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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Standesvorschriften, mehr zu sagen, und wenn ich jetzt noch mehr Staub aufwirbelte, dürfte ich wahrscheinlich ganz aus dem Land verschwinden und mein Leben als einer dieser ständig betrunkenen Schiffsärzte irgendwo in der Südsee beschließen, die allen Leuten ihre Lebensgeschichte erzählen und düstere Prophezeiungen verkünden müssen. Schlafende Hunde soll man nicht wecken. Haben Sie trotzdem vielen Dank.«
    »Wie Sie wünschen«, sagte Wimsey. »Ich werde aber einmal nachdenken, und wenn mir etwas Brauchbares einfällt, lasse ich es Sie wissen.«
    »Sehr freundlich«, antwortete der Besucher, indem er gedankenabwesend Hut und Stock von dem Diener entgegennahm, der auf Wimseys Klingeln erschienen war. »Also gute Nacht, und vielen Dank, daß Sie mir so geduldig zugehört haben. Ach so, übrigens«, meinte er, indem er sich an der Tür plötzlich umdrehte, »wie wollen Sie mir denn Bescheid geben, wenn Sie nicht einmal Namen und Adresse von mir wissen?«
    Lord Peter lachte.
    »Ich bin Falkenauge, der Detektiv«, antwortete er, »und Sie hören so oder so von mir, bevor die Woche um ist.«

3
Eine Verwendung für Fräuleins
    Es gibt in England und Wales zwei Millionen mehr Frauen als Männer. Das allein ist ein furchtgebietender Umstand.
    GILBERT FRANKAU
    »Was hältst du denn nun wirklich von der Geschichte?« fragte Parker. Er war am Morgen darauf wiedergekommen, um mit Wimsey zu frühstücken, bevor er in Richtung Notting Dale aufbrach, um sich um einen anonymen Briefschreiber zu kümmern. »Ich fand, es klang so, als ob unser Freund sich ein bißchen zuviel auf seine ärztliche Kunst einbildete. Das alte Mädchen könnte schließlich einen Herzanfall oder so etwas erlitten haben. Sie war alt und krank.«
    »Könnte sein, obwohl ich glaube, daß Krebskranke wirklich selten so unerwartet das Zeitliche segnen. In der Regel erstaunen sie alle Welt mit der Zähigkeit, mit der sie sich ans Leben klammern. Trotzdem würde ich nicht weiter darüber nachdenken, wenn diese Nichte nicht wäre. Weißt du, sie hat den Tod der Tante ja so schön vorbereitet, indem sie ihren Zustand immer schlimmer machte, als er war.«
    »Das habe ich auch gedacht, während der Doktor davon erzählte. Aber was hat die Nichte getan? Sie kann sie nicht vergiftet und nicht einmal erstickt haben, sonst hätte man der Leiche doch wohl etwas angemerkt. Und die Tante ist gestorben – also hatte vielleicht die Nichte recht und unser voreingenommener junger Medikus unrecht.«
    »Vielleicht. Und natürlich haben wir nur seine Version über die Nichte und die Schwester – und der Schwester war er offensichtlich, wie man so schön sagt, nicht ganz grün. Wir dürfen sie übrigens nicht außer acht lassen. Sie war als letzte bei der alten Dame, und sie hat ihr die Injektion gegeben.«
    »Ja, ja – aber die Injektion hatte doch nichts damit zu tun. Wenn eines klar ist, dann das. Sag mal, hältst du es für möglich, daß die Schwester vielleicht etwas gesagt hat, was die alte Dame aufgeregt und ihr einen Schock versetzt haben könnte? Die Kranke war ja ein bißchen verdreht, aber sie könnte doch noch so weit bei Verstand gewesen sein, um etwas wirklich Schreckliches zu verstehen. Vielleicht hat die Schwester nur etwas Dummes übers Sterben gesagt – in diesem Punkt scheint die alte Dame ja sehr empfindlich gewesen zu sein.«
    »Aha!« sagte Lord Peter. »Ich hatte schon gewartet, wann du damit kommst. Ist dir aufgefallen, daß in der Erzählung wirklich eine recht finstere Gestalt auftaucht, und zwar der Familienanwalt?«
    »Du meinst den, der wegen des Testaments gekommen war und so unversehens in die Wüste geschickt wurde?«
    »Ja. Nehmen wir doch mal an, er wollte, daß die Kranke ein Testament zugunsten von jemand völlig anderem aufsetzte – einem, der in der Geschichte, wie wir sie kennen, überhaupt nicht vorkommt. Und als er sah, daß er sich kein Gehör verschaffen konnte, hat er die neue Schwester sozusagen als seine Stellvertreterin geschickt.«
    »Das wäre aber sehr an den Haaren herbeigezogen«, meinte Parker zweifelnd. »Er konnte doch nicht wissen, daß die Verlobte des Doktors den Laufpaß bekommen würde. Es sei denn, er stand mit der Nichte im Bunde und hat sie veranlaßt, für eine Ablösung der Schwester zu sorgen.«
    »Die Karte sticht nicht, Charles. Die Nichte würde sich doch nicht mit dem Anwalt verbünden, damit er für ihre eigene Enterbung sorgt.«
    »Das wohl nicht. Trotzdem finde ich, es ist etwas an der Idee, daß

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