Losing it - Alles nicht so einfach (German Edition)
Ich
hasste
es, nicht vorbereitet zu sein.
Garrick nahm unsere Fotos und Lebensläufe und sah sich alles eine Weile schweigend an. Ich schnappte mir einen Stuhl, stellte ihn in die Mitte des Raumes und setzte mich. Ich faltete das Blatt Papier mit unserem Text, damit es nicht mehr so groß und unhandlich war. Wir mussten uns bei ihm vorstellen, als würden wir ihn heute zum ersten Mal sehen, dann erst erteilte er uns die Erlaubnis anzufangen.
Zu Beginn der Szene trägt Blanche ihre feinsten Kleider und ein Diadem, sie spricht auf einer imaginären Party mit imaginären Verehrern.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich in meine Rolle geschlüpft war, weil meine eigenen Gefühle – Angst und Unbehagen – in einem solchen Gegensatz zu Blanches seliger Unwissenheit standen. Aber als ich es erst mal geschafft hatte, fiel es mir leicht, meine Umgebung auszublenden und mich in ihrem Lachen, ihren Träumen und in ihren Wahnvorstellungen zu verlieren. Als Dom auf die Bühne torkelte, gab er einen großartigen Stanley ab, muss ich zugeben. Obwohl er absolut nichts über das Stück wusste, besaß er Stanleys Ausstrahlung, verkörperte seine totale Gleichgültigkeit Blanche gegenüber.
Ich nutzte mein Unbehagen bezüglich der Situation mit Garrick, ließ es einsickern und richtete es auf Dom. Nach einer weiteren halben Seite ließ Garrick uns aufhören.
»Gut, gut. Bliss, du hast ein wenig unsicher angefangen, aber zum Ende hin lagst du goldrichtig. Dom, ich glaube, du hast die Rolle des Stanley wirklich gut erfasst.« Ich widerstand der Versuchung, die Augen zu verdrehen. »Aber von deiner Seite spüre ich die Beziehung nicht so stark wie von Bliss. Sie ist sich die ganze Zeit deiner bewusst, passt ihre Bewegungen deinen Bewegungen an. Ich muss ein wenig mehr Reaktion von dir sehen. Springen wir nach vorne zu der Stelle kurz bevor du aus dem Bad zurückkommst. Fangt da an, wo Blanche Western Union anruft. Versucht, euch darauf zu konzentrieren, eine echte Verbindung zwischen euch herzustellen.«
Ich nickte und bewegte mich auf die andere Seite der Bühne, wo ich mir das Telefon vorstellte. Er hatte möglicherweise die schwierigste Stelle, um anzufangen, für mich ausgesucht. Wir ließen nämlich den Teil aus, in dem Stanley die hübsche, perfekte Welt, die ich mir zusammenfantasiert hatte, zerstört. Und trotzdem musste ich die Angst und Paranoia vermitteln, die sich daraus ergaben.
Ich schloss die Augen und holte tief Luft.
Angst. Paranoia. Wie würde ich mich fühlen, wenn jemand das mit Garrick und mir herausfände? Oder wenn er herausfände, dass ich noch Jungfrau bin. Himmel … wie ich mich gefühlt hatte, als ich kurz davor war, den Sex mit ihm abzubrechen. Das waren Angst und Paranoia vom Feinsten.
Als ich mich ein wenig sicherer fühlte, schlug ich die Augen auf und tat, als würde ich nach dem Telefonhörer greifen. Da ich trotzdem noch mein Skript halten musste, musste ich darauf verzichten, den Hörer darzustellen, und nur so tun, als würde ich in den Empfänger sprechen. Ich keuchte ins Telefon und verlangte, vermittelt zu werden.
Die Angst fühlte sich so real an, dass mir ohne große Anstrengung Tränen in die Augen traten. Ich plapperte weiter, Panik stieg in mir auf und meine Worte kamen erstickt heraus.
Meine Stimme brach bei meinen Hilferufen. Nur allzu leicht überkam mich das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Ich drohte zu ersticken.
Ich hörte, wie Dom von hinten an mich herantrat, und erstarrte. Ich wich zurück, und er trat zwischen die imaginäre Tür und mich. Er blickte mich anzüglich an, und ich musste den Abscheu, den ich empfand, überhaupt nicht spielen.
Als ich versuchte wegzugehen, stellte er sich mir in den Weg. Ich bat ihn darum, mich vorbeizulassen, doch er blieb, wo er war. Lachend kam er auf mich zu, und ich spürte, wie mein Herzschlag ins Stolpern geriet.
Ich schlüpfte gerade lang genug aus meiner Rolle, um festzustellen, dass wir das wirklich gut machten. Weit besser, als ich erwartet hatte. Dann kam Doms grinsendes Gesicht in mein Blickfeld, und ich war wieder mittendrin.
Ich versuchte, vor ihm zu fliehen, aber er kam weiterhin auf mich zu, noch immer lachend. Dann schlossen sich seine Hände um meine Unterarme, zogen sie nach oben und zu ihm.
Mit Kraft wehrte ich mich gegen ihn, verkrampfte meinen ganzen Körper bei dem Versuch, mich loszureißen.
Doch er zog mich zu sich, drückte mich noch fester, so fest, dass es tatsächlich wehtat, und ein unbehaglicher kleiner
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