Lord Tedric 03 - Die Raumfestung
bezweifle, daß Villion einen Narren in seine Bande aufnehmen will.«
»Aber wenn du nichts zu verbergen hast, wozu dann die ganze Mühe?«
»Jeder hat etwas zu verbergen. Auf diese Weise lasse ich sie darüber im Ungewissen, was es wohl bei mir sein könnte.«
Tedric legte sich auf das große weiche Bett und schob sich die Hände unter den Kopf. Er spürte ein Beben in der Nackengegend und befürchtete, daß er Kopfschmerzen bekommen könnte. Er schloß die Augen und seufzte schwer. Ky-shan musterte ihn besorgt. Tedric bemühte sich, seine Gedanken klar zu bekommen. »Außerdem wissen wir nicht genau, womit wir es hier zu tun haben. In keinem der Geheimdienstberichte über Nykzas wurde etwas davon erwähnt, daß Dass oder seine Frau darin verwickelt sind.«
»Kennst du sie?« fragte Ky-shan.
»Persönlich nicht, nein, aber ich habe von beiden gehört. Lola Dass ist genauso, wie der Roboter sie beschreibt, und außerdem, soweit ich gehört habe, ebenso hinterhältig und skrupellos wie ein Drixier in der Mauser. Milton Dass ist ein gutes Stück älter. Er ist ein Wissenschaftler, ein Physiker, wahrscheinlich der angesehenste im ganzen heutigen Reich. Als ich Kadett auf der Akademie war, haben wir seine Werke studiert.«
»Und er lebt hier?«
»Schon seit Jahren. Sein Vater stand im Reichsdienst, als Botschafter und Gouverneur. So ist Dass wahrscheinlich an das Haus herangekommen.«
»Aber wie steht er mit Villion in Verbindung?«
»Darüber habe ich nicht die leiseste Ahnung.« Tedric massierte sich den Nacken. Der Schmerz ließ langsam nach.
»Und diese anderen beiden, das Mädchen und der Junge? Was ist mit denen?«
»Wahrscheinlich werden sie Ärger auslösen. Selbst wenn wir allein wären, würde es nicht einfach werden, und diese beiden kommen uns bestimmt in die Quere. Ich habe keinerlei Vorstellung, warum Villion sie hergeschickt hat. Ich bin ein großer Fang für eine Bande, aber das sind doch bloß Kinder. Normalerweise bringt man die Neuzugänge sofort zum Raumhafen, und dann geht es ab mit ihnen.«
»Aber typische Piraten sind die auch nicht.«
»Nein. Juvi verstehe ich irgendwie. Sie ist jung und gelangweilt und zu intelligent für das Leben, das sie geführt hat. Aber Yod Cartwright verwirrt mich. Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll.«
»Er muß doch irgendeinen Grund haben, weshalb er hier ist.«
»Das macht mir ja gerade Sorgen. Villions Schiffe haben eine Menge abgelegener Welten geplündert. Als er sich in der Bar mit Juvi unterhalten hat, hat Cartwright da den Namen seines Heimatplaneten genannt?«
Der Gehörapparat eines Wykzl war dem eines Menschen überlegen. Ky-shan war dazu in der Lage, mehreren Unterhaltungen gleichzeitig zuzuhören, auch auf große Entfernungen. »Ich glaube, er hat gesagt, daß er von Drexons Welt stammt.«
Tedric runzelte die Stirn. »Das ist eine davon. Ich erinnere mich. Villion hat die wichtigsten Städte überfallen und einige abseits liegende Güter niedergebrannt.«
»Dann glaubst du, daß Cartwright aus Gründen der Rachsucht hier ist?«
»Ich fürchte, daß er dumm genug sein könnte, um es zu riskieren«, antwortete Tedric.
»Was können wir tun?«
»Sehr wenig. Villion weiß zweifellos genausoviel wie wir. Er wird sich an Drexons Welt erinnern und zwei und zwei zusammenzählen. Wenn er Cartwright so weit vorgelassen hat, dann muß er dafür seine Gründe haben.«
»Weil er ihn umbringen will?«
»Wenn das alles wäre, dann hätte er es schon lange vorher tun können.«
Ky-shan saß zusammengesunken in einer der Sessel. »Vielleicht ruhe ich mich mal aus. Im Augenblick gibt es nur wenig zu tun.« Sein schlanker, hochgewachsener Körper ließ den Sessel wie eine Apparatur für Zwerge erscheinen, aber er schien nicht unter Unbequemlichkeit zu leiden.
»Nur zu«, sagte Tedric.
»Wir werden uns bei Sonnenaufgang weiter unterhalten.« Ky-shan schloß die Augen. Wenige Augenblicke später schlief er bereits tief und fest, sein Atem keuchte kurz und regelmäßig.
Tedric blickte den Alien mit einem Ausdruck an, der schon an richtigen Neid grenzte. Er hatte sich dazu entschlossen, nun doch keine Kopfschmerzen zu bekommen, aber er war noch weit vom entspannenden Schlaf entfernt. Wann hatte er zum letzten Mal die Erfahrung echten inneren Friedens gemacht? Nicht seit seinem Prozeß, seinem Zwangsexil und seiner darauf folgenden Flucht – soweit war er sich sicher, und davor wahrscheinlich auch nicht. In diesem Universum? Oder vielleicht in
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