Loose Laos
000 Menschen – Laoten, Vietnamesen und Amerikaner – hatten dabei ihr Leben lassen müssen.
Lam Son 719, so der Codename der Operation, war am 8. Februar 1971 gestartet. Nixon und sein Sonderberater Henry Kissinger hatten die Militäraktion angeregt, da sie im folgenden Jahr eine Offensive der Nordvietnamesen befürchteten. Durch einen Angriff auf den Ho-Chi-Minh-Pfad bei Xepon sollte die Infiltration des Südens mit nordvietnamesischen Truppen und Kriegsgerät blockiert werden. Zugleich stellte die Operation einen Testfall für die so genannte „Vietnamisierung“ des Krieges dar, also den selbstständigen Einsatz der südvietnamesischen Armee ohne die Hilfe amerikanischer Bodentruppen.
Anfang Februar rückten 17 000 südvietnamesische Soldaten auf der Straße 9 nach Laos vor. Entgegen Informationen der Geheimdienste, wonach die Nordvietnamesen mindestens einen Monat gebraucht hätten, um die südvietnamesischen Truppen zu erreichen, kam es bereits nach zwei Wochen zu ersten Gefechten. Schlechtes Wetter verhinderte den frühen Einsatz amerikanischer Bomber (dennoch warfen die Luftstreitkräfte im Laufe der 6-wöchigen Kämpfe rund 32 000 t Bomben auf die Region). Doch was noch verheerender war: Die Nordvietnamesen hatten von dem Angriff schon vorher erfahren und waren entsprechend vorbereitet. Als sich die Südvietnamesen Anfang März der Stadt näherten, standen ihnen mehr als 40 000 feindliche Soldaten gegenüber. Was nun folgte, beschrieb der deutsche Journalist Winfried Scharlau als „Hölle, in der es Feuer zu regnen schien, in der Konfusion, ja Panik ausbrachen und in der die südvietnamesischen Führer die Übersicht und die Kontrolle verloren“. Der angeordnete Rückzug der Südvietnamesen entwickelte sich zur Flucht. Nur die Hälfte der Truppen erreichte die Grenze. Bei anschließenden Gegenangriffen auf südvietnamesisches Gebiet kamen weitere Menschen ums Leben, darunter zahlreiche Amerikaner.
Erstaunlicherweise wurde die Operation von beiden Seiten als Sieg gefeiert. Für Beobachter gab es jedoch am Ergebnis nichts zu rütteln: Die Nordvietnamesen waren trotz schwerer Verluste nur bedingt getroffen, während die Moral der Südvietnamesen einen schweren Schlag erlitten hatte. Hinzu kam, dass der nordvietnamesische Nachschub weiterhin über den Ho-Chi-Minh-Pfad nach Südvietnam sickerte. Das zeigte sich spätestens im März 1972, als die Nordvietnamesen ihre befürchtete Großoffensive starteten.
Seit Jahrhunderten schon wird diese Route von den Völkern zwischen Südchinesischem Meer und Mekong als Handelsweg genutzt. Die Franzosen ließen sie in den 20er-Jahren ausbauen, um die Kolonie an das indochinesische Verkehrsnetz anzubinden. Nordvietnam integrierte sie Ende der 50er-Jahre in das Geflecht des Ho-Chi-Minh-Pfades, und im Februar 1971 rückten südvietnamesische Truppen auf der Straße 9 erfolglos Richtung Xepon vor. Die Bomben der USA legten die Straße schließlich in Schutt und Asche, bevor sie von den kommunistischen Bruderländern nach 1975 wieder aufgebaut wurde, um Laos Zugang zum Meer zu verschaffen.
Seit den 1990er-Jahren steht die Straße 9 erneut im Mittelpunkt des Interesses: Als wichtigster Ost-West-Korridor zwischen Thailand und der vietnamesischen Küste wurde sie in den vergangenen Jahren asphaltiert. Nun verwandelt sie die ehemaligen „Schlachtfelder in Marktplätze“ – offenbar mit Erfolg. In nur vier Jahren wurde die Straße vom Schwerverkehr so ramponiert, dass sich auf weiten Strecken ein Schlagloch ans andere reiht. Aber die Planer haben schon eine Lösung: Eine malaysische Firma erstellt gerade eine Machbarkeitsstudie zur Eisenbahnverbindung Savan – My Thuy, um die Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern.
Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke gibt es nur wenige. Im östlichen Teil nahe Xepon lässt sich ein Blick auf den Ho-Chi-Minh-Pfad werfen und in Ban Dong zeugt Kriegsschrott von der schrecklichen Geschichte der Region. Mit der Erschließung der Naturschutzgebiete Dong Phou Vieng und Phou Xang He ist die Straße jetzt auch Sprungbrett für Trekker (s. S. 411 ).
Xeno
Im unspektakulären Xeno, 30 km östlich von Savannakhet, kreuzen sich die Straßen 9 und 13. Der Ort ist seit je her eine Militärbasis – erst der Franzosen, dann der königlichen Armee und zwischendurch kurz der rechten Kräfte. Heute kann man die Kasernen der Laotischen Volksarmee entlang der Straße nach Osten sehen. Westliche Militärexperten sagen, dass nur das
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