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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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Angst erfasste: Bei den Pfadfindern hatte er etwas über Schock gelernt und wusste, dass dieser genauso gefährlich sein konnte wie eine Kugel. »Komm«, sagte er und hielt ihr beide Hände entgegen.
    Nix zögerte einen Moment; ihre Augen blickten wirr, als würden sie ihn nicht richtig erkennen. Dann streckte sie die Hände nach ihm aus und Benny zog sie hoch. Sofort schlang Nix die Arme fest um ihn und klammerte sich an ihn. Und nach einem winzigen Moment des Zögerns legte auch Benny seine Arme um ihre Schultern und ihren Rücken und drückte sie mit aller Kraft an sich.
    Während sie sich aneinanderklammerten, taumelten sie wie in einem ungeschickten Balletttanz zurück zur Tür und torkelten hindurch. Benny stieß die Tür zu, lehnte sich dagegen und rutschte zu Boden, wobei er Nix mit sich zog.
    Nix stieß nur ein einziges, verzweifeltes und herzzerreißendes Wort hervor: »Mom!«
    Sofort drückte Benny sie noch fester an sich und teilte seine Körperwärme mit ihr. »Ich weiß«, sagte er. Das war alles, was er sagen, und alles, was sie hören musste. Die Tatsache, dass er es wusste, dass er verstand, war für sie gleichermaßen wichtig wie schrecklich. Im nächsten Moment schluchzte Nix auf und war dann förmlich in Tränen aufgelöst – Tränen, die ihr das Gesicht hinabliefen und ihr die Kehle zuschnürten. Benny hielt siein den Armen und seine Trauer um sie, um ihre Mutter, um Mr Sacchetto … und um Tom war ein gewaltiger, unerträglicher Schmerz, der jede Faser seines Körpers erfasste.
    Sie hielten einander fest und weinten, während die Nacht sich um ihre winzige Zuflucht schloss. Und die Welt unter ihnen brodelte und gärte vor Mördern, lebenden wie toten.

TEIL VIER
FAMILIENGESCHÄFT
    D ie Angst geht nur so tief, wie der Geist es zulässt.
    Japanisches Sprichwort

Benny öffnete die Augen und erkannte, dass er geschlafen hatte … und dass er allein war. Die Rangerhütte war in völlige Dunkelheit getaucht. Er versteifte sich und tastete nach seinem Schwert, aber seine Finger griffen ins Leere. Doch dann erinnerte er sich, dass er das Bokutō in der Toilette zurückgelassen hatte.
    Â»Nix …?«, flüsterte er.
    Keine Antwort.
    Langsam, ganz langsam kam er auf die Knie und rappelte sich dann auf, wobei er angespannt auf Geräusche lauschte. Sein Hemdkragen war noch feucht von Nix’ Tränen, daher wusste er, dass er nicht lange geschlafen haben konnte. Eine halbe Stunde vielleicht?
    Benny trat hinaus ins Freie. Nix stand an der Ecke des Geländers, die Arme vor der Brust verschränkt. Ihr Haar wehte in der Brise. Am Himmel leuchteten eine dünne Mondsichel und unendlich viele Sterne. Sie schienen ihr Gesicht einzurahmen und ließen ihre Tränen glitzern, die wie Quecksilber über ihre Wangen liefen. Schweigend stellte Benny sich neben sie, stützte sich mit den Armen auf dem Geländer ab und schaute in die Weitedes Himmels. Das Sternenlicht spiegelte sich auf dem Baldachin der Blätter und das Meer der Bäume schien sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken.
    Â»Hast du irgendetwas gehört?«, wisperte er, während sie sich auf den Rand des Stegs setzten und die Füße in die Dunkelheit hinabbaumeln ließen.
    Â»Nein.«
    Â»Gut. Ich glaube, wir sind in Sicherheit«, sagte er und fügte dann lahm hinzu: »Hier oben, meine ich.«
    Nix nickte. In einem Baum in der Nähe sang eine Spottdrossel ihre vielstimmige Melodie.
    Â»Wenn es hell wird, sollten wir versuchen, den Weg in die Stadt zurückzufinden«, schlug Benny vor.
    Doch Nix schüttelte nur den Kopf. Ihre Weigerung konnte so vieles bedeuten, dass Benny seine Fragen nicht aussprach.
    Â»Morgie«, fragte sie. »Ist er …?«
    Â»Nein. Mit ihm ist alles in Ordnung. Oder wird es zumindest bald wieder sein. Sie haben ihn ziemlich heftig am Kopf verletzt, aber es heißt, er werde durchkommen.« Benny merkte, dass Nix sich für die nächste Frage wappnete, und er konnte sich ausrechnen, was nun kommen würde.
    Â»Meine Mom«, setzte sie an, während er stumm die Finger um die Kante der Metallplatten krümmte. »Sie haben gesagt, sie wäre … Sie meinten, dass sie …« Nix hielt inne, schüttelte den Kopf und versuchte es auf anderem Wege: »Sie wollten Tom ein Geschenk hinterlassen. So haben sie es genannt. Ein

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