Losing it - Alles nicht so einfach (German Edition)
Weiteres einen Kerl aufgabeln … vielleicht. »Ich weiß nicht, wo das Problem ist«, bemerkte ich.
Sie verdrehte die Augen, und ich kam mir wie ein Kind vor. Ich hasste es, wenn ich mir wie ein Kind vorkam, und das war so ziemlich immer so, wenn Sex zum Gesprächsthema wurde.
Kelsey sagte: »Schätzchen, im Moment siehst du aus wie die entzückende kleine Schwester von jemandem. Kein Kerl will mit seiner kleinen Schwester poppen. Und wenn doch, dann suchst du ohnehin besser das Weite.«
Jep, ich kam mir absolut wie ein Kind vor. »Schon kapiert.«
»Hmm … das hört sich ja glatt so an, als würdest du schon üben, deinen hyperaktiven Kopf abzuschalten. Gut so. Jetzt stell dich mal da hin und lass mich meinen Zauber wirken.«
Und mit Zauber meinte sie Folter.
Nachdem ich gegen drei Röcke mein Veto eingelegt hatte, in denen ich mir vorkam wie eine Prostituierte, sowie gegen einige Hosen, die eher Leggins waren, und einen Rock, der so kurz war, dass er schon bei schwachem Wind bestimmt der ganzen Welt
alles
gezeigt hätte, einigten wir uns auf eine enge, hüfthohe Caprijeans und ein schwarzes Spitzen-Tanktop, das einen Kontrast zu meiner blassen weißen Haut bildete.
»Beine rasiert?«
Ich nickte.
»Alles andere … auch?«
»So gut es je rasiert sein wird, ja, und jetzt weiter.« Genau hier zog ich die Grenzen in dieser Unterhaltung.
Sie grinste, widersprach jedoch nicht. »Schön. Schön. Kondome?«
»In meiner Handtasche.«
»Kopf?«
»Abgeschaltet. Oder na ja … jedenfalls
runtergefahren
.«
»Hervorragend. Ich glaube, wir sind bereit.«
Ich war nicht bereit. Ganz und gar nicht.
Es gab einen Grund, weshalb ich noch nie Sex hatte, und jetzt kannte ich ihn. Ich war ein Kontrollfreak. Deshalb war ich mein Leben lang so gut in der Schule gewesen. Das hatte mich zu einer guten Inspizientin gemacht – niemand konnte eine Theaterprobe so leiten wie ich. Und wenn ich dann schon mal all meinen Mut zusammennahm und selbst in eine Rolle schlüpfte, war ich immer besser vorbereitet als alle anderen Schauspieler der Truppe. Aber Sex … das war das Gegenteil von Kontrolle. Da waren Gefühle, Anziehungskraft und diese lästige andere Person, die darin verwickelt sein
musste.
Nicht gerade meine Vorstellung von Spaß.
»Du denkst zu viel«, meckerte Kelsey.
»Besser als zu wenig.«
»Aber nicht heute Abend«, bemerkte sie.
Sobald wir im Auto waren, drehte ich die Lautstärke an Kelseys iPod hoch, damit ich in Ruhe nachdenken konnte.
Ich würde das schon schaffen. Es war nichts weiter als ein Problem, das gelöst, ein Punkt auf meiner To-do-Liste, der abgehakt werden musste.
So einfach war das. Ganz simpel. Warum sollte man es sich auch unnötig kompliziert machen?
Ein paar Minuten später hielten wir vor der Bar, und der Abend fühlte sich alles andere als unkompliziert an. Meine Hose kam mir zu eng vor, mein Oberteil zu tief ausgeschnitten und ich selbst zu verwirrt. Am liebsten hätte ich mich übergeben.
Eigentlich wollte ich keine Jungfrau sein. So viel war mal klar. Ich wollte mir nicht wie die unreife Prüde vorkommen, die nichts über Sex wusste. Und ich hasste es, wenn ich nicht Bescheid wusste. Das Problem war nur … ich wollte zwar keine Jungfrau mehr sein, aber ich wollte auch keinen Sex haben.
Das Problem aller Probleme. Warum konnte dies nicht eins von diesen Ein-Quadrat-ist-ein-Viereck-aber-nicht-jedes-Viereck-ist-ein-Quadrat-Problemen sein?
Kelsey stand vor meiner Wagentür, ihre hohen Absätze klapperten im gleichen Takt, wie sie mit den Fingern schnippte, um mich zum Aussteigen zu bewegen. Ich drückte die Schultern nach hinten, warf (halbherzig) mein Haar zurück und folgte Kelsey in die Bar.
Schnurstracks ging ich zum Tresen, schwang mich auf einen der Hocker und winkte dem Barmann zu.
Er stellte einen möglichen Kandidaten dar. Blonde Haare, durchschnittlich gebaut, nettes Gesicht. Nichts Besonderes, aber er kam durchaus infrage. Er könnte gut sein, wenn man es unkompliziert wollte.
»Was wollt ihr trinken, Ladys?«
Südstaatenakzent. Definitiv einer von hier.
»Für den Anfang zwei Tequila bitte«, sagte Kelsey.
»Sagen wir vier«, krächzte ich.
Er stieß einen Pfiff aus und sein Blick traf meinen. »Diese Art von Abend also.«
Noch war ich nicht bereit, in Worte zu fassen, was für eine Art Abend das werden würde. Deshalb sagte ich nur: »Ich muss mir Mut antrinken.«
»Und dabei bin ich gern behilflich.« Er zwinkerte mir zu und war kaum außer Hörweite, als
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