Lonely Planet Reiseführer Berlin
verbrannten rechtsgerichtete Studenten auf dem Bebelplatz Bücher „gegen den undeutschen Geist“, worauf zahllose Intellektuelle und Künstler ins Exil flohen.
Gedenkstätten des Nationalsozialismus
Topographie des Terrors Google Maps
Haus der Wannsee-Konferenz
Holocaust-Mahnmal
Konzentrationslager Sachsenhausen
Gedenkstätte Deutscher Widerstand Google Maps
Zurück zum Anfang des Kapitels
JUDENVERFOLGUNG
Juden standen von Anfang an im Visier der Nazis. Im April 1933 verordnete Joseph Goebbels, Gauleiter von Berlin und Kopf des effizienten Propagandaministeriums, den Boykott jüdischer Geschäfte. Kurz darauf wurden Juden aus dem Staatsdienst entlassen und durften viele Berufe im akademischen, handwerklichen und gewerblichen Bereich nicht mehr ausüben. Die Nürnberger Gesetze von 1935 entzogen „Nichtariern“ die deutsche Staatsbürgerschaft und verboten Juden Ehen oder sexuelle Beziehungen mit Ariern.
Die internationale Gemeinschaft ignorierte die Lage in Deutschland, vielleicht weil viele Staatschefs froh waren, dass nach Jahrzehnten politischer Unruhen endlich eine Art Ruhe im Land herrschte. Außerdem bewunderten viele, wie erfolgreich Hitler die angeschlagene Wirtschaft stabilisiert hatte, indem er Arbeitsprogramme – meist in der Wiederbewaffnung und der Schwerindustrie – staatlich finanzierte. Die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin waren ein Triumph der Propaganda: Hitler zeigte sich von seiner besten Seite, aber Terror und Verfolgung gingen gleich nach der Schlussfeier weiter.
Den Juden stand am 9. November 1938 mit der Reichspogromnacht neuer Horror ins Haus. Die Ermordung eines deutschen Diplomaten durch einen polnischen Juden in Paris nutzten Nazischergen als Vorwand, um Synagogen, Friedhöfe, Geschäfte und Hab und Gut der Juden im ganzen Land zu schänden, zu verbrennen und zu zerstören. Nach 1933 waren bereits etliche Juden ausgewandert, aber dieses Ereignis setzte eine wahre Auswanderungslawine in Gang.
Das Schicksal der zurückgebliebenen Juden verschärfte sich nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939. Im Januar 1942 beschloss eine von Hitler einberufene Konferenz im Berliner Stadtteil Wannsee die „Endlösung“: die systematische, bürokratische und akribisch dokumentierte Vernichtung der europäischen Juden, die etwa 100 000 Deutsche verrichteten. Sie verfolgten auch Sinti und Roma, politische Gegner, Priester, Schwule und Gewohnheitsverbrecher. Von den ungefähr 7 Mio. Menschen, die von den Nazis in Konzentrationslager geschickt wurden, überlebten nur 500 000. Das Holocaust-Mahnmal in Berlin gehört zu den zahlreichen Stätten, die an dieses finstere Kapitel der deutschen Geschichte erinnern.
Der 9. November gilt als Deutschlands „Schicksalsdatum“: An diesem Tag endete 1918 die Monarchie, putschte Hitler 1923 in München, brandschatzten 1938 die Nazis in der Reichspogromnacht und fiel 1989 die Mauer.
Zurück zum Anfang des Kapitels
WIDERSTAND
Widerstand gegen das Hitler-Regime wurde durch den mächtigen Sicherheitsapparat der Nazis schon früh erstickt, aber er verschwand nicht gänzlich. Im hervorragenden Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ ist dieser Teil der Geschichte gründlich dokumentiert. Der bekannteste Akt des Widerstands war der gescheiterte Anschlag auf Hitler unter der Leitung des Offiziers Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Am 20. Juli 1944 brachte Stauffenberg zu einer Besprechung im Führerhauptquartier Wolfsschanze an der Ostfront eine Aktentasche mit Sprengstoff mit und stellte sie unter den Konferenztisch in der Nähe von Hitlers Stuhl. Daraufhin entschuldigte er sich, verließ die Konferenz und hörte aus der Entfernung die Detonation der Bombe. Er ahnte jedoch nicht, dass der massive Eichentisch die Explosion abschirmte und Hitler deshalb nur leicht verletzt überlebt hatte.
Stauffenberg und seine Mitverschwörer waren schnell identifiziert und wurden im Armeehauptquartier Bendlerblock in Berlin erschossen. In den Räumen, in denen sie das Attentat geplant hatten, befindet sich heute die Gedenkstätte Deutscher Widerstand, eine Ausstellung über den deutschen Widerstand gegen das Nazi-Regime.
Rosenstraße (2003), einer der vielen großartigen Filme der bekanntesten deutschen Regisseurin Margarethe von Trotta, ist ein bewegendes Porträt über nichtjüdische Frauen, die 1943 gegen die Deportation ihrer jüdischen Männer protestierten.
Zurück zum Anfang des Kapitels
ZWEITER WELTKRIEG & DIE SCHLACHT UM
Weitere Kostenlose Bücher