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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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Hut vom Bord und reichte ihn ihr. Dann hielt er ihr die
Tür auf.
    Sie setzte
den Hut indes nicht auf, sondern hielt ihn an den Bändern von sich, als hätte
seine Berührung ihn beschmutzt.
    »Ich
erzähle es niemandem«, sagte sie noch einmal, doch nun mit einem feinen,
süffisanten Lächeln. »Es war ja kaum der Rede wert.«
    Mit
erhobenem Kopf rauschte sie zur Tür hinaus.
    Er schlug
sie hinter ihr zu.
    Als die Tür
hinter ihr zuschlug, atmete Charlotte hörbar auf.
    »Du
verdammte Idiotin«, schnaubte und keuchte sie. »Wie konntest du
nur?«
    Wie hätte
sie nicht können?
    Er machte
sie rasend, und dabei war sie sich ihrer Sache so sicher gewesen: keine Frage,
dass sie es mit ihm aufnehmen könnte, kein Zweifel, dass sie seine Anmaßungen
zu erwidern wüsste. Er glaubte, einfach nur den starken Mann herauskehren zu
müssen, auf dass ihr Herz höher schlage und sie sich erweichen lasse.
    Doch sie
würde es ihm zeigen. Hatte sie gedacht. Wie leicht es ihr gefallen war, sich in
eine steinerne Statue zu verwandeln!
    Aber dann
... aber dann ...
    ... die
leichte Berührung seiner Lippen auf ihrer Haut, die unerwartete Zärtlichkeit,
die ihr so sehr zu Herzen ging, dass ...
    Berechnung.
Das alles war nichts weiter als das berechnende Vorgehen eines Wüstlings. Und
sie hatte sich erweichen lassen. Flugs und mit Freuden.
    Oh, aber
einen Moment lang, eine Ewigkeit von einem Moment, war es wunderbar gewesen,
geradezu unerträglich wunderbar. Während dieser kleinen Ewigkeit war sie wieder
jung und voller Hoffnung gewesen. Eine Weile war ihr, als würde eine Knospe
wahren Glücks in ihrem Herzen sprießen und in inniger Hingabe erblühen. Innige
Hingabe, sehr witzig.
    Nichts
weiter als eine etwas vornehmere Umschreibung für Lust.
    Doch für
eine Weile, während dieser kleinen Ewigkeit, hatte sie sich sicher, wohl und
geborgen gefühlt. Während dieses Augenblicks war Lust in Zärtlichkeit erblüht,
dass es die reinste Freude war.
    Wie hatte
sie sich nur so täuschen können?
    Nichts
leichter als das.
    Sie
berührte ihre Lippen, die geschwollen waren und prickelten. Es prickelte ihr
auch andernorts, wo keine Hand außer der ihren sie seit über zehn Jahren
berührt hatte. Wie zärtlich er sie liebkost hatte. Sie dachte daran, wie er sie
in seine Arme geschlossen und sie sich ganz wunderbar und kostbar
hatte fühlen lassen. Fast hatte sie sich eingebildet, seine Hände würden
zittern ... doch es war sie gewesen, die gezittert hatte, töricht wie sie war,
voll der Hoffnung und Erwartung und mädchenhafter Erregung.
    Sie konnte
sich kaum noch an das Mädchen erinnern, das sie gewesen war, oder daran, was
sie damals empfunden hatte, als ein Mann sie erstmals in seine Arme geschlossen
hatte.
    Es war
harte Arbeit gewesen zu vergessen, wie leichtfertig sie gewesen war. Sie konnte
es kaum ertragen, daran zu denken: an die blinde Torheit eines Augenblicks und
die Schmach, die auf dem Fuße folgte, an das, was sie so unbedacht aufgegeben
hatte, das Kostbarste, das eine Frau zu geben hatte. Die Schmach war so überwältigend
gewesen, dass sie gemeint hatte, daran zugrunde zu gehen. Manchmal hatte sie
gehofft, dass es so kommen würde.
    Sie
bezweifelte, dass sie und Geordie Blaine Zeit für Zärtlichkeiten gehabt hatten,
selbst wenn er derer fähig gewesen wäre, was sie für höchst unwahrscheinlich
hielt. Ihre wenigen Zusammenkünfte waren so hastig und verstohlen gewesen. Sie
war bis über beide Ohren in ihn verliebt gewesen – oder hatte es zumindest für
Liebe gehalten und dabei doch so unwissend. Sie hatte Glück empfunden, aber der
Reiz hatte vor allem darin bestanden, mit ihm zusammen zu sein, sich so
waghalsig und widerspenstig zu gebärden.
    Das hast du
nun davon, Papa. Du hast Mama recht schnell vergessen, nicht wahr? Einfach
wieder zu heiraten, als ob es sie nie gegeben hätte – als ob es mich nicht
geben würde. Am liebsten würdest du mich wohl auch vergessen, was?
    Wut,
Einsamkeit und die Angst, nach ihrer Mutter nun auch ihren Vater zu verlieren:
Mittlerweile verstand sie genau, wie es so weit hatte kommen können.
    In ihr
hatte es gebrodelt vor Gefühlen – zu sehr anscheinend, als dass ein verwöhntes,
behütetes junges Mädchen wie sie damit hätte umgehen können. Allerdings musste
sie auch viel aus jener Zeit vergessen haben, denn sie konnte sich an nichts
erinnern, das auch nur annähernd so gewesen wäre wie das, was sie soeben mit
Mr. Carsington empfunden hatte. Hätte er sie nicht gehalten, würde sie

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