Lost Secrets (Gesamtausgabe)
die ganze Welt über ihr zusammenbrach. Und Eric hatte all das gesehen; hatte
sie
gesehen, ihren nackten, sich windenden Körper, ihre wippenden Brüste, ihr rotes Haar, das Mills mit einer fahrigen Geste von ihrem Rücken schob, um sie bemalen zu können, während er sie heftig ritt.
Als die Pinselspitze ihren Rücken berührte, lenkte sie den Blick auf die zittrigen Striche; und erstarrte.
Er schrieb.
Voller Fassungslosigkeit erkannte sie, dass er etwas auf ihren Rücken schrieb. Hastig wischte sie sich die Tränen aus den Augen und versuchte die Demütigung ihres eigenen Körpers auszublenden, sich nur auf die Buchstaben zu konzentrieren, die er mit blutroter Tusche auf ihre schneeweiße Haut malte.
Kalte Angst überlief sie, als das Geschriebene Gestalt annahm und als er den Pinsel zur Seite warf und seine Stöße beschleunigte, konnte sie ihren Rücken genau sehen, auf den in blutroten Lettern stand.
Sie alle!
Bezahlen!
Für
DICH!
Heather spürte die Übelkeit in sich aufsteigen, hörte ihr eigenes Stöhnen, war paralysiert, unfähig das Ausmaß und die Bedeutung dessen zu begreifen, was sie sah.
Er hatte all diese Frauen getötet, sie gefoltert und brutal ermordet; ihretwegen. Und er wollte es ihr zeigen, wollte ihr zeigen, dass es ihre Schuld war. Dass
sie
diese Frauen und Männer auf dem Gewissen hatte!
Immer schneller bewegte er sich in ihr. Sie erinnerte sich schmerzlich genau daran, wie es gewesen war. Ihr Stöhnen wurde lauter, kehliger, und als sie kam, wandte Mills den Kopf, sah direkt in die Kamera. Und lächelte!
*
Nachdem sich Heather durch die Schreibtische und an sich wundernden Kollegen vorbeigekämpft hatte, erreichte sie endlich die Toilette, eilte in eine der Kabinen und tat das, was in ihrer Situation das einzig Angebrachte war: Sie brach zusammen.
Die Hände vors Gesicht gepresst, sank sie mit tiefen Schluchzern an der Wand hinab, blieb mit angezogenen Knien auf dem Fußboden sitzen und wurde von einem Weinkrampf geschüttelt, der sie das letzte bisschen Kraft kostete, das ihr nach diesem schrecklichen Anblick, dieser unfassbaren Schuld, die von nun an auf ihr lastete, noch geblieben war.
Was für einen furchtbaren Fehler hatte sie nur gemacht? Was für ein irres, perverses Monster hatte sie in sich gehabt. Mein Gott, es war noch keine 24 Stunden her, dass sie mit Mills zusammen gewesen war. Sie spürte ihn noch auf sich, roch ihn an sich. Es war wie ein Mal, das sie niemals abwaschen, niemals würde loswerden können.
Es gab nur einen einzigen Moment in ihrem Leben, wo sie sich so restlos niedergeschlagen und verloren gefühlt hatte. Und das war der Tag von Jakes Tod gewesen.
In diesem Moment wusste sie wieder, wie allein sie war; und immer sein würde.
„Ich dachte mir schon, dass du hier bist, MacLean.“
Erics Stimme ließ sie zusammenzucken. Als sie den Blick hob, sah sie ihn nur verschwommen. Obwohl sie schniefte und blinzelte, gelang es ihr nicht sich zu fassen. Es war ihr so grenzenlos peinlich, dass er sie so gesehen hatte, und seine mitfühlende Stimme war noch eine Unze mehr an Demütigung.
„Das …“ Ihre Stimme war ein hilfloses, nasales Krächzen. „… das ist das Ende.“
Auch wenn sie nicht wusste, wovon es das Ende war, so fühlte es sich zumindest genauso an.
Eric ging vor ihr in die Knie, legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und zwang sie aufzusehen. Sie erkannte ihn durch ihren Tränenschleier kaum.
„Das ist noch lange nicht das Ende, Heather.“
Etwas Silbernes blitzte vor ihrem Gesicht auf und als ihr ein stechender Geruch in die Nase stieg, begriff sie, dass es der Flachmann war. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, griff sie danach und tank gierig ein paar Schlucke, bis ihre Kehle brannte und die Flasche leer war.
„Halt dich nicht zurück. Dort, wo das herkommt, gibt es noch mehr.“ Eric verharrte vor ihr. Und allmählich klärte sich ihr Blick ein wenig.
„Es tut mir so leid“, hauchte sie und spürte, wie wieder Tränen in ihr aufstiegen. „Es tut … dass du das sehen musstest.“ Sie schüttelte den Kopf und fing wieder an zu weinen. „Und all diese armen jungen Menschen …“
„Jetzt nicht“, unterbrach er sie. „Kannst du aufstehen?“
Natürlich konnte sie aufstehen. Heather stützte sich auf dem Fußboden ab, und versuchte sich aufzurichten, doch ihr Körper war so schwach, als hätte sie einen Marathon hinter sich gebracht. Sie versuchte es noch einmal, und sank dann wieder zurück auf den Fußboden.
Eric
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