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Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe

Titel: Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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es gern zu seinem Vermögen machen«, gab Amy zurück.
    Pom drückte wieder Mertles Hand. »Ist er Ihr Erbe, Mylord?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete Jermyn kurz und ein wenig gereizt. Ihn ärgerte nicht die Frage an sich, sondern der Umstand, dass er etwas übersehen hatte, was auf der Hand lag. Sein Onkel wollte ihn umbringen. Und da er Onkel Harrison genau kannte, wusste er, dass es diesem Mann nicht um den Adelstitel, das Land oder das Ansehen ging, sondern einzig und allein um das Geld. Sein Onkel konnte den Preis jeder einzelnen Obstsorte und jedes Kleidungsstücks nennen und wusste noch genau, wie teuer ein Pferd gewesen war oder wie viel der Verkauf einer Kutsche eingebracht hatte. Dies war einer der Gründe, warum Jermyn seinem Onkel während der letzten Jahre so wenig Beachtung geschenkt hatte.
    »Er war immer schon ein furchtbarer Bursche«, merkte Miss Victorine an. »Ich kann mich noch erinnern, dass er Sie stets angestachelt hat, die waghalsigsten Dinge zu tun.«
    »Zum Beispiel?«, wollte Amy wissen.
    »Nun, Jermyn sollte geradewegs in einen auf ziehenden Sturm hineinsegeln, auf den Klippen klettern, allein in den Hochmooren Schottlands auf die Jagd gehen oder das wildeste Ross bändigen. Ich habe mich immer furchtbar aufgeregt, wenn mir derartige Dinge zugetragen wurden!« Auch jetzt war Miss Victorine ganz aufgebracht, rang ihre Hände und sah bekümmert aus.
    Amy nahm die Hände der alten Dame und streichelte sie.
    »Ja, das tat er.« Als junger Mann hatte Jermyn sich auf all diese abenteuerlichen Unterfangen eingelassen und Risiken auf sich genommen. Und die ganze Zeit hatte er sich in seiner jugendlichen Naivität gefreut, dass sein netter Onkel ihn zu Dingen ermunterte, die kein Vormund je erlaubt hätte. »Was war ich doch für ein Narr.«
    Amys Blick huschte zu ihm.
    »Du brauchst mir nicht zuzustimmen«, meinte er.
    »Keineswegs.« Sie klang brüsk und kühl. »Ich dachte nur, dass wir da etwas gemein haben.«
    »Ich habe nicht versucht, einen Narren aus dir zu machen«, sagte er schroff.
    »Nein, du wollest nur deinen Willen durchsetzen. Ganz nebenbei hast du mich dann zum Narren gehalten.« Ihre Brust hob und senkte sich vor Aufregung, und zwei rote Flecken überzogen ihre Wangen.
    Er stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab und lehnte sich vor, bis er so dicht vor ihr war, dass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu schauen. »Du bist anscheinend nicht bereit, mir zu vergeben, oder?«
    »Niemals.«
    »Noch vor einer Woche dachte ich genauso über dich, aber du hast mich eines Besseren belehrt.« Er kam noch dichter mit dem Kopf an sie heran, bis ihre Nasenspitzen sich beinahe berührten. »Ich werde versuchen, ob ich dich vielleicht doch noch umstimmen kann.«
    Sie hielt seinem einnehmenden Blick stand, und die Röte ihrer Wangen überzog bald ihr ganzes Gesicht. Sie hatte die Drohung begriffen, hatte die Verheißungen erkannt, die er ihr mit diesen Worten in Aussicht stellte. Dennoch entfuhr es ihr im Flüsterton: »Niemals.«
    Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Das werden wir ja sehen.« Er richtete sich wieder auf, stemmte die Hände in die Seiten und musterte Amy.
    Alle anderen schauten ihn und Amy an.
    Sie schaute in die Runde. Kummer lag in ihrer Stimme, als sie mühsam sagte: »Ich wünschte, ich könnte einfach fortlaufen und mich auf eine neue Reise begeben. Eine, die mich weit von hier wegführt.«
    Er hatte kein Mitgefühl für sie übrig. »Wenn du geschickt wärst, könntest du das tun.«
    »Ich kann doch Miss Victorine nicht allein lassen.«
    Und das verschaffte ihm mehr Befriedigung als alle anderen Erklärungen, die sie hätte Vorbringen können. Sie war nicht wie seine Mutter. Trotz all ihrer Probleme blieb Amy auf der Insel, aus Loyalität zu einer Frau, mit der sie nicht einmal verwandt war. Sobald Amy in Treue und Zuneigung an ihn gebunden war - und er hatte keine Zweifel daran, diese Gefühle in ihr hervorzurufen wäre sie für immer sein.
    Es war an der Zeit, seinen Plan in die Tat umzusetzen. »Pom und Mertle werden hier bei Ihnen bleiben, Miss Victorine, bis ich sicher sein kann, dass mein Onkel keine weiteren Mörder zur Insel geschickt hat.«
    Pom und Mertle nickten entschlossen.
    »Wo wird Amy bleiben?«, fragte Miss Victorine beinahe ängstlich.
    »Bei mir.« Leise sanken Jermyns Worte in die Stille der Küche.
    »Nein.« Entschieden schüttelte die alte Dame den Kopf, und für eine liebenswerte Frau ihres Alters blickte sie erstaunlich streng drein.

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