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Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.

Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.

Titel: Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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angenehme Kühle ersetzt.
    Die Prellungen im Gesicht und am Körper machten ihm Sorgen, aber er konnte für ihre äußere Erscheinung nichts tun. Das MedSet des Kriechers war dazu vorgesehen, Leute am Leben zu erhalten, und sie nicht kosmetisch wiederherzustellen. Nun, es störte sie sicherlich nicht, solange sie bewußtlos war. Das beste wäre wohl, wenn er sie in Alaspinport ins Krankenhaus brächte.
    Sie hatte leichtes Fieber und war erheblich ausgetrocknet, obwohl sie offenbar einige Zeit im Fluß verbracht hatte. Entweder hatte sie Angst gehabt, sich an dem bedenkenlos trinkbaren Wasser zu laben, oder sie war dazu nicht in der Lage gwesen. Er hatte keine Ahnung, wann sie das letzte Mal gegessen hatte, aber ihr Magen und ihre Verdauungsorgane fühlten sich alles andere als gefüllt an.
    Nachdem er rund eine Stunde gewartet hatte, bis die Medikamente wirkten, verabreichte er ihr zwei Ampullen Mehrzwecknährstoffe und Vitamine in einer Kochsalzlösung. Diese injizierte Brühe würde ihr Kraft geben und den Körper animieren, mit der Regenerationsarbeit zu beginnen.
    Eine Stunde später wurden seine Bemühungen belohnt. Sie drehte den Kopf nach rechts und bewegte einen Arm einige Zentimeter weit. Demnach funktionierte ihr neuromuskuläres System. Der tragbare Med-Scanner hatte keine inneren Verletzungen aufgespürt, die Kontrollampe blieb im gesunden rosaroten Bereich, als er den Sensor über ihren Körper geführt hatte. Zweimal war ein Piepton erklungen, als er damit den schlimmsten Prellungen nahe gekommen war. Wäre die Lampe auf Rot oder gar Violett umgesprungen, dann wäre das ein Hinweis auf gebrochene Knochen oder Schlimmeres gewesen.
    Nach einem letzten besorgten Blick kehrte er in den Fahrersitz zurück. In Mimmisompo würde sich bestimmt jemand Sorgen um sie machen, sei es ein Angehöriger, ein Reisebegleiter oder eine Forschungsgruppe. Er würde es in Erfahrung bringen und sie den Betreffenden übergeben.
    Sie war wirklich sehr schön, dachte er, während er den Kriecher wieder in Gang setzte. Je länger er ihre Verletzungen untersuchte, desto mehr wuchs in ihm die Überzeugung, daß sie nicht von einem Unfall herrührten. Ihre ganze Aufmachung war Beweis genug, daß sie keine Hinterland-Veteranin war. Er konnte es geradezu vor sich sehen, wie sie irgendeinem in Not geratenen Reisenden anbot, ihn mitzunehmen, um am Ende ausgeraubt und niedergeschlagen und als tot in den Fluß geworfen zu werden. Eine sehr unschöne Vorstellung, die zuzutreffen schien. Wenn sie von jemandem betrogen und überlistet worden war, dann erklärte das so gut wie alles.
    Blieb nur die Frage offen, warum ein Räuber oder Dieb sie halbtot geschlagen hatte. Ein Profi hätte sie nur bewußtlos geschlagen, über Bord geworfen, ihre Habseligkeiten an sich genommen und es dem Fluß und dem Dschungel überlassen, hinter ihm aufzuräumen. Nicht daß er sich anmaßte, die Moral und Ethik eines Verbrechers beurteilen zu können. Seine eigene kriminelle Ethik, als er sich in seiner Jugend an harmlosen Diebstählen beteiligt hatte, hatte sich von der der anderen radikal unterschieden. Er betrachtete die Frau im Rückspiegel. Die Prellungen waren ihr nicht zufällig zugefügt worden. Sie ließen auf das Werk eines Profis schließen.
    Er stieß einen Knurrlaut aus. Was wußte er schon davon? Es konnte wirklich alles mögliche gewesen sein, von einem Sturz über ein Geländer bis zu einem Streit unter Verliebten. Er zog seine Schlußfolgerungen sozusagen aus dem hohlen Bauch.
    Der Kriecher glitt in den Fluß, und die Schwimmkompensatoren erwachten summend zum Leben, als die Fahrketten sich drehten, um als Schaufeln zu funktionieren. Er hatte sich für die Gediegenheit und die Langlebigkeit des Kriechers entschieden, doch während er seine verletzte Mitreisende betrachtete, wünschte er sich, einen Skimmer gemietet zu haben - trotz des längeren Aufenthaltes, den dies zur Folge gehabt hätte.
    Drei Tage dauerte die Reise mit der Strömung, ehe der Fluß eine Biegung machte und den Blick auf die Schwimmdocks von Mimmisompo freigab. Nicht ein einziges Mal hatte seine Passagierin die Augen aufgeschlagen, obgleich sie mehrmals im Schlaf gestöhnt hatte. Es verursachte ihm kein Unbehagen, ihrem zusammenhanglosen Murmeln zu lauschen, da er sich auf ihr emotionales Unterbewußtsein konzentrierte. Erwartungsgemäß war es ein unzusammenhängendes Durcheinander, das zwischen Wohlbefinden und Schmerz hin und her pendelte, je nachdem wie lang die letzte

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