Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Du weißt schon: große Glaskugeln, Karten, schwarze Spitzenhandschuhe ohne Finger und so. Sie spielen nur ein wenig mit dem Okkulten herum.«
    »Ich halte nichts davon, mit dem Okkulten herumzuspielen«, sagte Oma Wetterwachs. »Wenn man anfängt, mit dem Okkulten herumzuspielen, glaubte man bald an Geister. Und wenn man anfängt, an Geister zu glauben, so dauert es nicht lange, bis man auch an Dämonen glaubt. Und wenn man anfängt, an Dämonen zu glauben, so riskiert man, an Götter zu glauben. Und wenn man an Götter glaubt, gerät man in Schwierigkeiten .«
    »Aber sie existieren«, wandte Nanny Ogg ein.
    »Das ist noch lange kein Grund, an sie zu glauben. Damit ermutigt man sie nur.«
    Oma Wetterwachs ging etwas langsamer.
    »Was ist mit ihr ?« fragte sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Hast du die Macht gefühlt?«
    »Ja. Mir haben sich dabei die Nackenhaare aufgerichtet.«
    »Jemand hat ihr die Macht gegeben, und ich weiß auch wer. Ein Mädchen mit törichten Vorstellungen, die aus irgendwelchen Büchern stammen… Und plötzlich hat sie die Möglichkeit, tatsächlich etwas anzustellen. Allerdings weiß sie nicht, was sie damit anfangen soll. Karten! Kerzen! Das ist keine Hexerei, sondern kindischer Zeitvertreib. Mit dem Okkulten herumzuspielen… Hast du ihre schwarzen Fingernägel gesehen?«
    »Nun, meine sind ebenfalls nicht sehr sauber…«
    »Sie hat sich ihre angemalt .«
    »Als ich jung war, habe ich mir roten Nagellack auf die Zehennägel gestrichen«, sagte Nanny wehmütig.
    »Bei Zehennägeln sieht die Sache ganz anders aus«, meinte Oma. »Und das gilt auch für Rot. Außerdem wolltest du nur verführerisch wirken.«
    »Es hat geklappt.«
    »Ha!«
    Eine Zeitlang gingen sie schweigend weiter.
    »Ich habe viel Kraft gespürt«, murmelte Nanny Ogg nach einer Weile.
    »Ja. Ich weiß.«
    »Eine Menge .«
    »Ja.«
    »Ich will keineswegs behaupten, daß du sie nicht schlagen kannst«, sagte Nanny Ogg rasch. »So etwas liegt mir fern. Aber ich wäre dazu nicht imstande, und ich glaube, selbst du mußt dich ziemlich anstrengen, um eine Niederlage zu vermeiden. Wahrscheinlich bleibt dir nichts anderes übrig, als ihr weh zu tun.«
    »Du hältst es für einen Fehler, daß ich mich auf eine Konfrontation eingelassen habe, nicht wahr?«
    »Nun, ich…«
    »Sie hat mich geärgert , Gytha. Ich konnte einfach nicht anders. Jetzt steht mir ein Duell mit einem siebzehnjährigen Mädchen bevor. Wenn ich gewinne, bin ich eine gemeine alte Hexe. Wenn ich verliere…«
    Oma Wetterwachs trat nach einigen verwelkten Blättern.
    »Mein Temperament geht immer wieder mit mir durch.«
    Nanny Ogg schwieg.
    »Schon wegen der kleinsten Sache verliere ich die Beherrschung…«
    »Ja, aber…«
    »Ich bin noch nicht fertig.«
    »Entschuldige, Esme.«
    Eine Fledermaus flatterte vorbei. Oma Wetterwachs nickte ihr zu.
    »Weißt du, wie Magrat zurechtkommt?« fragte sie in einem Tonfall, der Beiläufigkeit in ein Korsett zwängte.
    »Sie lebt sich gut ein, meint unser Shawn.«
    »Freut mich.«
    Sie gelangten zu einer Weggabelung, an der weißer Sand im Mondschein glänzte. Ein Weg führte nach Lancre, wo Nanny Ogg wohnte. Der andere ging in den Wald und wurde zu einem schmalen Pfad, der schließlich an Oma Wetterwachs’ Hütte endete.
    »Wann soll’n wir… zwei … uns wiedersehen?« fragte Nanny Ogg.
    »Jetzt hör mal«, brummte Oma. »Magrat kann von Glück sagen, daß sie keine Hexe mehr ist. Als Königin wird sie bestimmt viel glücklicher!«
    »Ich habe doch gar nichts gesagt«, wandte Nanny Ogg ein.
    »Ich weiß! Ich habe ganz deutlich gehört, daß du nichts gesagt hast. Nicht einmal Tote können so laut schweigen wie du!«
    »Sehen wir uns gegen elf?«
    »Einverstanden!«
    Der Wind lebte wieder auf, als Oma über den Weg zur Hütte stapfte.
    Sie war gereizt, klar. Es gab einfach zuviel zu tun. Das Problem namens Magrat war gelöst. Nanny konnte sie getrost sich selbst überlassen. Aber die Herren und Herrinnen… Damit hatte sie nicht gerechnet.
    Oma Wetterwachs fühlte sich ganz neuen Belastungen ausgesetzt.
    Sie spürte den nahen Tod, und dieser Umstand ging ihr auf die Nerven.
     
    Wer richtig mit Magie umzugehen weiß, hat den Vorteil, den Zeitpunkt des eigenen Todes zu kennen. Im großen und ganzen ist das tatsächlich ein Vorteil.
    So mancher Zauberer hat kurz vor dem Ableben seinen Weinkeller geleert oder zufälligerweise hohe Schulden hinterlassen.
    Oma Wetterwachs hatte sich immer gefragt, was man dabei empfinden

Weitere Kostenlose Bücher