Lost Secrets (Gesamtausgabe)
kannst, bei denen ich Kleidungsstücke ausziehe, bist du wirklich hart im Nehmen.“
„Das nennt man Galgenhumor, MacLean. Außerdem warst du arm dran.“ Er verzog das Gesicht. „Ich meine, … der Kerl ist hässlich wie die finstere Nacht! Außerdem schmächtig … – spärliche
Hardware
, wenn du verstehst.“
Er schaffte es doch tatsächliche Heather zum Lächeln zu bringen. Eine wirklich seltene Gabe, vor allem in ihrer momentanen Verfassung.
Sie nahm ihren Tee von der Glasplatte und blies hinein. Der Dampf brannte in ihren Augen.
„Und vor allem bringt er Leute um“, sagte sie leise und ernst. „Und zwar meinetwegen.“
Eric starrte auf die Sahnewölkchen in seiner Teetasse. „Zumindest scheint es so“, erklärte er wage.
„Wie meinst du das?“
„Gegenfrage: wie geht es deinem Kopf?“
„Beschissen. Warum?“
Er stand auf und ging zu einer Kommode, deren oberste Schublade er aufzog. „Ich will das mit dir durchsprechen. Es ist sieben Uhr abends. Wir essen dabei.“
Mit einer schwungvollen Bewegung warf er Heather etwas zu, das sich als ihre eigene Bluse entpuppte.
„Ist die gewaschen?“, fragte sie überrascht.
„Nein, mein Blut ist in Wirklichkeit Zaubertinte. - Natürlich ist die gewaschen! Ich warte in der Küche auf dich. Das Haus ist klein, du kannst dich nicht verlaufen.“
Eric wandte sich zum Gehen und Heather schlug die Decke zurück und robbte ihren schmerzenden Körper an die Bettkante.
„Hey, MacLean“, rief er, indem er sich im Flur nochmals umdrehte.
„Ja?“
Er grinste durch den Türspalt. „Jetzt hab ich doch eine Rothaarige im Bett.“
„Vollidiot.“
Noch ehe sie ein passendes Wurfgeschoss auswählen konnte, war er aus dem Zimmer verschwunden. Wenigstens ging er mit der Situation einigermaßen cool um.
Mit gespreizten Fingern fuhr sie sich durchs Haar und rieb sich dann das Gesicht. Ihre Augen waren geschwollen, und sie wusste beim besten Willen nicht mehr, wie und wann sie von ihrem Weinkrampf in einen komaartigen Tiefschlaf abgeglitten war. Da sie aber nicht vorhatte in ihrem Selbstmitleid zu ertrinken, sondern diesen verdammten Bastard aufzuspüren, streifte sie sich das ebenfalls blutverschmierte Unterhemd ab und zog ihre saubere Bluse über. Dann warf sie einen Blick auf ihre Turnschuhe, die ihr Eric offenbar ausgezogen hatte, beschloss dann aber barfuß hinüber zu gehen.
Neugierig musterte sie die Bilder an den Wänden und wunderte sich, wie gemütlich, ja regelrecht häuslich er eingerichtet war. Sie war sich nicht hundertprozentig sicher, was genau sie erwartet hatte, doch zweifellos eher Stahl und Glas, als Holz und warme Erdtöne.
Heather öffnete eine Tür, hinter der sie die Küche vermutete, und ging in das Zimmer. Sofort blieb sie stehen. Dies war keine Küche. Es war ein Miniaturfitnessstudio, in dem es aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Neben dem Laufband stapelten sich offenbar benutzte Handtücher, eine ramponierte Boxbirne hing von der Decke und unter dem Sandsack lagen einige leere Wasserflaschen neben zerrissenen Handbandagen.
„Du bist der erste Mensch, der es schafft sich in diesem Haus zu verlaufen.“ Eric stand mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen und betrachtete Heather missmutig.
Sie zeigte mit dem Daumen hinter sich. „Was ist hier denn passiert?“
„Ich habe trainiert.“
„Trainierst du immer mit der Abrissbirne?“
Seine Lippen waren zu schmalen Strichen zusammengepresst. „Nach meinem kleinen Videonachmittag hatte ich das dringende Bedürfnis mich abzureagieren, wenn du es genau wissen willst.“ Ohne ein weiteres Wort verschwand er aus dem Raum.
Heather blieb betreten zurück und sah sich noch einmal um. Wenn sie darüber nachdachte, wie er hier gewütet haben musste, um die Geräte in einen derartigen Zustand zu versetzen, bekam sie eine Gänsehaut. Unweigerlich schlang sie die Arme um sich selbst. Ganz offenbar nahm er die Sache doch nicht so cool auf, und hatte es ihr lediglich etwas leichter machen wollen mit seinen Scherzen.
Sie ging seufzend in den nächsten Raum, der tatsächlich eine kleine gemütliche Küche war, mit hellen Holzfronten und einem runden Esstisch in der Mitte.
„Sollte ich heute in noch ein Fettnäpfchen treten, …“
„… ertränke ich dich darin!“ Es klang nicht zwingend wie ein Scherz und obwohl sie es nicht wollte, bekam Heather Herzklopfen.
Dieser Kerl konnte durchaus respekteinflößend sein. Und in seiner heimeligen Küche wirkte er
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