Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
Vom Netzwerk:
zurück, schürzte die Unterlippe, wirkte zufrieden. Oder hatte er innerlich kapituliert?
    »Sind wir hier vor den Assemblern sicher?«
    »Nein.«
    »Dann sollten wir schleunigst Land gewinnen«, forderte ich ihn auf und erhob mich. Außer dem Zugang zur Küche (oder was für ein Raum auch immer in der Dunkelheit verborgen lag) und dem Eingang gab es keine weiteren Türen. In die Küche kam ich nicht hinein. Eine unsichtbare Barriere hinderte mich am Durchschreiten der Pforte. Den Zugang zum Korridor versperrte mir der Läufer. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, ihn auszutricksen und an ihm vorbeizukommen, griff ich schließlich genervt in die Jacke.
    »Denke nicht einmal daran!« warnte mich Gamma aus dem Hintergrund, als ich den Griff der Strahlenwaffe ertastete, während sich am Kopf der Maschine plötzlich zwei rote Lichtpunkte gebildet hatten. »Was da vor dir steht, ist ein Assembler. Ich habe ihn lediglich neu programmiert …«
    Ich verharrte einige Sekunden, starrte auf das Paar roter Punkte, von denen ich nicht glaubte, daß es Augen waren. Eher ein aktivierter Verteidigungsmechanismus. Langsam zog ich die Hand hervor, ohne die Waffe. Die roten Lichter erloschen.
    »Sicherheit ist nicht erforderlich«, erklärte Gamma, als auf dem Korridor ein vertrautes, sich rasch näherndes metallisches Trommeln zu hören war. »Sie sollen uns finden!«

 
Isadom 4
     
     
    IHRE HÄNDE STREICHEN über feinen, heißen Sand. Sie gräbt die Finger hinein und genießt die angenehme Kühle in den tieferen Schichten. Wind streicht über ihren Körper, weht feinste Sandkörnchen über ihre Haut. Sie öffnet die Augen, blickt in eine kränklich fahle Sonne, die wie eine ungeputzte Aluminiumscheibe am wolkenlosen Himmel hängt. Minutenlang bleibt sie so liegen, sieht in die Sonne, wartet. Das Licht ist mild, schmerzt nicht in den Augen. Auch der Sand ist anders, viel feiner und heller. Und die Luft – sie besitzt ein Aroma, das sie schon lange nicht mehr gerochen hat; das Aroma von Salz und Seetang …
    Sie setzt sich auf, blinzelt in die Runde. Sie befindet sich auf einer gewaltigen, zu allen Seiten sanft abfallenden Düne. Myriaden feiner Sandrippen überziehen den Boden. Hinter dem ebenmäßigen Horizont ist nichts zu erkennen außer weißem Dunst. Die Düne muß kreisrund sein, überlegt sie. Sie erhebt sich. Am Horizont ändert sich nichts.
    Ein Blick auf den Boden: keine Fußspuren. Nur Sandrippen und der Abdruck ihres eigenen Körpers. Zögernd läuft sie ein paar Schritte. Eine Richtung ist wie die andere, und alle haben eines gemeinsam: sie führen bergab. Ihre Füße versinken bis zu den Knöcheln im Sand. Etwa dreihundert Meter hügelab taucht nach und nach eine weite, schillernde Fläche über dem Horizont auf. Als sie sich ihr schließlich in ihrer Gesamtheit offenbart, bleibt sie minutenlang überwältigt stehen. Unter ihr erstreckt sich, soweit das Auge reicht, ein friedlich wogendes Meer.
    Kaum einhundert Meter entfernt, an einem weit aufs Wasser hinausragenden Pier, liegt vertäut ein dreimastiger Schoner mit dem Bug zur See. Seine Segel sind eingeholt, nur eine weiße Flagge mit einem Streitroß-Motiv weht im Wind. Das Heck des Schiffes ist von einer kunstvoll dekorierten Galerie verziert, den Bug schmückt eine Galionsfigur, die einer großen, silber-golden gestreiften Katze ähnelt. An Bord des Schiffes ist keine Menschenseele zu sehen. Entweder hat die Mannschaft Landgang, oder sie befindet sich unter Deck.
    Am landwärts gelegenen Ende des Piers steht ein altmodisch uniformierter Mariner. Er hat ihr den Rücken zugewandt, sieht hinaus auf die See. Seine Beine stecken in engen schwarzen Kniehosen, weißen Zwickelstrümpfen und schwarzen, knöchelhohen Schnallenschuhen. Darüber trägt er trotz der Wärme einen ebenfalls schwarzen Rock mit weitem Ärmelaufschlag. Seinen Kopf mit der weißen Perücke ziert ein Dreispitz aus schwarzem Filz. In der linken Hand hält er eine qualmende Pfeife, die rechte ruht zur Faust geballt hinter seinem Rücken. So steht er da, wippt hin und wieder auf seinen Zehenspitzen und entläßt in regelmäßigen Intervallen Qualmwolken aus seinem Mund.
    Als sie sich dem Wartenden bis auf zwanzig Meter genähert hat, sieht dieser auf, als habe er ihre Schritte vernommen, und dreht sich zu ihr herum. Das Auffälligste an ihm sind seine buschigen schwarzen Augenbrauen, unter denen sie wache, listige Augen mustern, und die etwas zu große Nase. Sein Gesicht ist hager und bartlos, der

Weitere Kostenlose Bücher