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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Spritze, leer, stechen sie in eine der großen Arterien und drücken hinten drauf – was passiert? Na, was würde da passieren, Doktor? Sie würden eine dicke Luftblase in die Leitung pumpen, nicht wahr? Und was würde daraufhin mit dem Kreislauf passieren, na?«
    »Er bricht zusammen«, antwortete der Arzt, ohne zu zögern. »Das ist es ja, warum die Schwestern so sehr darauf achten müssen, daß sie die Spritze richtig füllen, besonders bei intravenösen Injektionen.«
    »Wußte ich doch, daß es etwas war, was man in der Klippschule lernt. Also weiter. Der Kreislauf bricht zusammen – und die Wirkung wäre etwa wie bei einer Embolie, nicht wahr?«
    »Natürlich nur, wenn das in einer Hauptader passiert. In einer der kleineren Venen würde das Blut seinen Weg drumherum finden. Das ist es ja, warum« (diese Formulierung schien es dem Doktor angetan zu haben) »es so wichtig ist, daß Embolien – sprich Blutgerinnsel – so bald wie möglich aufgelöst werden und man sie nicht im Kreislauf herumwandern lassen darf.«
    »Ja – schon – aber diese Luftblase, Doktor – in einer der Hauptadern – nehmen wir die Oberschenkelarterie oder die große Vene in der Ellbogenbeuge – die würde doch den Kreislauf zum Erliegen bringen, nicht? In welcher Zeit?«
    »Nun ja, sofort. Das Herz würde zu schlagen aufhören.«
    »Und dann?«
    »Ist man tot.«
    »Mit welchen Symptomen?«
    »Keinen nennenswerten. Ein paar kleine Seufzer. Die Lungen würden verzweifelt arbeiten, damit die Sache weiterläuft. Und dann wäre es einfach aus. Wie bei einem Herzversagen. Das heißt, es ist ein Herzversagen.«
    »Wie gut ich das doch weiß … dieses Durchpusten des Ventils – ein Seufzer, wie Sie sagen. Und wie würde sich das nach dem Tod äußern?«
    »Überhaupt nicht. Es sieht nur nach Herzversagen aus. Und den Einstich würde man natürlich finden, wenn man danach suchte.«
    »Wissen Sie das alles ganz genau, Doktor?« fragte Parker.
    »Es ist schließlich ganz einfach, nicht wahr? Eine simple Frage der Mechanik. Natürlich würde es so kommen. Es muß.«
    »Wäre es nachzuweisen?« fragte Parker weiter.
    »Das ist schon schwieriger.«
    »Wir müssen es versuchen«, sagte Parker. »Es ist genial und erklärt so einiges. Doktor, würden Sie noch einmal ins Leichenhaus gehen und nachschauen, ob Sie irgendwelche Einstiche an der Leiche finden können? Ich glaube, du hast wirklich des Rätsels Lösung gefunden, Peter. Meine Güte, wer ist denn da schon wieder am Telefon? … Wie? Was? – O verdammt! – Damit ist alles kaputt. Jetzt läßt sie sich nie wieder blicken. Warnung an alle Häfen – Fahndungsaufrufe an alle Polizeidienststellen – Eisenbahnen überwachen und ganz Bloomsbury mit dem Staubkamm durchkämmen – in dieser Gegend kennt sie sich am besten aus. Ich komme sofort in die Stadt – ja, unverzüglich. Wie recht Sie haben!« Er legte mit ein paar knappen, unfeinen Bemerkungen den Hörer auf.
    »Pillington, dieser Obertrottel, hat alles ausgequatscht. Die ganze Geschichte steht in der Frühausgabe des Banner. Wir haben hier nichts mehr verloren. Mary Whittaker weiß jetzt, daß die Jagd auf ist, und wird Hals über Kopf außer Landes verschwinden, wenn sie nicht schon weg ist. Kommst du mit zurück nach London, Peter?«
    »Natürlich. Ich nehme dich im Wagen mit. Nur keine Zeit mehr verlieren. Läute mal bitte nach Bunter. Ah, Bunter, wir fahren in die Stadt. Wann können wir aufbrechen?«
    »Sofort, Mylord. Ich habe Eurer Lordschaft und Mr. Parkers Sachen schon vorsorglich gepackt, falls wir eiligst verreisen müßten.«
    »Gut gemacht.«
    »Und hier ist ein Brief für Mr. Parker, Sir.«
    »O ja, danke. Ach, die Fingerabdrücke von dem Scheck. Hm. Nur zwei verschiedene Arten – außer denen des Kassierers in der Bank natürlich. Die einen von Vetter Hallelujah und die anderen von einer Frau, vermutlich Mary Whittaker. Ja, ganz offensichtlich – hier sind die vier Finger der linken Hand, wie man sie auf den Scheck legen würde, um ihn beim Unterschreiben festzuhalten.«
    »Verzeihung, Sir – dürfte ich mir das Bild wohl einmal ansehen?«
    »Natürlich. Nehmen Sie sich einen Abzug. Ich weiß ja, daß Sie sich als Fotograf für so etwas interessieren. Also, leben Sie wohl, Doktor. Wir sehen uns irgendwann in London. Komm, Peter.«
    Lord Peter kam. Und das, wie Dr. Faulkner sagen würde, war es ja, warum Miss Climpsons zweiter Brief zu spät von der Polizeistation herübergebracht wurde und ihn nicht mehr

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