Lords of Salem: Roman (German Edition)
auf. Er stöhnte. Vergeblich versuchte er zu schreien.
» Das reicht«, sagte Lacy.
Megan hielt inne. Sie stand schnaufend auf. Ihre Hose war an den Knien blutdurchtränkt, und überall auf ihr befanden sich rote Spritzer. Vom Boden konnte man noch hören, wie Francis leise keuchte und die Luft aus einer Wunde in seiner Brust zischte. Lacy kniete sich neben ihn in sein Blut und lächelte ihn an.
» Manche sterben so bereitwillig«, sagte sie, » geben einfach den Geist auf und heißen den Teufel willkommen, der sie erwartet. Aber andere, wie du, klammern sich noch an ihr Leben, wenn es längst zu spät ist.« Sie wandte sich zu Sonny, die nun mit Francis’ Aktentasche neben Megan stand.
» Und?«, fragte sie.
Sonny öffnete die Aktentasche und durchsuchte sie schnell. » Wenn das mal nicht mein Lieblingsmärchen ist«, sagte sie. » Das Ende der amerikanischen Hexen. « Sie ließ die Aktentasche fallen und blätterte durch das Buch. » Da stehen garantiert alle möglichen pikanten Geschichten über große böse Hexen und die Heldentaten des mächtigen John Hawthorne drin.«
Lacy streckte fordernd die Hand aus, und Sonny reichte ihr das Buch. Lacy blätterte gedankenverloren durch die Seiten, dann gluckste sie.
» Du würdest unserer armen Heidi bestimmt diese gruseligen kleinen Geschichten vom Jüngsten Gericht erzählen, hm?«, sagte sie. Sie ließ das Buch auf Francis’ blutige Brust fallen. » Aber jetzt begreifst du, dass das Urteil bereits gesprochen wurde.« Sie lächelte. » Und ihr habt so teuer bezahlt …«
Megan reichte Lacy das blutige Messer. Als Lacy den Griff packte, sickerte Blut zwischen ihren Fingern hindurch. Francis Augen waren glasig geworden, und er war fast tot. Lacy spuckte ihm ins Gesicht.
» … so teuer bezahlt für die Sünden eurer Väter«, sagte sie. » Aber das ist erst der Anfang.«
Sie holte mit dem Messer aus, stieß es fest in Francis’ Brust und drückte mit aller Kraft. Francis’ Körper wurde von Krämpfen geschüttelt.
» Pst«, sagte Lacy zu ihm, während sie zusah, wie der letzte Rest Leben seine Augen verließ und der Tod sich einnistete. Ihre Augen leuchteten. Nach ein paar qualvollen Atemzügen war er tot.
Lacy tauchte ihren Finger in das Blut, das sich um das Messer sammelte.
» Kommt, damit ich euch mit dem warmen Blut des geschlachteten Lamms benetzen kann«, summte sie.
Megan und Sonny bückten sich zu ihr herab. Lacy küsste sie beide auf die Stirn und malte ihnen mit dem Finger ein umgedrehtes Kreuz ins Gesicht.
» So taufe ich euch«, sagte sie, » im Namen des Teufels, des Todes und des Unheiligen Geistes. Mit Blut besiegeln wir unseren Bund mit dem Dunklen Lord. Mit Blut befreien wir ihn von seinen Ketten und beschwören ihn in die Hölle dieser Welt hinauf.«
52
W hitey war froh, endlich sein Auto wiederzuhaben. Er hatte es am Vormittag abgeholt, und auch wenn die ganzen alten Probleme weiter bestanden – der Stoff am Dach löste sich und hing herunter, der Schaumstoff drang aus den zerschlissenen Plastiksitzen, das Armaturenbrett war von einem Spinnennetz aus Rissen durchzogen –, fuhr es jetzt ohne Probleme. Und es lief ziemlich gut. Deshalb war alles andere unwichtig. Mit dem anderen Krempel kam er klar, solange der Wagen fuhr. Und außerdem gefielen ihm die kleinen Mängel. Sie machten das Auto einzigartig. Sie machten es zu seinem Auto.
Er hatte Herman angerufen, um ihm zu sagen, dass er ihn nicht abholen musste, dass er wieder einen fahrbaren Untersatz besaß, und Herman hatte entgegnet: » Gut, dann kannst du auch Heidi mitnehmen.« Whitey wusste nicht, wie viel Groll Herman gegenüber Heidi hegte. Herman ließ sich ausnahmsweise nicht in die Karten blicken.
Es wäre ohnehin besser, wenn er Heidi abholte. Zum einen könnte er versuchen, sie aufzumöbeln, ehe Herman sie sah, falls sie in schlechter Verfassung wäre. Zum anderen mochte er sie einfach. Das war kein großes Geheimnis.
Er hielt am Straßenrand. Sie war weder auf der Veranda noch sonstwo zu sehen, und das Licht im Schlafzimmer brannte, also war sie wahrscheinlich oben. Er beobachtete eine Weile das Fenster, um zu sehen, ob der Vorhang sich bewegte oder ihr Gesicht an der Scheibe auftauchte, doch nichts geschah.
Er blickte auf die Uhr. Verdammt, die Zeit wurde langsam knapp. Herman würde sauer sein, wenn sie zu spät kämen. Vielleicht sollte er ihr Bescheid geben, dass er hier war.
Er schaltete die Scheinwerfer und den Motor aus und schlenderte mit den Händen in den
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