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Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.

Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.

Titel: Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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und er war ganz gewiß kein Siegfried. Unter dem Schmutz, den Kratzern, den Prellungen und zahllosen Insektenbissen befand sich die ramponierten Hülle einer sehr attraktiven Frau.
    Sie lebte noch. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, dann hätte sein Geist nicht so reagiert wie geschehen. Ihr Hinscheiden hätte ihm vielleicht Kopfschmerzen erspart, aber vorerst zumindest ärgerte er sich nicht, einen kurzen Schmerzanfall ertragen zu haben. Ihr Puls ging schwach, aber nicht bedrohlich - sie befand sich ganz eindeutig in einem Zustand nahezu totaler Erschöpfung. Die Spur, die in den Fluß führte, machte deutlich, daß sie auf Händen und Bauch rutschend bis zu dieser Stelle gelangt war. Sie sah nur so aus, als sei sie tot..
    Worauf er sich keinen Reim machen konnte, waren die Shorts und das kurzärmelige Hemd. Eine hübsche Kombination für ein Hotel, aber tödlich an jedem anderen Ort auf Alaspin. Arme und Beine waren übersät von winzigen Furchen, und tiefrote Flecken zeigten an, wo Bohrkäfer sich bedient hatten. Diese Wunden waren schlimm, aber er konnte ihre Herkunft wenigstens verstehen. Die Prellungen hingegen waren rätselhafter. Sie sahen nicht so aus, als seien sie durch den Zusammenprall mit Treibholz entstanden, und auf diesem Flußstück gab es keinerlei Stromschnellen.
    Ihr blondes Haar war oben, an den Seiten und vorn kurzgeschnitten bis auf eine einzige Strähne, die hinter dem rechten Ohr sechs Zentimeter herunterhing und in einem nassen Knoten endete. Diese Mode kannte er nicht, aber er machte sich über Mode für gewöhnlich auch keinerlei Gedanken.
    Er befühlte ihre Kleidung. Dünn, sehr leicht. Kühl und total nutzlos als Schutz vor der raubgierigen Insektenfauna von Alaspin. Entweder trug man hier einen Dschungeldrillich oder eine doppelte Lage eines anderen Stoffs. Wie zum Teufel kam es, daß sie hier in dieser Aufmachung gelandet war?
    Vermutlich eine furchtbar dumme Touristin, die sich allein das Hinterland hatte ansehen wollen. Sie hatte wohl versucht, zu Fuß oder schwimmend weiterzukommen, nachdem ihr Fahrzeug mit einem Defekt liegengeblieben war, anstatt darin sitzen zu bleiben und auf Hilfe zu warten. Ein ungewohntes Ausmaß von Dummheit, aber so etwas geschah nicht zum erstenmal. Sie hatte wahrscheinlich Vögel oder Schlangen beobachtet oder TriDi-Chips aufgenommen.
    Dann fiel ihm ein, daß sie auch in einem geschlossenen Boot stromaufwärts fahrend bis hierher gelangt sein konnte. Wenn es gesunken war, dann hatte sie wohl keine andere Wahl gehabt als zu schwimmen und zu versuchen, sich zu Fuß durchzuschlagen. Diese Vorstellung erschien immerhin logisch. Das Wasser hätte außerdem jedes Notrufsignal gedämpft. Vielleicht hatte sie nur Pech gehabt und war am Ende gar nicht so dumm.
    Er hatte keine Mühe, sie hochzuheben und zum Kriecher zu tragen. Sie hineinzubugsieren, war eine ganz andere Sache. Sie war nicht sehr schwer, aber er mußte eine Art Kran mit einem Seil aufstellen und sie Hand über Hand hochziehen. Wären nicht die zusätzlichen Muskeln gewesen, die er sich im vorhergehenden Jahr antrainiert hatte, dann hätte er das wohl nicht geschafft. Pip hielt einen sicheren Abstand und schaute zu, während Scrap aufgeregt um den reglosen Körper kreiste, zweifellos begierig zu erfahren, wie es kommen konnte, daß ein lebendiges menschliches Wesen keine emotionalen Ausstrahlungen von sich gab.
    Die vier Passagiersitze konnten in Liegeposition umgeklappt werden, so daß ein Bett für zwei Insassen entstand. Er packte die Frau auf die hintere Liege des Kriechers und rief die Information über die Lage des Erste-Hilfe-Kastens ab.
    Wie man es bei einen Mietfahrzeug erwarten konnte, waren die Instruktionen auf den selbstinjizierenden Ampullen in dem Kasten einfach und verständlich. Einige sahen schon ziemlich alt aus, aber keine hatte bisher ihr offizielles Verfallsdatum erreicht. Die Bisse waren einfach zu behandeln. Für die winzigen Narben gab es Salbe, Iofluroden tötete die Eier ab, die die Bohrkäfer in den Muskeln abgelegt hatten. Er pumpte den Körper mit einem allgemeinen Antiseptikum und einem Fungizid voll. Keine der Ampullen leuchtete während des Injizierens auf, demnach reagierte sie nicht allergisch auf die Stoffe, die er spritzte. Er verabreichte ein intravenö- i ses Antibiotikum und besprühte die Prellungen und Schnitte mit einem Heilspray, dann lehnte er sich zurück und begutachtete sein Werk. Die Klimaanlage des Kriechers hatte die heiße Luft durch frische,

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