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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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ein wenig verrückt geworden, wie Tom sagte. Und irgendwo da draußen im Leichenland hatte Rotaugen-Charlie oder der Motor City Hammer ihn umgebracht und es wie Selbstmord aussehen lassen.
    In den Kampfgruben in Gameland hatte man Lilah und Annie gezwungen, um ihr Leben zu kämpfen. Annie war zwar noch sehr klein gewesen, aber zäh. Eines Abends, während eines heftigen Regengusses, war Lilah die Flucht aus der zugesperrten Hütte gelungen, in der die Männer sie gefangen hielten. Sie stahl ein paar Waffen, lief zurück ins Lager, um Annie zu befreien und mit ihr zusammen zu fliehen. Aber Annie hatte ebenfalls zu entkommen versucht, und der Hammer hatte sie gejagt. Annie stürzte, schlug sich den Kopf auf und starb. Man hatte sie dort im Schlamm liegen lassen wie Müll.
    Als Lilah sie fand, kam Annie gerade von diesem dunklen Ort zurück, zu dem die Toten gehen und von dem nur Zombies wiederkehren. Fast hätte Lilah zugelassen, dass Annie sie biss. Fast.
    Darauf war es hinausgelaufen, auf diesen einen Augenblick,in dem der einzige Weg aus der Hölle offenbar darin bestand, genauso ein Ding zu werden wie ihre Schwester. Es schien so einfach. Sie musste nur aufhören, zu kämpfen, aufhören, sich zu wehren und nachgeben. Doch dann schaute sie in Annies Augen … aber Annie war nicht mehr da. Die Augen ihrer Schwester waren nicht länger ein Fenster ihrer Seele. Sie glichen staubigem Glas, durch das sich nur Leere erkennen ließ – Leere, wo einst Annie gewesen war.
    Lilah hatte getan, was sie tun musste. Sie hatte die kleine Annie befriedet.
    Danach lebte sie jahrelang allein im Wald. Sie sprach mit niemandem, redete nicht einmal laut mit sich selbst. Aber sie fand Bücher und las. Sie lernte die Kunst des Waffenschmiedens, wurde zur Jägerin und zur Killerin.
    Dann war sie Benny und Nix begegnet und ihre Welt hatte sich verändert.
    Gemeinsam vernichteten sie Rotaugen-Charlie und den Hammer. Gemeinsam retteten sie andere Kinder, die nicht wie Annie im Regen sterben würden oder sich selbst überlassen blieben, um dann so wild und seltsam zu werden wie Lilah. Nix, Benny und Tom hatten sie mit zu sich nach Hause genommen. Die Chongs hatten sie in ihrer Familie willkommen geheißen und sie behandelt wie eine der ihren.
    Nun war Chong verschwunden, vermutlich irgendwo in den Wäldern gestorben. Und vielleicht war das ja ihre Schuld. Dieser Gedanke bohrte wie ein Messer in ihrem Kopf.
    Benny und Nix gingen in Richtung Osten und ihre Körper schienen im reflektierten Sonnenlicht zu leuchten.
    Lilah dachte an das, was Benny gesagt hatte, und an ihre eigenen Worte – gegenüber Benny und Chong. Die Tränen wollten gar nicht mehr aufhören, zu fließen.
    Die Zeit verrann, verlor jede Bedeutung und Dimension. Dann … raschelte etwas hinter ihr. Noch am Vortag wäre sie blitzschnell herumgewirbelt, die Sinne so scharf wie die Klingen, die sie bei sich trug. Doch jetzt ignorierte sie das Geräusch – bemerkte es zwar, kümmerte sich aber nicht darum. Es war ihr egal. Wenn es ein Zombie war, dann war es eben ein Zombie. Er konnte sie allenfalls töten. Aber im Laufe der Jahre hatte man ihr schon Schlimmeres angetan.
    Jemand trat hinter ihr hervor und ging langsam um sie herum.
    Kein Zombie. Weder Chong noch Benny. Auch nicht Charlie.
    Diese Gestalt war ganz in Grün gekleidet. Blätter und Zweige mit Blüten hafteten an ihrer Kleidung. Lilah schaute zu ihr hoch, sah sie durch den Schleier ihrer Tränen aber nur undeutlich. Auch ihr Gesicht war mit Blättern bedeckt. Sie kannte das Gesicht und die Kleidung, hatte sie in all den Jahren schon Dutzende von Malen gesehen, wenn auch immer nur aus der Ferne. Benny besaß eine Zombiekarte mit ihrem Bild. Es war der Greenman.
    Sonnenlicht funkelte auf einem länglichen Gegenstand, den der Greenman mit beiden Händen festhielt. Ihr Speer.
    Lilah schwieg.
    Der Greenman ließ den Speer auf den Boden fallen, wo er fast im hohen Gras und den Schatten verschwand. Dann nahm er seine Maske ab. Eigentlich handelte es sich nur um ein Stück Tarnnetz, das von der Krempe eines grünen Stoffhuts herabhing. Darunter verbarg sich ein vernarbtes, sonnengebräuntes Gesicht. Sein Schädel war kahl, aber sein Bart war so weiß wie Lilahs Haar.Rund um seine traurigen Augen hatten sich Lachfältchen in die Haut gegraben.
    Lilah starrte in das Gesicht des Mannes und sah alte und

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