Long Tunnel
ist doch der erste Fahrzeugtyp, nach dem sie Ausschau halten. Ich will etwas, das sich nicht so leicht verfolgen läßt.« Er hielt inne. »Das eignet sich wohl.«
Es sah kaum aus wie ein Zaun, sondern es waren nur einige Pfosten, die im Abstand von jeweils fünf Metern im Erdboden steckten. Jeder Pfosten war ungefähr sechs Meter hoch und pulsierte in einem blaßgelben Licht.
»Das ist eine photische Barriere«, sagte sie. »Man kann nicht über sie hinwegsteigen, weil es nichts zum Klettern gibt, man kann auch nicht hindurchgehen, und man darf keinen der Pfosten umlegen. Egal wie man die Anordnung stört, man würde ein Dutzend verschiedener Alarme auslösen.«
Und auch diesmal beachtete er sie nicht, während er ein halbes Dutzend Maschinen in Augenschein nahm, die auf der gegenüberliegenden Seite des Betriebshofs unter einem Regendach geparkt waren. Alle wirkten ziemlich ramponiert vom ständigen Gebrauch und würden vermutlich nicht sonderlich auffallen. Sie waren genau das, was er für sich und seine Begleiterin brauchte. Er entschied sich für einen großen Zuggleiter, dessen Heckende aus abgetrennten Abteilen für verpackte Fracht bestand. Er konnte alles mögliche sein: von einem Sondermülltransporter bis hin zu einem Molkereilaster. Clarity beachtete ihn gar nicht. Sie suchte die dunklen Gebäude ab, an denen sie vorbeigeeilt waren, und hielt Ausschau nach lautlosen Gestalten, die durch die Nacht eilten. Sie drehte sich nicht um, bis sie ein kaum hörbares sanftes Klicken vernahm.
Aus einer Gesäßtasche hatte Flinx etwas hervorgeholt, das der Größe und Form nach ein Stapel Plastikkarten war. Er machte zwei Schritte von der Wand zurück, holte aus und schnippte den Gegenstand mit einer lässigen Handbewegung weg. Anstatt in alle Richtungen davonzusegeln, fügten die Plastikstreifen sich aneinander und bildeten eine etwa fünf Meter lange gerade Linie. Mit den Händen bog er sie an zwei Stellen um, so daß sie ein starres U bildete, höher und deutlich breiter als sein Körper.
Clarity betrachtete das Gebilde skeptisch. »Wozu soll das denn dienen? Als Leiter ist es sicher nicht stabil und lang genug.«
»Es ist keine Leiter. Es ist ein tragbares Tor.« Während er mit den Händen von innen gegen das U drückte, hob er den ganzen Rahmen an. Er hielt das Gebilde wie einen schwebenden Kopfputz und trat damit durch die photische Wand. Die leuchtenden Sensoren flackerten nicht, als er ihre Strahlen berührte. Kein Alarm erwachte zum Leben. Pip ließ sich auf Flinx’ Schulter hindurchtragen.
Nun drehte er sich auf der anderen Seite um und stellte das Tor wieder an den alten Platz. »Kommen Sie! Es sei denn, Sie blieben lieber draußen auf der Straße stehen.«
Da sie sich keine Begründung für ein Zögern ausdenken konnte, tat sie wie geheißen und bückte sich, als sie unter seinem Arm hindurchschlüpfte, während er für sie das Tor hochhielt.
Nachdem sie die Barriere sicher überwunden hatte, vollführte er mit der Hand eine Geste wie ein Magier, und sie traute ihren Augen kaum, als das Tor sich in seine Hand faltete. Er verstaute das Päckchen wieder in der Gesäßtasche.
»Ein Doppler-Pack«, erklärte er. »Es kann Licht um einen Körper herumlenken. Es kann Sie zwar nicht unsichtbar machen, aber unter besonderen Bedingungen können Sie ganz gut so tun als ob. Es hat die Sensoren um uns herumgeführt. Wir haben so die Strahlen nicht unterbrochen, sondern nur dafür gesorgt, daß sie uns nicht berühren.«
»Faszinierend.« Sie folgte ihm, während er eilig über den gepflasterten Hof ging. »Teuer?«
Er nickte. »Ein solches Spielzeug findet man wohl kaum als Sonderangebot. Es handelt sich um ein Präzisionsgerät, das aussieht wie Trödelkram. Und so etwas ist teuer. Als Junge habe ich auch so etwas gehabt, nur war es damals viel primitiver gebaut. Manchmal hat es wirklich so funktioniert, wie es sollte. Oft genug tat es das nicht. Das war bestenfalls unbequem, schlimmstenfalls peinlich. Ich beschloß, wenn ich es mir je würde leisten können, mir das beste analoge Gerät zu besorgen, das zu bekommen sei; daher ließ ich es für mich bauen.«
»Geschah es deshalb, weil Sie regelmäßig gewisse Sicherheitsmaßnahmen ausschalten oder umgehen müssen?«
»Eigentlich nicht. Ich bin nur gern auf alles vorbereitet und habe die entsprechenden Geräte zur Verfügung.«
»Sie haben erzählt, Sie hätten so etwas mal als Kind benutzt. Was haben Sie denn damals getrieben, daß Sie so ein Gerät
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