnd an. »Ja. Ich frage mich, wie das überhaupt passieren konnte?«
»Wie was passieren konnte?« Als ich mich umdrehte, sah ich Cam auf uns zukommen. Er band sich gerade die Uhr ums Handgelenk. Becca und ihre Begleiterin waren verschwunden. Er sah mich auffordernd an.
Ich versuchte es mit einem Ablenkungsmanöver. »Du bist echt ganz schön neugierig, hat dir das schon mal jemand gesagt?«, neckte ich ihn.
Cam legte den Kopf schief und musterte mich. »Du lenkst vom Thema ab?« Seine Augen leuchteten, als wäre ihm soeben etwas eingefallen. »Gebt’s zu, ihr habt über mich geredet.«
Wie gern hätte ich ihm dieses selbstverliebte Grinsen aus dem Gesicht gewischt.
Joss stöhnte. »Du und Braden, ihr solltet einen Club für Männer aufmachen, die sich viel zu wichtig nehmen.«
Ich sah sie belustigt an. »Öffentliches Zurschaustellen aufgeblasener Egos wird mit dem Tragen knapper Badehosen bei Minustemperaturen bestraft.«
»Möglicherweise auch durch Nahrungsentzug.«
»Nein. Sex. Sexentzug.«
Joss biss sich auf die Lippe. »Ich weiß nicht, ob ich das durchziehen könnte.«
Ich sah sie ungläubig an. »Willst du behaupten, du könntest nicht ein paar Tage lang ohne Sex auskommen?«
»Ich glaube, nicht.«
»Wo ist deine Willenskraft?«
Joss nahm einen Schluck von ihrer Cola. »He, du hattest noch keinen Sex mit Braden Carmichael.«
Das stimmte, allerdings lag es nicht daran, dass ich es nicht versucht hätte. Die Erinnerung trieb mir die Röte ins Gesicht. »Ja, aber ich weiß trotzdem, was guter Sex ist, und ich hätte keine Probleme, mal für ein paar Tage abstinent zu bleiben.«
»Guter Sex?«, warf Cam dazwischen, so dass wir ihm automatisch die Köpfe zuwandten. Er sprach leise, und in seiner Stimme schwang eine undefinierbare Emotion mit. »Abstinent?« Er taxierte mich von oben bis unten und sah mir dann mit glühendem Blick in die Augen. »Dann macht er aber was falsch.«
Mein Herz geriet ins Stolpern und setzte für einen kurzen Moment ganz aus. Kaum hatte es den Betrieb wiederaufgenommen, begann es wie verrückt zu galoppieren. Die ganze aufgestaute sexuelle Hitze überrollte mich, und ich spürte, wie mein Höschen feucht vor Verlangen wurde.
»Du meine Güte«, krächzte Joss. »Das macht mich ganz rollig.« Sie sprang von ihrem Barhocker und zückte ihr Handy. »Ich glaube, ich fahre jetzt nach Hause und schaue nach, ob Braden aus dem Büro zurück ist.«
Schon war sie verschwunden, und wir blieben in der Gewitterwolke unserer sexuellen Energie allein zurück.
Ich schenkte Cam ein gezwungenes Lächeln. »Wie geht’s Becca?«
Einige Gäste kamen an die Bar, und wir bedienten sie. Während wir Drinks einschenkten, antwortete Cam gepresst: »Becca geht’s gut. Und Malcolm?«
»Auch.« Er hatte mich mittags von der Arbeit abgeholt, und wir waren zusammen essen gegangen. Ich hatte ihn davon überzeugen können, dass mit mir alles in bester Ordnung war.
»Hat Cole dir gesimst, ob er schon zu Hause ist?«
Wider Willen musste ich breit grinsen, weil Cam sich solche Sorgen machte. Mein Gast erwiderte das Grinsen, weil er dachte, es sei für ihn bestimmt. Ich beeilte mich, ihm sein Wechselgeld hinzuschieben, und wandte mich wieder Cam zu. »Ja, er ist zu Hause.«
Um seine Augenwinkel legten sich lauter winzige Fältchen – noch ein Gesichtsausdruck für meine Hitliste. »Gut.«
Der Rest des Abends verging wie im Flug. Wir arbeiteten, wir redeten, wir scherzten, aber die sexuelle Unterströmung zwischen uns hielt sich hartnäckig. Als wir nach der Schicht zusammen nach Hause gingen, sprach keiner von uns ein Wort. Ich könnte behaupten, dass es an der Müdigkeit lag, aber mein ganzer Körper vibrierte wie eine Stimmgabel, nur weil ich neben ihm herging. Wir verabschiedeten uns vor seiner Wohnungstür, und als ich unter seinen Blicken die Treppe zu unserer Wohnung hochstieg, wünschte ich mir nicht zum ersten Mal ein anderes Leben – ein Leben, in dem Cam solo war und Malcolm
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