London Road - Geheime Leidenschaft
Lächeln auf ihren Zügen. »Ah, das Gesicht kenne ich. Genauso sieht Ellie immer aus, wenn sie Adam anschmachtet.«
»Wenn du meinst«, murmelte ich und sah vorsichtshalber in die andere Richtung. Ich hatte Angst, dass meine Augen ihren Verdacht bestätigen würden.
»Du bist total in Cam verknallt, und ich musste nicht mal nachhelfen.«
»Ich bin nicht in Cam verknallt.«
»Glaub mir, ich weiß, was so ein Gesichtsausdruck zu bedeuten hat.«
»Wir sind bloß Freunde.« Ich sah sie warnend an. »Joss, ich mag ihn, aber wir sind beide in einer festen Beziehung, und ich …«
Joss ließ mich nicht ausreden. »Und du willst nach wie vor die finanzielle Sicherheit, die Malcolm dir bieten kann.«
Ich musste nicht darauf antworten; wir wussten beide, dass es so war.
»Hast du bei Cam Schmetterlinge im Bauch?«
Ich nickte.
»Bist du dir jeder seiner Bewegungen bewusst?«
Wieder ein Nicken.
»Denkst du ununterbrochen an ihn?«
»M-hm.«
»Du bist ja total durch den Wind.«
»Bin ich nicht«, widersprach ich pikiert. »Ich habe die Situation vollkommen im Griff.«
»Klar«, schnaubte Joss. »So wie ich, bis ich plötzlich rücklings auf Sus Schreibtisch lag. Und jetzt, anderthalb Jahre später, gehe ich mit Braden zusammen Bettwäsche kaufen und bekomme die Krise, wenn er mir nicht mindestens einmal pro Tag von der Arbeit eine SMS schreibt und mir erzählt, was er gerade so macht, als ob er mir das nicht genauso gut erzählen könnte, wenn er abends nach Hause kommt. Ich kann nicht einschlafen, wenn er nicht neben mir liegt. Ich? Kann ohne einen Typen in meinem Bett nicht einschlafen? Ich bin ein Junkie, Jo. Und angefangen hat alles mit diesem Gesichtsausdruck.«
»Ich freue mich für dich, Joss. Ganz ehrlich. Aber das hier ist was anderes. Ich mag Malcolm. Das mit Cam ist rein körperlich.«
Joss bekam einen fürchterlichen Lachanfall. Ich sah in sprachloser Verwunderung zu. Sie konnte gar nicht mehr aufhören.
»Was hast du denn?«
Verzweifelt nach Luft schnappend, wedelte sie mit der Hand. »O Mann. Nichts. Gar nichts.« Sie sah mich an und kicherte noch einmal leise, als wisse sie etwas, das ich nicht wusste. »Ich hatte bloß gerade ein Déjà-vu.«
Zum allerersten Mal in meinem Leben erfand ich eine Krankheit, um mich vor der Arbeit zu drücken. Ich teilte Mr Meikle mit, dass ich Migräne hätte, und da ich vor lauter Sorge um Cole sowieso ganz blass war, brauchte es nicht viel, um ihn dazu zu bewegen, mich früher gehen zu lassen, obwohl er die ganze Zeit, während ich meine Sachen zusammenpackte, missmutig vor sich hin grummelte.
Ich kam gleichzeitig mit Cole in unsere Wohnung. Er machte einen Schritt in den Flur, blieb dann aber stehen und verfolgte mit zusammengekniffenen Lippen, wie ich mir die Pumps von den Füßen streifte.
»Du kannst aber nicht jeden Tag blaumachen«, sagte er. Er hatte messerscharf geschlossen und eins und eins zusammengezählt. »Du musst dich einfach darauf verlassen, dass ich damit klarkomme, allein mit ihr in der Wohnung zu sein. Außerdem hast du ihr einen Riesenschrecken eingejagt, glaub ich.«
Genau in dem Moment ging Mums Schlafzimmertür auf. Sie lugte vorsichtig um die Ecke, und bleckte feindselig die Zähne, als sich unsere Blicke trafen. Sie stöhnte leise auf und tastete sich dann an der Wand entlang zum Bad. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, wandte ich mich wieder an Cole.
»So wie es aussieht, kann ich mich eben nicht darauf verlassen.«
Er zog den Kopf ein, weil ich ihn daran erinnert hatte, dass er mir ihre Misshandlungen verschwiegen hatte. »Ich wollte halt nicht, dass du dich aufregst.«
Ich machte bloß »Hmpf!« und marschierte in die Küche, um mir einen Tee zu kochen. Als er fertig war und ich es mir mit einem Buch auf der Couch gemütlich gemacht hatte, saß Cole bereits mit seinen Hausaufgaben im Sessel, und Mum war wieder in ihrem Schlafzimmer verschwunden.
Wir saßen etwa eine Stunde lang zusammen, dann beschloss ich, aufzustehen und Abendessen zu kochen. Ich kam eben aus der Küche, als es an der Wohnungstür klopfte. Einen schrecklichen Moment lang dachte ich, Malcolm hätte die Geduld verloren und wäre kurzerhand bei mir aufgetaucht. Er hatte mir am Vormittag eine SMS geschrieben, und ich hatte ihm geantwortet, jedoch ohne ihn zu weiterer Kommunikation zu ermuntern. Hatte er beschlossen, vorbeizukommen und nachzusehen, was los war?
Mein Herz klopfte unangenehm schnell, als ich zur Tür ging, und als ich sah, wer
Weitere Kostenlose Bücher