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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mochte, wenn man so etwas in der nahen Zukunft sah. Wie sich nun herausstellte, präsentierte sich… Leere.
    Viele Leute vergleichen das Leben mit einem Punkt, der von der Vergangenheit in die Zukunft gleitet und dabei eine Art mentalen Kometenschweif aus Erinnerungen hinter sich zurückläßt. Doch die Reminiszenzen befinden sich nicht nur hinter dem Punkt des Lebens, sondern auch davor. Die meisten Menschen werden damit nur schlecht fertig und kennen dieses Phänomen nur in Form von Vorahnungen, Intuition und so weiter. Hexen hingegen sind bestens damit vertraut. Wenn sie Leere dort wahrnehmen, wo die Ranken der Zukunft wachsen sollten… Dann sind sie ebenso beunruhigt wie ein Pilot, der sein Flugzeug aus einer dichten Wolke steuert und feststellen muß, daß einige Sherpas auf ihn herabsehen.
    Es blieben Oma Wetterwachs noch einige Tage, und dann war Schluß. Sie hatte immer gehofft, sich Zeit nehmen zu können: um den Garten in Ordnung zu bringen und die Hütte aufzuräumen – ihre Nachfolgerin sollte sie nicht für schlampig halten. Nach der Auswahl einer geeigneten Grabstätte wollte sie einfach nur im Schaukelstuhl sitzen, die Bäume beobachten und über die Vergangenheit nachdenken. Jetzt deutete alles darauf hin, daß sie dazu keine Gelegenheit mehr bekommen sollte.
    Da war auch noch etwas anderes. Omas Gedächtnis schien verrückt zu spielen. Vielleicht schwand man zum Schluß einfach so dahin, wie Mütterchen Oweh: Sie hatte es fertiggebracht, die Katze auf den Herd zu setzen und den Kessel für die Nacht nach draußen zu stellen.
    Oma schloß die Tür hinter sich und zündete eine Kerze an.
    Die Kommodenschublade enthielt eine Schatulle. Oma Wetterwachs öffnete sie auf dem Küchentisch und entnahm ihr ein sorgfältig zusammengefaltetes Blatt Papier. Anschließend griff sie nach Federkiel und Tinte, überlegte kurz und fügte ihrem Testament folgende Sätze hinzu:
    … Meiner Froindin Gytha Ogg hinterlassige ich das Bette und den Klaiderschtänder den der Schmied im Blöden Kaff für mich gemachet hat. Krug und Topfe und das Sehrvieß auf das sie immer ein Auge geworfen habet bekommigt sie ebenfalls. Auserdem auch meinen Besen der nur ein wenig in Schwung gebracht werden muß dann issa wie noi.
    Magrat Knoblauch soll erhaltigen den übrigen Inhalt dieser Schatulle sowie das Teesehrvieß mit dem Milchkruge in Form einer lustigen Kuh was isset ein Erbschtück. Darüber hinausse vermachige ich ihr die Uhr meiner Mutter aber nur unter der Bedingung dasse sie jeden Tag aufgezogen werdet. Denn wenn sie stehenbleibt…
    Draußen war ein Geräusch zu hören.
    Wenn jemand Oma Wetterwachs Gesellschaft geleistet hätte, wäre sie bereit gewesen, kühn die Tür aufzureißen. Doch da sie ganz allein war, griff sie nach dem Schürhaken und schlich zur Tür, wobei es ihr trotz der Stiefel gelang, erstaunlich leise zu sein. Dort verharrte sie und lauschte.
    Irgend etwas war im Garten.
    Nun, es handelte sich nicht um einen sehr eindrucksvollen Garten, es waren nur einige Beete mit speziellen Kräutern, ein paar Obststräucher, ein kleines Stück Rasen und natürlich die Bienenstöcke. Einen Zaun oder dergleichen gab es nicht – die Tiere des Waldes hüteten sich davor, dem Garten einer Hexe zu nahe zu kommen.
    Vorsichtig öffnete Oma Wetterwachs die Tür.
    Der Mond ging gerade unter. Blasses, perlmuttenes Licht tilgte die Farben aus der nächtlichen Welt, ließ nur Platz für Grau.
    Ein Einhorn stand auf dem Rasen. Oma roch den Gestank sofort.
    Sie trat näher und hielt den Schürhaken bereit. Das Einhorn wich zurück und scharrte mit den Hufen.
    Oma warf einen neuerlichen Blick in die Zukunft. Das Wann kannte sie bereits, und nun boten sich ihr erste Hinweise aufs Wie.
    »Ich weiß, woher du kommst«, sagte sie leise. »Kehr dorthin zurück.«
    Das Geschöpf entschloß sich zu einem Scheinangriff – sofort schwang der Schürhaken in die entsprechende Richtung.
    »Kannst das Eisen nicht ausstehen, wie?« meinte Oma Wetterwachs. »Lauf zu deiner Herrin zurück und sag ihr, daß wir in Lancre übers Eisen Bescheid wissen. Außerdem kenne ich sie. Ich gebe ihr den guten Rat, sich von diesem Ort fernzuhalten. Hier bin ich zu Hause!«
     
    Der Mondschein schwand und wich Tageslicht.
    Auf dem zentralen Platz von Lancre – sofern man in diesem Zusammenhang überhaupt von einem »Platz« sprechen konnte – hatte sich eine große Menge versammelt. In Lancre war nicht viel los, und ein Duell zwischen Hexen war zweifellos

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