Lonely Planet Reisefuehrer Thailand
die sie zu Verwaltungseinheiten zusammenfassten. Diese meu·ang, die unter der Herrschaft eines Lehnsherrn standen, bildeten das Fundament des Tai-Reichs. Mit der Zeit breiteten sich die Tai von den Gebirgstälern im Norden in die zentrale Tiefebene und auf das Hochplateau im Nordosten aus. Dort gab es mehrere bedeutende Handelszentren, die von verschiedenen einheimischen und auswärtigen Machthabern wie den Mon-Dvaravati, den Khmer (aus Kambodscha) und den (malaiischen) Srivijaya beherrscht wurden.
Steinreliefs in Angkor Wat belegen, dass Tais als Söldner in den Truppen der Khmer dienten. Die Khmer bezeichneten diese Tais als „Syam“, was 1592 von dem englischen Kaufmann James Lancaster in „Siam“ abgewandelt wurde.
Dvaravati
Das Volk der Mon beherrschte Teile von Birma sowie das westliche Thailand bis hinunter in die zentrale Tiefebene. Mit den Mon eng verbunden ist die buddhistische Kultur der Dvaravati, die ihre Blütezeit im 6.–9. Jh. erlebte. Allerdings ist über diese Zeit nur wenig bekannt. Das Zentrum dieser Kultur war vermutlich Nakhon Pathom, von wo aus Handelsrouten mit Außenposten in Richtung Westen bis nach Birma, nach Osten bis nach Kambodscha, in den Norden nach Chiang Mai und Laos sowie in den Nordosten führten. Dies belegen die dort existierenden Buddha-Darstellungen, Tempel und Steininschriften in der Sprache der Mon, die eindeutig derDvaravati-Kultur zuzuordnen sind.
Die Dvaravati-Kultur war nur eine von vielen Kulturen, die von Indien beeinflusst waren, sich in Südostasien aber eigenständig weiterentwickelten. Für die Wissenschaftler ist sie allerdings einzigartig, hat sie doch einen großen Schatz an Kunstwerken und ein Netz von Handelsstraßen hinterlassen, das die zentrale Basis des modernen thailändischen Staates werden sollte.
Khmer
Liegt die Dvaravati-Kultur weitgehend im Dunkel der Geschichte, so war das Königreich der Khmer das „Römische Reich“ Südostasiens. Dieses Königreich, das für seine ausgefallene Architektur und Bildhauerei bekannt ist, hatte einen prägenden Einfluss auf die Kunst und Religion in dieser Region. Das im 9. Jh. begründeteKhmer-Reich errichteteseine Hauptstadt in Angkor (im heutigen Kambodscha), von wo es bis in das heutige Zentrum und den Nordosten Thailands vordrang. Rund um Tempel im Stil von Angkor errichteten sie Verwaltungszentren in Lopburi (damals Lavo), Sukhothai und Phimai (in der Nähe von Nakhon Ratchasima) und verbanden sie über Straßen mit ihrer Hauptstadt.
Die groß angelegten Bauprojekte der Khmer brachten ihre allumfassende Macht im Grenzgebiet zum Ausdruck und sind beeindruckende Zeugnisse der fortschrittlichsten Techniken in der damaligen Zeit. So ist diese Ära der thailändischenGeschichte stark von Elementen der Khmer-Kultur geprägt, z. B. dem Hinduismus, Brahmanismus, Theravada- und Mahayana-Buddhismus.
Top-Geschichtsbücher
» Volker Grabowsky: Kleine Geschichte Thailands , 2003
» David K. Wyatt: Thailand: A Short History , 2003.
» Chris Baker u. Pasuk Phongpaichit: A History of Thailand , 2009.
» William Warren: Chronicle of Thailand. Headlines Since 1946, 2010.
Srivijaya
Während das thailändische Festland von den Machtzentren im Norden und Westen beeinflusst wurde, war die malaiische Halbinsel wirtschaftlich und kulturell mit den Zivilisationen des Südens verbunden. Vom 8.–13. Jh. wurde die Halbinsel vom Staatenbund der Srivijaya beherrscht, die den Seehandel zwischen dem Südchinesischen Meer und dem Indischen Ozean kontrollierten. Die Hauptstadt der Srivijaya war vermutlich Palembang auf Sumatra.
Zu den Stadtstaaten von Srivijaya, die die gesamte malaiische Halbinsel beherrschten, gehörte auch Tambralinga, dessen Hauptstadt sich in der Nähe des heutigen Nakhon Si Thammarat befand. Im 13. Jh. wurde dieser Staat buddhistisch, während sich die anderen Staaten weiter im Süden dem Islam zuwandten und damit eine religiöse Grenze zogen, die bis heute besteht. Überreste derSrivijaya-Kultur sind noch rund um Chaiya und Nakhon Si Thammarat zu sehen. Auch viele Kunstformen der Srivijaya wie etwa das Schattenspiel nđng đà·lung und das klassische Tanzdrama lá·kon werden bis zum heutigen Tag gepflegt.
Zurück zum Anfang des Kapitels
Entstehung der Tai-Königreiche
Im 13. Jh. begann der Niedergang der Großreiche. An ihre Stelle traten wohlhabende Stadtstaaten der Tai, deren politische und militärische Herrschaft auf kleine Gebiete begrenzt war. Schließlich gingen die miteinander
Weitere Kostenlose Bücher