Longieren leicht gemacht - Schmelzer, A: Longieren leicht gemacht
Runde gemütlich spazieren tragen läßt, beschränkt sich die Rolle des Longenführers darauf, einfach nur in der Mitte zu stehen und dafür zu sorgen, dass sein bis zur Wehrlosigkeit verschnürtes Pferd die Zirkellinie ausläuft. Aber nun der Reihe nach.
Führungsarbeit
Führungsarbeit
Noch bevor das liebe Tier seine ersten Schritte an der Longe getan hat, fangen die Probleme schon an, denn wie soll die plötzlich endlos lang erscheinende Longe geführt, wie gleichzeitig die Peitsche gehandhabt und so ganz nebenbei das Pferd gebändigt werden? Ganz klar, hier muss eine Lösung her, die das Führen von Longe und Peitsche mit der Zeit zur ebenso unbewussten Routine werden lässt wie beispielsweise den Umgang mit Gaspedal und Bremse beim Autofahren, damit wir unsere Aufmerksamkeit vor allem dem Pferd widmen können. Praktisch und effektiv also und blind regulierbar, das wünschen sich Pferd und Mensch. Es bieten sich gleich mehrere Lösungsmöglichkeiten an, die jedoch eines gewährleisten müssen: Longe, Peitsche und Körperlänge des Pferdes formen ein Dreieck. In der Laufrichtung des Pferdes bildet die Longe eine Seite des Dreiecks und begrenzt das Pferd nach vorn, während die Peitsche ihre treibende Wirkung nur entfalten kann, wenn sie auf den Motor, also die Hinterhand gerichtet werden kann. Sie bildet die zweite Seite des Dreiecks, das Pferd selbst die dritte und der Longenführer schließlich steht natürlich an der Spitze.
Longe und Longierpeitsche können in jeweils einer Hand gehalten werden, die Peitschenhand kann aber auch zusätzlich die Schlaufen der Longe erfassen.
Nehmen wir einmal an, unser Pferd befindet sich auf der linken Hand – seine linke Körperseite zeigt nach innen – dann ergibt sich automatisch, dass die Peitsche rechts und die Longe links geführt wird. Wann immer die Longe nicht in voller Länge benötigt wird, darf das freie Ende nicht etwa auf dem Boden hinterherschleifen oder als Stolperfalle vor dem Longenführer baumeln, sondern muss in Schlaufen gelegt und sicher verwahrt werden. Ich finde es am besten und angenehmsten, wenn die momentan nicht benötigten Schlaufen in der Peitschenhand (in unserem Beispiel also der rechten Hand) gefasst werden und die linke Hand die Longe an der passenden Stelle greift, denn so können ihre Länge und damit der Durchmesser des Zirkels problemlos jederzeit verändert werden. Bei heftigen Pferden ergibt diese Form der Handhabung eine höhere Sicherheit dadurch, dass die Longe von beiden Händen gehalten wird. Sollen Longe und Zirkeldurchmesser verlängert werden, gibt die Peitschenhand allmählich eine oder mehrere Schlaufen frei, die führende Hand lässt sie dann kontinuierlich in Richtung Pferdekopf durchlaufen. Beim Aufnehmen der Longe zur Verkleinerung des Zirkels fährt die linke Hand die Longe entlang in Richtung Pferdemaul, greift vor und gibt die so aufgenommene Schlaufe in die rechte Hand.
Longe, Peitsche und Pferd bilden ein gleichschenkliges Dreieck.
Wird die gesamte Longe dagegen in der führenden (linken) Hand, die Peitsche in der rechten Hand gehalten, ist jede Veränderung des Zirkeldurchmessers eine Staatsaktion. Die führende Hand muss eine Schlaufe freigeben – die hoffentlich obenauf liegt, sonst gibt es unentwirrbare Verwicklungen – und der Zirkeldurchmesser verlängert sich eher ruckartig. Trotzdem sieht man diese Form der Handhabung sehr häufig, weil die meisten Pferde ohnehin bei maximaler Longenlänge auf einer konstanten Zirkelgröße longiert werden. Ob das immer sinnvoll ist, ist allerdings fraglich. Dazu kommt, dass bei heftigen Reaktionen oder beim Freigeben einer Schlaufe die Hand des Longenführers leicht durch die sich zuziehenden Longenschlaufen erfasst wird, sodass eine sehr unfallträchtige Situation entsteht. Diese Art der Handhabung verlangt also Erfahrung auf Seiten des Longenführers wie seines Pferdes.
Die führende Hand nun erfasst die Longe ähnlich wie die Zügelhand den Zügel, allerdings mit allen Fingern: Entweder läuft das Ende oben aus der Faust und wird vom Daumen bedeckt (harte Führung) oder gerade umgekehrt, also mit dem Schlaufenende nach unten (weiche Führung). Die erste Lösung ist vor allem bei heftigen Pferden vorteilhaft, da der Longenführer so etwas mehr Kraft entwickeln kann, falls dies notwendig werden sollte. Im Allgemeinen aber wird man mit der zweiten Möglichkeit gut fahren. Nie, nie darf die Longe um die Hand gewickelt oder die Endschlaufe um das
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