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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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Pips Mutter sollte den
Jungen als Erste in ihre Arme schließen.
    »Frauen
wissen eine gute Prügelei einfach nicht gebührend zu schätzen«, sagte Lord
Lithby. »Was genau ist denn passiert?«
    Vom
Hofgesinde erfuhren sie, dass Daisy CharlottesVater aufgespürt habe und sie
zusammen zum Gehöft gegangen seien.
    »Natürlich,
das hätte ich mir denken können«, sagte sie zu Mr. Carsington, als sie
über den Hof zum Schweinepferch liefen. »Papa kommt immer hierher, wenn er
...« Schon aus der Ferne entdeckte sie die beiden: ihren Vater, der sich
auf das Gatter lehnte, wie er es immer tat... und Pip, der allem Anschein nach
die Höhepunkte seiner Prügelei mit Rob Jowett vorführte – und kurz davor war,
in den Schweinekoben
zu fallen.
    Sie konnte
sich erinnern, selbst des Öfteren hineingefallen zu sein.
    Papa hatte
dann immer den Kopf geschüttelt und gemeint: Eines Tages wirst du es auch noch
lernen, Charlotte. Hoffentlich.
    »Sieht so
aus, als hätte auch Pip deinen Vater gefunden«, sagte Mr. Carsington. Am
liebsten wäre sie zu den beiden gerannt, doch sie hielt sich zurück.
    »Du
solltest gefasst bleiben«, riet ihr Mr. Carsington. »Fang bloß nicht an zu
weinen. Pip bekommt es mit der Angst, wenn du weinst.« Er erzählte ihr von
jenem Tag, als der Junge ganz besorgt zu ihm gekommen war, weil er »die junge
Dame« weinen gehört hatte.
    »Wirklich?«,
fragte sie und bekam kaum ein Wort heraus, weil ihr so beklommen zumute war.
»Dann ist er wirklich ein guter Junge. Trotz allem, was ihm zugestoßen ist. Ein
guter Junge und
ein Gentleman.«
    Über Mr.
Carsingtons breite Schulter hinweg spähte sie zu den beiden hinüber. Pip hatte
sich umgedreht und beobachtete sie. Ahnte er etwas? Hatte er es genauso
instinktiv gespürt wie sie? War ihre Stimme ihm in Erinnerung geblieben, ganz
tief in seinem Herzen? Waren sie noch immer dort, ohne dass er sich ihrer
vielleicht bewusst war: jene Worte, die sie ihm mit leiser, brüchiger Stimme
ins Ohr geflüstert hatte, ehe sie ihn fortgegeben hatte?
    Ich liebe
dich. Ich werde dich immer lieben. Bitte verzeih mir.
    Aber wie
sollte er sich daran erinnern? Wahrscheinlich betrachtete er sie aus reiner
Neugier. Aus der Ferne war es schwer, seine Miene zu deuten – zumal mit dem
dicken blauen Auge.
    Nun drehte
auch Papa sich nach ihr um. Er lächelte, wie er es immer tat.
    Selbst
Daisy tat, was sie immer tat, und war eifrig damit beschäftigt, einen Stock hin
und her zu schütteln.
    Tränen
traten Charlotte in die Augen.
    »Wusste ich
es doch«, sagte Mr. Carsington. »Wein dich lieber erst mal aus.«
    »Sein
Auge«, schluchzte sie. »Sein armes, armes Auge.«
    »Er ist
stolz darauf«, versicherte ihr Mr. Carsington. »Er hat es sich
eingefangen, als er deine Ehre verteidigte.«
    »Oh«,
sagte sie. »Du lieber Himmel. Er hat seine Mutter verteidigt ... Seine Mutter,
die ihn verlassen hat! Wie soll ich das nur ertragen?«
    »Du
solltest vor allem aufhören, so zu denken«, sagte er. »Die Gesellschaft
ist es, derentwegen Frauen daraus Schande erwächst. Wärest du ein Mann,
könntest du dich deiner illegitimen Sprosse rühmen. Aber eine Frau soll sich
ihrer schämen, sie soll sich ihrer sogenannten Sünde schuldig fühlen und die
vermeintliche Schande vor der Welt verstecken. Tut sie das nicht, wird sie
verstoßen.« Er hielt inne und sah sie an. »So, dieser kleine Vortrag war
hoffentlich erbaulich genug, deine Tränen versiegen zu lassen. Hast du dich
wieder gefasst?«
    »Ja«,
sagte sie. »Aber es fällt mir schwerer, als man meinen sollte.«
    »Ich weiß,
dass dies ein sehr emotionaler Augenblick ist«, sagte Mr. Carsington.
»Aber du musst auch an Pips Gefühle denken. Du wirst gleich seine ganze Welt
auf den Kopf stellen. Und selbst wenn es eine glückliche Begebenheit und eine
Wendung zum Besseren ist, so wird er doch Zeit brauchen, sich daran zu
gewöhnen. Seinetwegen sollten wir beide ruhig und gefasst sein. Nimm dir ein
Beispiel an deinem Vater. Ich könnte mir vorstellen, dass er den Jungen am
liebsten in die Arme schließen und geradewegs mit nach Hause nehmen würde, aber
er hält sich wirklich vorbildlich zurück.«
    Sie schaute
hinüber zu ihrem Vater, der Pip nun anlächelte – jenes ermutigende Lächeln, das
sie ihr so vertraut war.
    »Er hat es
Pip nicht gesagt«, stellte sie fest. »Das würde er nicht tun. Das will er
mir überlassen.«
    »Ich nehme
alles zurück, was ich über deinen Vater gesagt habe«, meinte Mr.
Carsington. »MeinVater macht mich

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