Lonely Planet Reisefuehrer Thailand
hat gesprochen, und bislang haben weder die Opposition noch das Militär versucht, sich zu widersetzen.
Die ersten Tage im Amt brachte die Premierministerin damit zu, Wahlversprechen einzulösen. Sie erhöhte z. B. den nationalen Mindestlohn auf 300 B pro Tag (30 % mehr als zuvor), reichte der Monarchie und dem Militär symbolisch die Hand und gelobte, sich für die nationale Versöhnung einzusetzen. Zwei Schlüsselpositionen im Kabinett – das Sicherheits- und das Verteidigungsressort – besetzte sie mit Kandidaten, denen zugetraut wird, die Kluft zwischenPolitik und Militär zu überwinden.
Die nächste Frage ist, ob oder wann Yingluck ihren Bruder Thaksin begnadigt, damit er aus dem Exil zurückkehren kann. Bis 2012 soll er keine politischen Aktivitäten ausüben dürfen. Außerdem entzieht er sich einer zweijährigen Haftstrafe. Thaksin verkündete öffentlich, dass er nicht nach Thailand zurückkehren möchte – dieses Statement gab er in Japan ab, wo er anscheinend in diplomatischer Mission war. Während der Wahlkampagne sprach Thaksin von seiner Schwester als seinem „Klon“. In einem Artikel in der Asia Time (25. August 2011) wurde die Regierung als ein Familienbetrieb beschrieben, in dem Yingluck als Aushängeschild (bzw. Strohmann) dient und Thaksin die Geschäfte führt.
Insgesamt scheinen die politischen Unruhen der vergangenen Jahre die Thais ermüdet und das sonst so harmonische Sozialgefüge – die meisten fühlen sich ihren Landsleuten verbunden und lehnen Gewalt ab – aus der Balance gebracht zu haben. Vor allem die Hauptstadtbewohner sind die Staus und Straßensperrungen leid, die mit der großzügig ausgelebten Versammlungsfreiheit einhergehen.
Während der Krise 2010 konzentrierte sich die westliche Presse vor allem auf die soziale Kluft, die sich in den politischen Lagern auszudrücken schien: dem Proletariat (für Thaksin), den „Rothemden“, auf der einen und den Aristokraten (gegen Thaksin), den „Gelbhemden“, auf der anderen Seite. Thailändische Intellektuelle halten diese Darstellung für zu simpel, denn es gibt auch „farblose“ Thais, die mit beiden Seiten sympathisieren. Sie stimmen z. B. mit den Rothemden insofern überein, dass die Demokratie wiederhergestellt werden muss und dass Militär und Königshof sich nicht in die Politik einmischen sollten, gleichzeitig ist ihnen die uneingeschränkte Loyalität gegenüber Thaksin suspekt.
Mehr Infos zur politischen Situation im Süden s. Kasten Klicken Sie hier .
» Bevölkerung: 66,7 Mio.
» BIP: 580,3 Mrd. US$
» BIP pro Kopf: 8700 US$
» Arbeitslosigkeit: 1,2 %
» Bildungsetat: 4,1 % des BIP
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Ein in die Jahre gekommener König
Thais reden selten offen darüber, dass sie sich Sorgen um ihren geliebten König machen: Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) ist jenseits der 80, kein anderer König weltweit ist länger im Amt als er, und er wird von seinen Untertanen nicht nur respektiert, sondern angebetet. Doch mit seiner Gesundheit verblasst auch sein Einfluss innerhalb der Gesellschaft. Er ist schon seit fast zwei Jahren im Krankenhaus, und seine öffentlichen Auftritte sind so selten, dass sie in den Nachrichten Topmeldungen sind.
Während seiner aktiven Zeit galt König Bhumibol als stabilisierendes Moment in Krisenzeiten, bei den jüngsten Ereignissen hat er diese Rollejedoch nicht wahrgenommen. Auslöser für die Tumulte waren u. a. das Machtvakuum, das nach dem Tod des Monarchen entstehen wird, sowie die Versuche des damaligen Premierministers Thaksin, seine Macht zu konsolidieren. Seit Anfang 2006 ist Gelb, die „Geburtstagsfarbe“ des Königs, die Farbe der monarchietreuen Anti-Thaksin-Fraktion.
Der Verlust des Königs wird das Land in tiefe Trauer stürzen: Er ist seit mehr als 60 Jahren im Amt und prägte während dieser Zeit das Bild des modernen thailändischen Mannes (gebildet, familienbezogen, menschenfreundlich, stilvoll). Sein Sohn, Kronprinz Vajiralongkorn, ist sein rechtmäßiger Nachfolger und hat bereits viele königliche Pflichten übernommen, doch die anhaltenden politischen Spannungen gestalten die Thronübergabe schwierig.
Thais, die ihre Liebe zum König ausdrücken wollen, ohne dass damit eine politische Botschaft einhergeht, tragen mittlerweile rosafarbene Shirts. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt hatte auch der König höchstpersönlich ein Hemd dieser Farbe an.
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Thailands „Teflon-Wirtschaft“
Was die Wirtschaft
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