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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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»Gewiss. Es war mir entfallen. Natürlich muss sie renoviert
werden.«
    »Ihr
Kammerdiener hat Ihre Sachen in das südseitige Schlafgemach gebracht«,
sagte sie. »Charlotte ist auch oben, in dem über Eck gelegenen Gästezimmer. Sie
sortiert den Inhalt dieser mysteriösen Truhe.«
    Darius
versuchte, seinen Verstand zu sortieren. Eine mysteriöse Truhe wollte sich
nicht finden. »Welche Truhe?«, fragte er.
    »Oh, hatte
ich das nicht erzählt? Man hat sie beim Entrümpeln der Meierei gefunden,
versteckt unter einem Haufen kaputter Tische und Stühle.«
    Obenauf in
besagter Truhe fand Charlotte einige kunstvolle Masken, ein halbes Dutzend
ausgesucht schöne Fächer, ein Kapuzencape aus dunkelblauer Seide, ein mit
Paradiesvögeln besticktes Leinenmieder sowie ein altmodisches Korsett. Darunter
fanden sich einige Briefe und Bücher, unter anderem eine Ausgabe von Alexander
Popes Der Lockenraub, zwischen deren Seiten getrocknete Blumen lagen: Rosen,
Veilchen, Gänseblümchen, Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht.
    Ganz
zuunterst fand sie einen kleinen, mit Bändern umschnürten Beutel aus schwarzer
Seide.
    Charlotte
kniete auf einem Kissen vor der geöffneten Truhe, all die Dinge, die sie
geborgen hatte, in einem ordentlichen Bogen um sich ausgebreitet. Den
Seidenbeutel betrachtete sie mit Stirnrunzeln. Er schien ihr nicht robust
genug, um als Tasche zu dienen. Was konnte darin sein? Taschentücher? War es
vielleicht einer dieser Beutel, wie man ihn unter seinen Röcken zu tragen
pflegte? Aber so klein? Und wozu die langen Bänder?
    Hinter ihr
erklang eine tiefe Stimme. »Ein Zopfbeutel. Seit Cousin Hector gestorben ist,
habe ich keinen mehr gesehen.«
    Augenblicklich
schlug ihr Herz gleich dreimal so schnell. Betont ruhig drehte sie sich um. Mr.
Carsington stand an der Tür, die
Arme vor der breiten Brust verschränkt.
    Wie lange
hatte er schon da gestanden und sie beobachtet?
    Und war
»stehen« nicht ein höchst unpassendes Wort für das, was er tat? Noch ehe
er das Zimmer betreten hatte, schien er den Raum eingenommen zu haben, der auf
einmal viel zu klein wirkte. Was wahrscheinlich daran lag, dass er sie
eingenommen hatte, und zwar gänzlich.
    In tiefster
Seele war sie sich seiner bewusst, wie er da auf der Türschwelle stand, dieser
arrogante Apoll mit seinem golden schimmernden Haar und den golden funkelnden
Augen. Der breiten Schultern war sie sich bewusst, oh, viel zu sehr bewusst,
und der schmalen Hüften und der langen Beine. Fast meinte sie wieder zu spüren,
wie diese starken Arme sie umfingen, wie sie es gestern getan hatten. Fast
meinte sie die Wärme seines Leibes zu spüren ... die Berührung seines Mundes
auf ihrer Wange ... diese kleinen neckenden Küsse, die sie hatten kichern, die
sie sich fast wieder wie ein junges Mädchen hatten fühlen lassen ...
    Vergiss
nicht, wie nahe daran du warst, genau das zu tun, was du als junges Mädchen
getan hast, ermahnte sie sich.
    »Ein
Zopfbeutel«, wiederholte sie ruhig und stand ebenso ruhig auf, während sie
jeden Pulsschlag unter ihrer Haut zu spüren meinte.
    »Gentlemen
pflegten darin einst den Zopf ihrer Perücke zusammenzufassen«, erklärte
Mr. Carsington. »Cousin Hector war ein Verwandter meiner Mutter. Ein recht
altmodischer Bursche.« Er hielt inne und runzelte die Stirn. »So wie ich,
könnte man sagen. Lady Charlotte, ich muss mit Ihnen sprechen.«
    »Tun Sie
das nicht gerade?«, fragte sie.
    Er trat ein
und schloss die Tür hinter sich.
    »Sie
sollten die Tür lieber offen lassen«, sagte sie.
    Er schloss
die Augen, gab einen unwirschen Laut von sich, öffnete die Augen wieder und
machte die Tür einen Spaltbreit auf. »Meinetwegen. Wenn Sie auf Zeugen
bestehen.«
    Nun schlug
ihr das Herz viermal so schnell. »Zeugen?«
    »Ich wollte
mit Ihnen über das reden, was gestern geschehen ist«, sagte er.
    Sie begann
zu schwitzen. Warum nur hatte sie nicht daran gedacht, einen der Dienstboten
die Fenster öffnen zu lassen?
    »Es ist
nichts geschehen«, sagte sie.
    »Es ist
etwas geschehen«, beharrte er. »Ich mag kindisch und borniert sein, aber
ich bin mir meiner Pflichten bewusst.«
    Mit raschen
Schritten war er bei ihr und ging dann – zu ihrem allergrößten Entsetzen – vor
ihr auf die Knie.
    Sie wich
zurück. »Nein! Stehen Sie sofort wieder auf! Bitte stehen Sie auf.«
    »Im Stehen
bin ich nicht reuig genug«, erwiderte er. »Eigentlich sollte ich auf dem
Bauch gekrochen kommen.«
    »Mr.
Carsington, ich bitte Sie«, sagte sie. »Was sind denn

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