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Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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sie aus der Tür trat. Es war schwer, mit ihm mitzuhalten, denn er war viel größer als sie, und jeder seiner Schritte war fünfmal so groß wie ihre. „Master Bard“, rief sie, während sie ihm die Treppe hinauf nachrannte.
    Er blieb nicht stehen, aber sie sah eines seiner riesigen Ohren zucken.
    „Ich wünsche nicht zu sterben“, sagte sie zu seinem Rücken. „Was muss ich tun, um zu überleben?“
    Bard schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Gab es keinen Weg zu überleben?
    Oder wusste er nicht, wie?
    Noch weigerte sie sich, in Panik zu verfallen. Sicherlich hatte der Zauber ihres Vaters die Seele des Jungen, der einst Prinz Micah gewesen war, nicht vollkommen zerstört, das konnte sie einfach nicht glauben. Sie wusste nicht viel über dieses jüngste Kind von König Aelfric und Königin Alvina, aber sie hatte genug Gerüchte gehört, um zu wissen, dass er ein beliebter Prinz gewesen war, der Sonnenschein der königlichen Familie und von ganz Elden.
    Denn wer könnte ein Kind mit so strahlenden Augen nicht lieben?
    Das hatte ihre alte Kinderfrau Mathilde in einer der Gutenachtgeschichten gesagt, die sie Liliana erzählt hatte. Liliana hatte Jahre gebraucht, um zu merken, dass Mathildes Gutenachtgeschichten wahre Begebenheiten aus Elden erzählten. Erst dann hatte sie verstanden, warum Mathilde in einer kalten Frühlingsnacht aus dem Kinderzimmer verschwunden war und nie mehr lebendig gesehen wurde.
    Monate später hatte ihr Vater sie auf einen Spaziergang mitgenommen und ihr ein paar strahlend weiße Knochen in der trügerischen Dunkelheit des Toten Waldes gezeigt. Er hatte fast gelächelt dabei.
    Trauer legte sich um ihr Herz beim Gedanken an die einzige Person, die sie je getröstet hatte, wenn sie weinte, aber Liliana zerdrückte diesen Schmerz gnadenlos. Mathilde war schon lange tot. Der jüngste Prinz von Elden aber lebte noch, und egal, was es kostete, Liliana würde ihn nach Elden zurückführen – ehe der letzte tödliche Glockenschlag zur Mitternacht ertönte.
    Der Lord der Schwarzen Burg ertappte sich dabei, wie er auf seine Gefangene wartete. Es hatte länger gedauert als erwartet, die Seelen zu fangen, die für den Abgrund bestimmt waren und denen es irgendwie gelungen war, sich in den Ödlanden, die das Tor zum Abgrund umgaben, zu verstecken. Normalerweise bedeutete Zeit ihm nichts, aber in dieser Nacht hatte er gespürt, wie die Stunden verstrichen, und war sich dabei die ganze Zeit bewusst gewesen, dass in seinem Kerker eine Gefangene schlief, die es wagte, ihm in die Augen zu sehen.
    Solche Gedanken war er nicht gewohnt, und sie machten ihn neugierig.
    Also wartete er auf dem schwarzen Steinboden neben seinem Thron und sah den Bediensteten, allesamt Dorfbewohner, zu, wie sie ihre Arbeit in nervöser Ruhe erledigten. So war es, seit er sich erinnern konnte. Sie hatten Angst vor ihm, auch wenn sie ihm dienten. So sollte es auch sein, und so würde es immer sein, denn der Wächter des Abgrundes musste ein Monster sein.
    Gerade als er ungeduldig werden wollte, ließ das Donnern von Bards Schritten die Steine erzittern, und dann öffneten sich die schweren Türen am Ende der Halle mit tiefem Dröhnen. Der Lord der Schwarzen Burg sah auf, als Bard hereinkam. Seine Gefangene war nirgends zu sehen – bis Bard zur Seite trat und die seltsame Kreatur hinter seinem Rücken enthüllte.
    Sie sah aus … als passte nichts zusammen. Ihre glatte goldbraune Haut erinnerte ihn an den Honig des Rotblütenbaumes, aber ihre Augen waren nur winzige Flecken ohne bestimmbare Farbe. Ihr Mund – viel zu groß, und ihre Hakennase beherrschte alle anderen Gesichtszüge. Ihr Haar war eine zottige Matte wie das Stroh in den Ställen, und sie humpelte, als wäre ein Bein kürzer als das andere.
    Sie sah wirklich überhaupt nicht attraktiv aus. Und doch blieb er neugierig.
    Denn sie hatte ihm in die Augen gesehen.
    Das hatte niemand mehr gewagt, seit … Er konnte sich an das letzte Mal nicht mehr erinnern.
    „Du hast die Nacht also überlebt“, sagte er.
    Sie zupfte einen Strohhalm vom groben Stoff ihres sackartigen braunen Kleides. „Die Unterkunft war sehr angenehm, vielen Dank.“
    Er blinzelte über ihre unerwartete Antwort und spürte, wie seine Bediensteten erstarrten. Er wusste nicht, was sie von ihm erwarteten. Genau wie er nicht wusste, was er tat, wenn der Fluch über ihn kam. Er wusste nur, dass danach Teile der Burg zerstört waren und die Bediensteten ihm auswichen wie Insekten, die fürchteten,

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