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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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besaß keine Waffe und Benny fand, dass ihre Augen ängstlich schauten, vielleicht sogar ein wenig verstört. Und das konnte er ihr nicht verübeln. Wie sollte sie nach allem, was sie durchgemacht hatte, nicht fix und fertig sein?
    Mit erhobenem Bokutō schlich Benny langsam und leise über den Steg. Die Dunkelheit drohte, sie bald zu umschließen, und die letzten Strahlen des goldenen Sonnenlichts verschwanden gerade vom steilen Dach des Turms. Wände und Fenster waren gezeichnet vom Wetter und machten keinen allzu vertrauenserweckenden Eindruck: Hier und dort befanden sich schmierige Flecken und Streifen, bei denen es sich möglicherweise um getrockneten Schlamm handelte. Oder um etwas anderes ….
    Am Ende der Hütte blieb Benny kurz stehen und spähte vorsichtig um die Ecke. Der Steg war menschenleer, die Eingangstür stand halb offen.
    War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Er hatte keine Ahnung.
    Mit angehaltenem Atem schlich er weiter. Schweiß rann ihm von seinem glühenden Gesicht. Nach drei gedämpften Schritten erreichte er die Tür, wo er kurz innehielt, um wieder zu Atem zu kommen. Dann trat er die Tür auf. Die alten Angeln quietschten, als würden sie schmerzgequält aufschreien, und die Tür flog nach innen auf und krachte dort gegen etwas Weiches, das wie Blätter raschelte. Benny wartete auf einen Angriff … auf eine Bewegung. Doch es rührte sich nichts.
    Lautlos huschte er in die Hütte, schaute sich rasch um … und senkte sein Holzschwert.
    Abgesehen von ein paar Blättern und Zweigen, aus denen sich ein Tier in der Ecke hinter der Tür vor langer Zeit ein Nest gebaut hatte, und ein paar verschimmelten Möbelstücken war der Raum leer. In der hinteren Wand entdeckte Benny eine Tür mit der Aufschrift TOILETTE. Er ging darauf zu und öffnete sie vorsichtig. Das Licht war so spärlich, dass er nichts erkennen konnte. Benny nahm ein Streichholz aus seiner Tasche und rieb den Schwefelkopf am Türrahmen. Im plötzlichen Lichtschein sah er, dass sich in der winzigen Kabine nur eine Toilette und ein Waschbecken befanden, doch das Wasser war längst verdunstet und in den Ecken gammelten Abfall und irgendwelche Lumpen.
    Benny erstarrte. Misstrauisch hielt er das flackernde Streichholz weit vor sich, um einen zweiten, längeren Blick auf den Lumpenhaufen zu werfen, der in der Ecke zwischen Wand und Toilette eingekeilt war, bedeckt von Blättern und anderem Unrat. Der Boden war übersät mit den Chitinpanzern toter Insekten.
    Der Lichtschein des Streichholzes wurde vom Lauf einerPistole reflektiert, die zwischen alten Zweigen auf dem Fußboden lag.
    Nein … keine Zweige. Knochen.
    Benny legte sein Schwert ab und hob mit Daumen und Zeigefinger einen Zipfel des Lumpengewebes. Nun verstand er auch, worum es sich dabei handelte: Reste von Kleidung – eine braune, ehemals mit goldenem Band besetzte Uniform. Unter den Überresten lag ein alter Hut mit flacher Krempe und einem angelaufenen Abzeichen. Benny war einem Ranger zwar noch nie persönlich begegnet, hatte jedoch in Büchern Abbildungen von ihnen gesehen. Hier lagen die sterblichen Überreste des örtlichen Rangers. War er gebissen worden und hier hineingekrochen, um zu sterben? Nein … das ergab keinen Sinn. Schließlich wäre er sonst zum Zombie mutiert.
    Doch dann dachte Benny einen Moment über die Pistole nach und verstand allmählich: Der Mann war gebissen worden und dann hierhergekommen, um zu tun, was notwendig war, damit er nicht als Monster wiederkehrte. Und obwohl Benny wusste, dass so etwas wahrscheinlich Hunderttausende Male in aller Welt geschehen sein musste, machte ihn der Anblick unsäglich traurig.
    Bennys Streichholz war fast heruntergebrannt, doch er hatte noch genügend Licht, um in den Lumpen herumzustochern, bis er das Namensschild des Rangers fand.
    M. Horwitz.
    Â»Es tut mir leid«, murmelte Benny.
    War das hier die gleiche Rangerhütte, in der Tom und Mr Sacchetto mit ihrem Fernglas gesessen hatten?, fragte er sich. Allerdings deutete nichts direkt darauf hin und Bennyvermutete, dass in den Bergen wohl eine ganze Reihe ähnlicher Türme verstreut lagen.
    Er richtete sich auf, verließ die Toilette und eilte durch die Hütte und zurück über den Steg bis zu der Stelle, an der Nix noch immer kauerte. Trotz der Hitze zitterte sie und Benny spürte, wie ihn panische

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