Lords of Salem: Roman (German Edition)
auch wenn der Raum so dunkel war, dass von ihr nicht mehr als ein schwacher menschenähnlicher Umriss auszumachen war – wenn er nicht gewusst hätte, dass es sich um Heidi handelte, hätte er sie kaum erkannt. Wieder antwortete sie nicht. Sie tanzte, drehte sich langsam, und dann fiel sie plötzlich auf die Knie.
» Heidi?« Er trat einen Schritt vor.
Sie sackte auf dem Boden zusammen. Er ging zu ihr, um ihr aufzuhelfen, doch als er nach ihr griff, stellte er fest, dass es nicht Heidi war, sondern nur ein verwickeltes und verdrehtes Laken.
Erstaunt hob er es hoch und betrachtete es. Wohin war sie gegangen? Er war sich sicher, dass er sie gesehen hatte – sonst hätte er die Wohnung gar nicht betreten. Wo war sie?
Er sah sich im Zimmer um. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit angepasst, sodass sie nicht mehr ganz so undurchdringlich war. Hier und dort sah er Konturen in den Schatten. Eine davon kam ihm menschlich vor. Er näherte sich ihr, um sie besser erkennen zu können. Ja, dort stand jemand, aber er war bucklig und entstellt. Es war mit Sicherheit nicht Heidi.
» Hallo?«, sagte er. » Kann ich Ihnen helfen?«
Er trat einen weiteren Schritt vor und sah genauer hin. Eindeutig, da stand jemand in der Ecke, mit hängendem Kopf. Warum antwortete er nicht? Whitey ging näher heran. Stimmte etwas mit der Haut der Gestalt nicht? Sie schien an manchen Stellen außergewöhnlich blass und an anderen von Blutergüssen bedeckt. Fleckig. Auf dem Kopf fehlten ganze Haarbüschel.
» Hey«, sagte er und berührte den Unbekannten am Arm.
Der Arm war eiskalt, und Whitey erschrak so sehr, dass er die Hand zurückriss, als wäre er gestochen worden. Als die Gestalt den Kopf hob, stieß er einen entsetzten Schrei aus. Die Gesichtshaut war halb verwest und hatte sich an manchen Stellen abgeschält, sodass man den blanken Knochen sah. Die Lippen waren abgefallen oder abgebissen worden und entblößten ein Stück Kieferknochen und verfaulte Zähne. Dort, wo einmal die Augen gewesen waren, befanden sich zwei schwarze Löcher.
Er taumelte zurück. Verdammt , dachte er. Es ist eine Leiche. Ihr Kopf hat sich bestimmt gehoben, weil ich sie angestoßen habe oder so.
Aber dann drehte sie, während er sie anstarrte, den Kopf, und die leeren Augenhöhlen blickten ihn direkt an. Die Arme streckten sich nach ihm, und die Überreste des Gesichts verzogen sich zu einem schrecklichen Grinsen.
Er flüchtete zur Tür und versuchte erneut, sie zu öffnen. Es ging nicht. Er hämmerte dagegen und schrie. Einen Moment später beging er den Fehler, sich umzudrehen, und er sah, dass die Kreatur bereits das halbe Zimmer durchquert hatte und sich langsam, aber unaufhaltsam auf ihn zu bewegte. Und nicht nur das, es waren jetzt mehrere, mindestens drei, vielleicht sogar vier. Er schlug fester gegen die Tür und brüllte sich heiser.
Aber die Tür hielt stand, und niemand kam, um ihn rauszulassen. Er spürte, wie etwas seine Schulter berührte, und schüttelte es ab, doch dann war etwas an seinem Arm. Er drehte sich um, und dort standen sechs oder sieben von ihnen, alle tot, und griffen mit offenen Mündern nach ihm. Eines der Wesen schaffte es, den Mund gegen seinen Arm zu drücken und biss ihn so fest, dass er blutete. Er schrie auf, stieß es weg, schlug und trat um sich, bis er sich irgendwie befreien konnte, und rannte zum Fenster am anderen Ende der Wohnung.
Er versuchte, es zu öffnen, aber der Riegel war überstrichen worden und ließ sich nicht bewegen. Auch der Spalt zwischen Schiebefenster und Rahmen war mit Farbe bedeckt – verflucht, das Ding würde auf keinen Fall aufgehen –, und die Scheibe war zu klein. Er hätte sich vielleicht durch das Fenster quetschen können, falls er es hätte hochschieben können, aber wenn er nur das Glas einschlug, würde er nicht durch den Rahmen passen.
Vielleicht gab es ein größeres Fenster im Schlafzimmer, dachte er und wandte sich um. Jetzt war ein Dutzend von ihnen im Zimmer, als könnten sie sich irgendwie vermehren, wenn er nicht hinsah. Sie hatten ihn beinah erreicht. Er versuchte, am Rand der Gruppe vorbeizukommen und die offene Schlafzimmertür zu erreichen, aber eine der Gestalten packte mit ihrer skelettierten Hand sein Hemd und hielt ihn auf. Er riss sich los, aber als er plötzlich frei war, glitt er durch den Schwung aus und fiel zu Boden. Schnell wollte er wieder aufstehen, doch eine von ihnen hatte die Arme um ihn geschlungen, ehe er richtig auf den Beinen war, und
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