Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
woanders?«
    »Offenbar verstehst du allmählich.«
    Sie folgten dem Verlauf der Spirale.
    Die schließlich endete.
    Hier unten war es wärmer; hier und dort drang rötliches Glühen aus Tunneln.
    Zwei große Steine lehnten an einer Felsenwand, und quer auf ihnen lag ein dritter. Vor dem Portal hingen Felle als Vorhang. Dampf wallte an ihnen vorbei.
    »Sie wurden zur gleichen Zeit in Position gebracht wie die Tänzer«, sagte Nanny im Plauderton. »Mit einem Unterschied: Hier ist das Loch vertikal, und deshalb sind nur drei Steine nötig. Laß die Brechstange hier. Und zieh die Stiefel aus, wenn sie Nägel aus Eisen enthalten.«
    »Diese Stiefel wurden vom besten Schuhmacher in Ankh-Morpork angefertigt«, meinte Casanunda. »Eines Tages bezahle ich ihn dafür.«
    Nanny zog die Felle beiseite.
    Noch mehr Dampfwolken wogten.
    Dunkelheit herrschte hinter dem Raum jenseits der drei Steine, zäh und heiß wie Sirup. Außerdem roch es wie in der Umkleidekabine eines Fuchses. Als Casanunda der Hexe folgte, spürte er in der Finsternis die Gegenwart verborgener Geschöpfe. Er hörte die Stille gemurmelter Gespräche, die ein jähes Ende fanden. Einmal glaubte er, eine Schüssel mit glühenden Steinen zu erkennen: Eine schattenhafte Hand streckte sich ihr entgegen und drehte eine Kelle, woraufhin es zischte – Dampf verhüllte alles.
    Wir können hier nicht im oder unter dem Langen Mann sein, dachte der Zwerg. Das ist doch nur ein Hügel aus angehäufter Erde. Hier hingegen sind wir in einem großen Zelt, dessen Planen aus Tierhäuten bestehen.
    Sowohl das eine als auch das andere ist nicht möglich.
    Er bekam einen Schweißausbruch.
    Als die Dampfwolken wogten, wurden zwei Fackeln sichtbar. Ihr Licht war kaum mehr als ein Hauch von dunklem Rot in der Finsternis, aber es genügte, um eine große Gestalt zu beleuchten, die neben einer weiteren Schüssel mit heißen Steinen lag.
    Die große Gestalt sah auf. In der feuchten, schweißtreibenden Hitze bewegte sich ein Geweih.
    »Ah, Frau Ogg.«
    Die Stimme stellte das akustische Äquivalent von Schokolade dar.
    »Euer Exzellenz…«, erwiderte Nanny.
    »Ich nehme an, es ist zuviel erwartet, daß du vor mir kniest, oder?«
    »In der Tat, Euer Hochwohlgeboren«, sagte Nanny und lächelte.
    »Weißt du, Frau Ogg… Du zeigst deinem Gott gegenüber auf eine Weise Respekt, die jeden Atheisten vor Neid erblassen ließe.« Die dunkle Gestalt gähnte.
    »Danke, Euer Durchlaucht.«
    »Es tanzt niemand mehr für mich. Ist das etwa zuviel verlangt?«
    »Wie du meinst, Euer Gnaden.«
    »Ihr Hexen glaubt nicht mehr an mich.«
    »Stimmt haargenau, Euer Gehörnte Pracht.«
    »Ach, kleine Frau Ogg… Hast du dir überlegt, wie du diesen Ort wieder verlassen willst?« fragte die liegende Gestalt.
    »Das dürfte kein Problem sein.« Eine gewisse Schärfe erklang nun in Nannys Stimme. »Ich habe Eisen dabei.«
    »Das ist völlig unmöglich. Kein Eisen kann in dieses Reich eindringen.«
    »Ich habe jenes Eisen, das an jeden Ort gelangen kann«, sagte Nanny.
    Sie zog die Hand aus der Schürzentasche und hob ein Hufeisen in die Höhe.
    Casanunda hörte, wie es raschelte und leise polterte, als verborgene Elfen flohen. Eine pfannenartige Vorrichtung mit heißen Steinen kippte, und daraufhin verdichteten sich die Dampfschwaden wieder.
    »Nimm es weg!«
    »Ich nehme es weg, wenn ich gehe«, sagte Nanny. »Hör mir jetzt zu. Sie stiftet schon wieder Unruhe. Mach etwas, damit sie aufhört. Wir wollen doch fair bleiben, oder? Die Schwierigkeiten von damals dürfen sich nicht wiederholen.«
    »Warum sollte ich dir helfen?«
    »Wäre dir daran gelegen, daß sie zu mächtig wird?«
    Es schnaufte in der Finsternis.
    »Du kannst nicht noch einmal über die Welt herrschen«, sagte Nanny. »Dort gibt es zuviel Musik. Und zuviel Eisen.«
    »Eisen rostet.«
    »Nicht das Eisen im Kopf.«
    Der König schnaufte erneut.
    »Trotzdem… eines Tages…«
    »Eines Tages.« Nanny nickte. »Ja. Darauf können wir einen trinken. Eines Tages. Wer weiß? Eines Tages. Jeder braucht ein ›eines Tages‹. Aber nicht heute. Verstehst du? Geh nach oben und stell das Gleichgewicht wieder her. Andernfalls veranlasse ich, daß folgendes geschieht: Menschen werden sich mit eisernen Schaufeln ein Loch in den Langen Mann graben. Ich höre schon, was sie sagen. Ach, dies ist ja nur ein alter Erdhaufen, sagen sie. Und dann kommen pensionierte Zauberer und Priester, die nichts Besseres zu tun haben, als alles zu untersuchen und langweilige

Weitere Kostenlose Bücher