Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe
Hafenbecken.
»Also hat Mr. Edmondson Miss Rosabels Drohung ernst genommen. Das ist gut.« Vikar Smith rollte die Seile im Boot auf.
Pom zuckte die Schultern.
»Was ist los mit dir?« Mertle berührte ihn am Arm. »Es ist doch alles wunderbar gelaufen.«
»Ich weiß nicht. Es lief zu glatt.« Pom suchte den Horizont mit kritischen Blicken ab. »Ich bin diesem Mr. Harrison Edmondson einmal begegnet. Ich kenne niemanden, der schleimiger und hinterhältiger ist als dieser Kerl.«
»Was willst du damit sagen?« Auch Mertle ließ nun ihren Blick über den Horizont schweifen.
»Ich meine bloß, dass mir das nicht gefällt«, sagte Pom. »Es war zu einfach.«
9. Kapitel
W ir haben ihn! Miss Victorine, er ist da!« Es war spät am Nachmittag, als Amy aufgeregt in das Cottage lief, den Brief von Harrison Edmondson fest in der Hand.
Pom folgte ihr gemächlicheren Schrittes.
Miss Victorine hatte die Schürze noch umgebunden, als sie aus der Küche eilte. Ihre Augen glitzerten. Coal, der Kater, sprang ihr neugierig hinterher. »Gott sei Dank! Jetzt können wir Seine Lordschaft endlich freilassen.«
»Ja, leider«, erwiderte Amy, aber sie konnte ihre Hochstimmung kaum verbergen.
Miss Victorine spürte, dass etwas in ihrem Schützling vorging, und sah Amy besorgt an. »Mein liebes Kind, Sie können es doch nicht für richtig befinden, einen jungen, gesunden Lord einzusperren.«
»Es hat ihm gutgetan.« Amy brach das Siegel.
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte die alte Dame.
Amy überflog die Zeilen. »Er hat ... gelernt, was Geduld ...« - immer noch haftete ihr Blick auf der Handschrift-»... bedeutet«, schloss sie schließlich.
»Was ist mit Ihnen, meine Liebe?« Miss Victorines Stimme bebte leicht.
Amy schaute auf. Miss Victorine und Pom sahen sie erwartungsvoll an. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte ... wie sie es ihnen beibringen sollte.
»Sagen Sie einfach, was Sie auf dem Herzen haben, Miss.« Pom stand vor ihr, beherzt wie eh und je, aber es war klar, dass er sich nicht länger mit den andauernden finanziellen Sorgen zufriedengeben wollte.
Miss Victorine wirkte klein und zerbrechlich wie immer und litt noch unter den Prellungen, die Lord Northcliff ihr in dem Gerangel zugefügt hatte.
Coal ließ sich die Sonne auf den Pelz scheinen und leckte sich den Bauch.
Und Amy hatte die treuherzigen Bewohner von Summerwind in diese Sache hineingezogen.
»Mr. Harrison Edmondson erklärt, er werde das Lösegeld nicht zahlen. Er schreibt... er schreibt, es täte ihm leid, aber wir müssten Lord Northcliff töten.«
»Ich verstehe das nicht. Es darf doch wohl nicht wahr sein, dass er glaubt, wir würden ihn wirklich töten.« Amy saß am Küchentisch und stützte den schmerzenden Kopf auf die Hände.
Miss Victorine runzelte verwirrt die Stirn. »Nun ... das werden wir ja auch nicht tun.«
»Aber das weiß er doch nicht!« Amy wollte entrüstet klingen. Stattdessen war sie vollkommen durcheinander. »Er weiß nicht, dass zwei Frauen einen verzweifelten Plan ausgeheckt haben. Aus seiner Sicht sind wir hartgesottene Verbrecher. Mörder. Selbst wenn er das Lösegeld zahlte, könnten wir den Marquess immer noch umbringen!«
»Wir könnten niemals einen Menschen umbringen.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Lord Northcliff ist so unausstehlich ...« Als Miss Victorine entsetzt nach Luft rang, wurde Amy nachgiebig. »Also gut, wir könnten ihn nicht töten.« Wenn er sich allerdings wie ein römischer Gott auf dem Bett räkelte oder sie wieder einmal anfuhr, als wäre sie ein leichtes Mädchen aus dem Dorf, dann dachte sie in ihrer Wut, dass der Tod noch zu gut für ihn wäre. »Aber das weiß Harrison Edmondson doch alles nicht!«
»Sie wiederholen sich.« Pom stand bei der Tür und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. »Mr. Edmondson war eben immer ein heimtückischer Bastard. Vielleicht glaubt er, dass Sie seinen Neffen sowieso töten, und es kümmert ihn nicht.«
Amy hob den Kopf und sah Pom entgeistert an. Die ganze Welt war verrückt, und jetzt war auch Pom nicht mehr ganz klar im Kopf.
»Pom, das ist ja entsetzlich, was Sie da sagen!« Miss Victorine klang regelrecht schockiert. »Ich mag diesen Harrison auch nicht, aber er ist bestimmt kein Mörder.«
»Nein, Miss Victorine. In diesem Fall wäre er ja auch gar nicht der Mörder«, betonte Pom geduldig. »Aber wenn er sich nicht schuldig machen will, warum schickt er dann nicht das Geld?«
»Weil wir zu viel verlangt haben.« Miss Victorine
Weitere Kostenlose Bücher