Lonely Planet Reiseführer Berlin
beeindruckt. Die Tatsache, dass es die ersten Spiele waren, die international im Radio übertragen wurden, schindete ebenfalls enormen Eindruck.
Auch in sportlicher Hinsicht waren die Spiele ein voller Erfolg. Um die 4000 Teilnehmer aus 49 Ländern traten in 129 Disziplinen gegeneinander an und brachen mehrere Rekorde. Der größte Star war der afroamerikanische Leichtathlet Jesse Owens, der vier Goldmedaillen auf 100 m und 200 m, in der 4 x 100 m Staffel und im Weitsprung gewann. Er gewann auch die Herzen der Deutschen und widerlegte den Naziglauben an die physische Überlegenheit der arischen Rasse. Deutsche Juden waren hingegen von der Teilnahme ausgeschlossen – mit einer Ausnahme, nämlich der halbjüdischen Fechterin Helene Mayer. Sie gewann eine Silbermedaille.
DIE NACHT DER LANGEN MESSER
Die Braunhemden der SA (Sturmabteilung) waren eine Nazi-Organisation, die hauptsächlich zum Schutz nationalsozialistischer Parteiversammlungen und zur Störung von Versammlungen politischer Gegner eingesetzt wurde. Sie spielte zwar eine wichtige Rolle bei Hitlers Aufstieg zur Macht, aber 1934 war sie, zum großen Teil dank ihres Führers Ernst Röhm, bereits ein eigenständiger Machtfaktor. Hitler fühlte sich bedroht und befahl am 30. Juni des gleichen Jahres den Schwarzhemden der SS (Schutzstaffel), die SA-Führung zu verhaften und umzubringen (darunter Röhm und mindestens 75 weitere Männer), um die Organisation auf Linie zu bringen.
Hitler vertuschte zunächst die „Nacht der Langen Messer“, wie die Aktion später genannt wurde. Erst am 13. Juli verkündete er im Reichstag, dass die SA, die mit 2 Mio. Mitgliedern bei Weitem mehr Mitglieder hatte als die Armee, ab sofort unter dem Kommando der Heeresführung stünde, die wiederum einen Treueeid auf Hitler schwören musste. Die Polizeigewalt lag nun bei der SS unter der Führung des ehemaligen Hühnerzüchters Heinrich Himmler. Die SS erhielt damit unbegrenzte Macht und wurde so zur mächtigsten und am meisten gefürchteten Organisation in Nazideutschland.
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HITLERS AUFSTIEG ZUR MACHT
Die Unfähigkeit der Weimarer Regierung, die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in den Griff zu bekommen, gab Hitlers NSDAP Auftrieb. Die Wahl von 1930 bescherte ihr einen Stimmenanteil von 18 %. 1932 trat Hitler zur Präsidentschaftswahl gegen Hindenburg an und sicherte sich im zweiten Wahlgang 37 % der Stimmen. Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg nach gescheiterten Wirtschaftsreformen und unter Einfluss rechtsgerichteter Berater Hitler zum Reichskanzler. In jener Nacht feierte die NSDAP ihren Aufstieg zur Macht mit einem Fackelzug durch das Brandenburger Tor. Nicht alle freuten sich. Der Künstler Max Liebermann kommentierte das Schauspiel vor seinem Haus am Pariser Platz mit den berühmten Worten: „Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.“
Als Kanzler machte sich Hitler sofort daran, seine absolute Macht zu festigen und die Demokratie zur Einparteiendiktatur umzuwandeln. Der Reichstagsbrand am 27./28. Februar 1933 diente ihm als Vorwand zur Forderung nach Notstandsgesetzen, um Kommunisten und liberale Gegner aus dem Weg zu schaffen. Wenige Wochen später, im März 1933, konnte er das sogenannte Ermächtigungsgesetz durchsetzen. Es erlaubte der Reichsregierung, eigenmächtig Gesetze zu erlassen und die Verfassung ohne Zustimmung des Parlaments zu ändern. Als Hindenburg ein Jahr später starb, legte Hitler die Ämter als Präsident und Kanzler zusammen und wurde zum „Führer des deutschen Volkes“.
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BERLIN UNTER DEN NAZIS
Der Aufstieg der Nationalsozialisten hatte sofortige und weitreichende Konsequenzen für die gesamte Bevölkerung. Drei Monate nach Hitlers Machtergreifung waren alle Parteien, Organisationen und Gewerkschaften, die nicht den Nazis angehörten, verboten. Politische Gegner, Intellektuelle und Künstler wurden verhaftet und ohne Gerichtsverfahren ins Gefängnis gesteckt. Viele gingen in den Untergrund oder ins Exil. Terror und Denunziation gehörten bald zum Alltag, und die Judenverfolgung eskalierte.
Hitlers braune Staatspolizei, die Sturmabteilung (SA), verfolgte Gegner, verhaftete, folterte und ermordete Menschen in improvisierten Konzentrationslagern wie dem Wasserturm in Prenzlauer Berg. Nördlich von Berlin entstand das Konzentrationslager Sachsenhausen. Während der „Köpenicker Blutwoche“ im Juni 1933 wurden um die 90 Menschen ermordet. Am 10. Mai
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