Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
Vom Netzwerk:
neue Narben. Der Greenman beugte sich vor und berührte die Tränenspuren auf ihren Wangen. Fast wäre sie zurückgewichen. Sie spürte den Impuls in ihren Muskeln, gab ihm aber nicht nach. Vielleicht war sie einfach zu müde, denn sie hatte nicht geschlafen, ständig Angst gehabt und war die ganze Nacht gerannt. Vielleicht wich sie aber auch deshalb nicht zurück, weil dieser Mann ihr offensichtlich nichts Böses antun wollte.
    Er rieb die Fingerspitzen aneinander, fühlte ihre Tränen und verteilte die Feuchtigkeit in seiner Haut.
    Â»Es … tut mir leid«, flüsterte Lilah matt.
    Er lächelte sie an. »Muss es nicht.«
    Dann setzte er sich im Schneidersitz ins Gras. Er forderte sie nicht auf, ihre Tränen zu trocknen, und stellte auch keine Fragen. Er saß einfach nur vor ihr und das Sonnenlicht spielte in seinem weißen Bart. Er lächelte sie an, lächelte die Vögel in den Bäumen und die ersten Libellen des Frühlings an. Lilah kam auf die Knie und kroch auf ihn zu. Ein paar Zentimeter vor ihm brach sie zusammen. Der Greenman berührte sie nicht. Er versuchte nicht, sie aus ihren Gefühlen herauszuziehen.
    Er ließ sie einfach zu. Das genügte.



Lou Chong schrie auf vor Angst und wich hastig zurück, als der Zombie über den Grubenrand taumelte. Er presste den Rücken gegen die kalte Lehmwand und riss sich schützend einen Arm vors Gesicht. Im nächsten Moment traf die Kreatur auf dem Boden auf und ihre morschen Knochen knirschten. Die Menge über ihm lachte, als wäre sie im Zirkus und würde einen Clown beobachten. Lauthals wurden neue Wetten darauf abgeschlossen, ob der Zombie sich irgendwelche Knochen gebrochen hatte und Chong deshalb nicht angreifen konnte.
    Chong zögerte und blickte auf den Zombie am Boden, der stöhnte und sich aufzurappeln versuchte.
    Am liebsten wäre Chong weggerannt und hätte sich versteckt, aber er befand sich in einer viereinhalb Meter breiten Grube. Wegrennen und sich verstecken waren keine Optionen. Er zermarterte sich das Hirn, wie er das hier überleben sollte. Er musste handeln und eine Entscheidung treffen. Was war jetzt das Klügste?
    Was würde Tom tun? Bevor dieser Gedanke endgültig Gestalt annahm, bewegte Chong sich auch schon: Er stieß sich von derWand ab, hob das Eisenrohr und schlug es dem Zombie mit aller Kraft auf den Kopf.
    Knirsch!
    Die Kreatur fiel zurück auf den Boden. Die Menge über ihm verstummte. Ein einziger Rationendollar wurde nach unten geworfen und segelte durch die feuchte Luft.
    Der Zombie zuckte, zappelte mit einem Bein, und seine Finger zitterten. Mit einem tiefen, kehligen Knurren schlug Chong wieder zu. Dieses Mal jedoch fester und das Knirschen klang irgendwie feuchter.
    Der Zombie regte sich nicht mehr.
    Und die Menge … rastete aus, jubelte und applaudierte.
    Chong ließ das Rohr sinken und schaute hinauf.
    Der Verkohlte hockte am Rand der Grube und grinste wie ein Ghul. »Junge, Junge, ist das zu fassen?«, bemerkte er. »Leute, sieht ganz danach aus, als hätten wir es mit einem echten Zombiekiller zu tun!«
    Die Menge jubelte. Dicke Geldbündel wechselten den Besitzer. »Gebt ihm noch einen!«, rief jemand, und sofort stimmten andere ein, bis es schließlich alle forderten.
    Â»Okay, okay!«, lachte der Verkohlte. »Der Kunde ist König. Nestor? Crab? Bringt uns einen neuen Gladiator. Wir wollen was ganz Frisches!«
    Die beiden Gehilfen verschwanden mit einem boshaften Grinsen, und die Wetten überschlugen sich, bis der Buchmacher schließlich rief: »Verdammt, lasst mich doch wenigstens mal zählen!«
    Chong versuchte, nicht zu zittern. Eigentlich war ihm nicht mehr kalt, doch er zitterte am ganzen Körper, während er aufdas nächste Monster wartete. Ein Schatten erschien über der Grube, und als Chong aufblickte, sah er den langen Ausleger eines hölzernen Krans über den Rand ausschwenken. An einem Seil zappelte ein um sich schlagender Zombie. Sobald seine Füße den Boden der Grube berührten, würde das Seil unter seinen Armen herunterfallen, und er war frei.
    Der Verkohlte beugte sich über den Rand. »Wir wollen die Ware nicht ein zweites Mal beschädigen«, meinte er und löste damit eine neue Welle derben Gelächters aus.
    Nestor und Crab drehten die Seilwinde und der zappelnde Zombie wurde in die Kampfgrube herabgelassen. Chong presste sich wieder

Weitere Kostenlose Bücher