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Lord Garrows widerspenstige Braut

Lord Garrows widerspenstige Braut

Titel: Lord Garrows widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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leidenschaftlich …
    Es war James allerdings klar, dass nicht die geringste Chance bestand, dass Susanna ihm unter vier Augen eine Wiederholung dieses Kusses anbieten würde. Sie ist ein ganz schön wildes Ding, dachte James, während er seinen Blick unwillkürlich zu dem Fenster im dritten Stock schweifen ließ, hinter dem er sie vermutete. Er lächelte selbstironisch. Hier stehe ich und warte wie ein unreifer Knabe darauf, dass das Licht oben angeht, nur, um den Schatten meiner eigenen Frau zu sehen. Er seufzte, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kutsche richtete.
    Der Earl war offenbar zutiefst bestürzt über das Schauspiel, das Susanna vor dem Hotel geboten hatte. "Es ist schandbar, wie Susanna gerade … Aber Sie werden sie doch nicht … nicht züchtigen, oder?" fragte er betreten, kaum dass James Platz genommen hatte. "Auch wenn sie es wegen ihres Betragens verdient hätte!"
    Im Grunde genommen ist es eine Beleidigung, dass Eastonby annimmt, ich würde Frauen gegenüber Gewalt anwenden, dachte James. Doch um des lieben Friedens willen verzichtete er auf eine Diskussion mit seinem Schwiegervater. "Nein, ich werde sie nicht schlagen", erwiderte er stattdessen kurz.
    Er hatte nicht die geringste Lust, sich über Susannas Kuss zu unterhalten, und blickte aus dem Kutschenfenster hinaus. Bald holperte der Wagen los. Nach einigen Minuten drückenden Schweigens meinte James: "Wir sollten uns jetzt schon etwas für den Fall des Falles überlegen. Wie ich schon sagte, trage ich keine Waffe bei mir außer meinem Dolch. Aber Sie sagten ja, Sie wären bewaffnet." Er berührte die Messerschneide, die knapp über seinem Knöchel festgezurrt war. Jeder anständige Schotte fühlte sich nackt ohne seinen Sghian Dhub , auch wenn der Dolch reichlich nutzlos war, seit es Pistolen und Gewehre gab.
    Der Earl tastete unter die Rückbank und öffnete eine Schublade, aus der er zwei Pistolen zog. Eine reichte er James, mit dem Griff voraus. "Hier. Wie gefallen sie Ihnen? Es sind Webley-Revolver . Jeder von ihnen hat fünf Schüsse im Magazin – der Kutscher hat sie schon geladen. Sie sagten, Sie wären ein guter Schütze?"
    James betrachtete die neumodische Waffe in seiner Hand. Sie ähnelte keiner, die er je gesehen oder benutzt hatte. Skeptisch schüttelte er den Kopf. "Ich habe gute Augen und eine ruhige Hand. Aber Sie müssen mir unbedingt zeigen, wie das Ding hier funktioniert."
    Die nächste Viertelstunde beschäftigten sie sich mit dem Bau und der Bedienung des Trommelrevolvers. Am liebsten hätte James angehalten und ein paar Probeschüsse abgegeben, bevor der Ernstfall eintrat und er mit dem Revolver das Leben des Earls verteidigen musste. Wieder und wieder spannte er den Hahn an, um sich an die Waffe zu gewöhnen. Dabei schaute er die ganze Zeit aus dem Fenster, auch wenn in der einsetzenden Dämmerung die Bäume an beiden Seiten der Straße nur mehr Silhouetten waren. Schon war der Vollmond blass am Himmel zu sehen. Sein Licht würde bald hell genug sein, um alles zu erleuchten.
    Lange bevor sie Solly's Copse erreichten, wo die Attacke auf die Kutsche stattfinden sollte, löschte James die Lampen im Kutscheninnern. "Es ist besser, wenn sich unsere Augen schon an die Dunkelheit gewöhnen", erklärte er. "Und wir wollen ja nicht vorher zur Zielscheibe werden, nicht wahr?"
    "Darauf hätte ich auch kommen sollen, Garrow!" seufzte der Earl. "Aber meine Tage beim Heer liegen lange zurück. Und damals wusste man die Gefahr immer direkt vor sich. Da waren solche Überlegungen nicht nötig." Versonnen blickte er vor sich hin.
    Der Earl war nicht der Einzige, der keine Erfahrung mit Hinterhalten hatte. James hatte schon öfter an Faustkämpfen teilgenommen. Einige Male waren auch schon Messer gegen ihn gezückt worden. Aber noch nie hatte er einer Kugel ausweichen müssen. "Es gibt für alles ein erstes Mal", murmelte er düster.
    Schweigend saßen sie beide auf den Bänken, während die Kutsche über die Straße holperte. Nach einiger Zeit erreichten sie ein Straßenstück, das sich durch ein Waldstück zog. Die Bäume waren an beiden Seiten des Weges so weit zurückgeschnitten worden, dass zwei Kutschen sich auf der Straße begegnen konnten, ohne dass eine anhalten musste. Aber über der Straße verschränkten sich die Kronen der Bäume ineinander und ließen nur wenig vom Licht des Vollmonds durch ihr Blattwerk hindurchsickern. Wegen der schlechten Sichtverhältnisse musste der Kutscher das Gespann auf

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