Longieren leicht gemacht - Schmelzer, A: Longieren leicht gemacht
Bewegungsrichtung des Pferdes. Bei sehr faulen oder sturen Pferden hat der Longenführer die Möglichkeit, eine dauerhaft treibende Wirkung auszuüben. Er bleibt dann nicht stehen und dreht sich um sein führendes Bein, sondern geht auf einem kleinen Kreis um den Zirkelmittelpunkt herum und bleibt dadurch immer etwas hinter der Körpermitte des Pferdes.
Ähnlich ist es ganz einfach, durch einen Schritt nach vorn und in die Bewegungsrichtung eine bremsende Wirkung auf das Pferd auszuüben. Diese durch Körpersprache verstärkten treibenden und verhaltenden Hilfen werden vor allem im Rahmen der Freiheitsdressur eingesetzt, können und sollten aber bei jeder Form der Bodenarbeit, so auch bei der Arbeit an Longe und Doppellonge, andere Hilfen unterstützen.
Wie sag ichs meinem Pferde?
Wie sag ichs meinem Pferde?
In vielen Reiterkreisen gehören Stimmsignale nicht gerade zum guten Ton, sie sind, aus welchen Gründen auch immer, verpönt. Und dies, obwohl gleich zwei gute Gründe für den Einsatz der Stimme bei jeder Form von Arbeit mit dem Pferd sprechen: Zum einen unterstützen sie Hilfen über Ausrüstung oder Körpersprache durch eine weitere Ausdrucksform, verdeutlichen und unterstützen Ihre Signale also.
Zum anderen hilft es auch dem Reiter oder Longenführer, seinen Wunsch oder Befehl deutlich zu formulieren und damit weitere unbewusste Signale der Körpersprache freizusetzen. Probieren Sie es ruhig aus, es funktioniert (obwohl es sich ein bisschen nach Hokuspokus anhört): Ihr Pferd schlurft faul vor sich hin, Sie sind ein bisschen frustriert und fordern es durch ein deutliches, flott gesprochenes „Komm!" zu größerem Fleiß auf. Unwillkürlich wird sich Ihr Körper in diesem Moment etwas nach vorn neigen und Sie gehen ein bisschen in die Knie. Und schon ist es passiert: Ihr Vierbeiner hat Sie gut verstanden und legt einen Gang zu. Alle Lautsignale sollten grundsätzlich so gegeben werden, dass andere Pferde und Reiter nicht gestört werden, und nicht in ein abstumpfendes Dauergelaber ausarten.
Drei Wege der Kommunikation
Drei Wege der Kommunikation
Grundsätzlich können Sie Ihre Anweisungen also gleichzeitig auf drei Wegen ausdrücken: Über den Einsatz von Hilfsmitteln, Körpersprache und Stimme. So kann das Pferd beispielsweise angehalten werden, indem die Longe eine ganze Parade gibt (Hilfsmittel), der Longenführer einen Schritt in die Bewegungsrichtung tut und dem Pferd damit andeutungsweise den Weg versperrt (Körpersprache) und gleichzeitig „Haaaaalt", „Brrrrrr" oder etwas Entsprechendes sagt (Stimme).
Aber: Übertreiben Sie nicht, also verfallen Sie nicht in wildes Gefuchtel und Gebrüll, sondern geben Sie Ihre Signale deutlich und so reduziert, wie es dem momentanen Ausbildungsstand des Pferdes entspricht. Dazu gehört auch, dass Sie mit voller Überzeugung und größter Selbstverständlichkeit keinesfalls fragend bitten, sondern deutliche Befehle geben. Fehlt es Ihren Hilfen nämlich an Überzeugungskraft, so werden sie zwangsläufig immer wieder ignoriert, was dann ewige Wiederholungen nach sich zieht und das Pferd allmählich abstumpft, immer gleichgültiger macht. Ihren Wunsch nach fast unsichtbarer und lautloser Kommunikation können Sie dann in den Wind schreiben. Deutlich und nachdrücklich gegebene Anweisungen sollen das Pferd nicht zum Kadavergehorsam erziehen, sondern es lediglich wach und empfänglich gegenüber feinen Signalen erhalten. Mit der Zeit, wenn Pferd und Longenführer einen Grundstock an gemeinsamer Erfahrung gewonnen haben, können die Signale nämlich immer weiter reduziert werden, vielleicht mögen Sie später sogar den Einsatz der Hilfsmittel weitgehend einschränken und sich über Ihre Stimme oder die Körpersprache mit Ihrem Pferd verständigen. Sie können, müssen aber nicht.
Lob und Strafe
Lob und Strafe
Loben Sie Ihr Pferd! Wenn es eine Übung zu Ihrer Zufriedenheit ausgeführt hat, stellt auch dies eine Form der Hilfengebung dar: Sie helfen Ihrem Pferd zu erkennen, was Sie eigentlich von ihm wollen. Lassen Sie dagegen gute Leistung – und auch nur der bemühte Versuch seitens Ihres Pferdes ist schon eine lobenswerte Leistung – grundsätzlich unkommentiert, bleibt Ihr Ross im Unklaren über die einzuschlagende Richtung seiner Bemühungen. Jedes Lob bestärkt zudem Ihren Vierbeiner in seiner Lernwilligkeit, seiner Aufnahmefähigkeit, Lob schafft eine freudige Arbeitsatmosphäre.
Loben Sie deswegen so oft wie möglich, allerdings nicht grundlos.
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