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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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vom
Tisch der Meierei gesunken und zu seinen Füßen dahingeschmolzen sein. Elender
Wüstling. Erschreckend talentiert – und sich seiner Sache viel zu sicher. Und
sie war wahrscheinlich die dümmste und naivste Frau, die je auf Erden gewandelt
war.
    Keinen
Augenblick länger, und er hätte sie so weit gehabt, mitten auf dem Tisch der
Meierei wie eines der leichtfertigen Milchmädchen auf den frivolen Stichen, mit
denen ihre Cousins sie einst zu schockieren versucht hatten.
    Nur einen
Augenblick noch und ...
    Aber dazu
war es nicht gekommen. Sie wusste nicht, woher oder wie sie die Kraft und die
Geistesgegenwart aufgebracht hatte, ihm Einhalt zu gebieten, aber sie hatte es
getan.
    Und dann –
und wieder wusste sie nicht, woher die rettende Eingebung kam – hatte sie das
Erstbeste gesagt, das ihr in den Sinn gekommen war, und wie sich zeigen sollte,
war es haargenau das Richtige.
    Es war ja
kaum der Rede wert.
    Sie warf
einen Blick zurück auf die geschlossene Tür.
    Ein Wunder,
dass er sie nicht eigenhändig aus der Meierei geworfen hatte.
    Er hätte es
tun können. Mit Leichtigkeit.
    Denn er war
nicht nur groß, sondern hatte auch die Muskeln eines Hufschmieds. »Oh«,
sagte sie, und es tat ihr in der Seele weh, denn noch immer konnte sie ihn
spüren, die Wärme seines starken Körpers, die Kraft seiner muskulösen Arme.
Entsetzt presste sie sich die geballte Faust auf den Mund. Sie musste fort von
hier. Weit fort.
    Bumm. Bumm.
Bumm.
    So klang
es, als Darius, keine zehn Minuten nachdem er die Tür der Meierei hinter Lady
Charlotte zugeknallt hatte, mit dem Kopf gegen besagte Tür schlug.
    Er hätte
gern jemanden geschlagen, und das naheliegendste Objekt war er selbst. »Du
Idiot.«
    Bumm.
    »Schwachkopf.«
    Bumm.
    »Blödmann.«
    Bumm.
    Schließlich
trat er von der Tür zurück und ließ sich auf einen Schemel sinken. Da saß er
eine Weile und hielt sich den Kopf.
    Der Schmerz
war eine angenehme Abwechslung zu dem wilden Durcheinander, das in seinem Kopf
herrschte.
    Das war
knapp gewesen, verdammt knapp.
    Nur einen
Augenblick länger, und er würde über sie hergefallen sein. Und dann ... und
dann ...
    Kaum
auszudenken.
    Trotzdem
sah er es vor sich: eine überstürzte Trauung, bei der jeder den Grund der Eile
wüsste. Denn es konnte ja nur einen Grund geben, wenn ausgerechnet Lady
Charlotte Hayward auf einmal beschließen würde zu heiraten, und noch dazu den
jüngsten und am wenigsten eindrucksvollen Sohn Lord Hargates, dessen einziger
Besitz ein heruntergekommenes Anwesen war, das jederzeit über ihm
zusammenzustürzen drohte.
    In einem
solchen Fall wäre die Heirat unausweichlich. Nicht einmal Darius könnte sich
dem Lauf der Dinge mit einer höflichen Entschuldigung entziehen. Ganz gleich,
wie ungerecht und unlogisch ihm die Regeln der Gesellschaft scheinen mochten,
ändern konnte er sie nicht. Gentlemen wünschten und erwarteten, dass ihre
Angetraute unberührt sei. War dem nicht so, kam öffentliche Schande oder
privates Leid über sie. Manchmal beides. Er konnte auch die Gesetze der Natur
nicht ändern, die der Frau das Gebären bestimmt hatten.
    Was auch
immer man sonst über ihn sagen mochte, so war er doch ein Gentleman und wusste,
was sich gehörte. Es gehörte sich nicht, eine junge Dame erst zu deflorieren
und sie dann sitzen zu lassen.
    Er würde
sie heiraten müssen, was wiederum bedeutete, dass ihr Vater ihn für einen
mitgiftjagenden Wüstling hielte.
    Sein Vater
wiederum würde ihn für einen prinzipienlosen Versager halten. Darius meinte die
tiefe, vorwurfsvolle Stimme schon zu hören: Wie ich sehe, bist du zu dem
Schluss gelangt, dass es einfacher wäre, ein unschuldiges Mädchen zu verführen
und dich ins gemachte Nest zu setzen.
    Seine
Brüder würden ihn verachten. Seine Mutter wäre enttäuscht. Seine Großmutter
angewidert.
    Und die
Frau, die genötigt wäre, ihn zu heiraten, würde ihn hassen – natürlich. Wie
sollte es anders sein. Sie würde ihn den Rest ihres Lebens dafür hassen, ihr
Leben ruiniert zu haben.
    »Ahhhh.«
Er raufte sich die Haare. »Ahhhh. Nein. Nicht daran denken. Aufhören. Einfach
... aufhören. Es ist nichts passiert. Und es wird auch nicht passieren.«
Um den Albtraum aus seinem Kopf zu vertreiben, öffnete er die Augen und schaute
sich um.
    Blitzendes
Weiß. Schlicht und elegant.
    Er seufzte.
Die Meierei war ... schön. Wirklich schön.
    Nicht
einfach nur blitzblank geschrubbt, sondern genau so eingerichtet, wie es sein
sollte. Wenn Lady Charlotte auch an den

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